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ECDC

Gesundheitsreport: Mehr neue Syphilis- als HIV-Fälle in Europa

Lange konnte die Syphilis zurückgedrängt werden, doch seit einigen Jahren mehren sich auf dem Kontinent die Infektionen mit der Geschlechtskrankheit. Besonders betroffen sind schwule und bisexuelle Männer.


Immer öfter gibt es in Europa die Diagnose Syphilis (Bild: Deutsche Aidshilfe)

  • 12. Juli 2019, 13:21h 60 4 Min.

Die Zahl der bestätigten Syphilis-Fälle in Europa hat sich in den vergangenen Jahren stark erhöht. Männer im Alter von 25 bis 34 Jahren infizierten sich im Verhältnis zu Frauen und anderen Altersgruppen besonders häufig mit der sexuell übertragbaren Krankheit, wie aus einem am Freitag veröffentlichten Bericht der EU-Agentur Europäisches Zentrum für Krankheitsprävention und -kontrolle (ECDC) hervorgeht (PDF, Englisch). Dies gelte vor allem Städter sowie für schwule und bisexuelle Männer. Offiziell wird diese Gruppe in Gesundheitsberichten als "Männer, die Sex mit Männern haben" (MSM) bezeichnet.

Für den Bericht hat das ECDC die Entwicklung der Syphilis von 2007 bis 2017 in 30 Staaten analysiert – in den 28 Ländern der Europäischen Union sowie in Norwegen und Island. Die Zahl der pro Jahr bestätigten Fälle stieg demnach seit 2010 um knapp 70 Prozent auf einen Rekordwert von 33.189. 2016 waren es 29.944 bestätigte Infektionen gewesen.

Die Zahlen bedeuteten, dass es erstmals seit Anfang der 2000er Jahre mehr bestätigte Syphilis- als HIV-Fälle in Europa gebe, erklärte das in Stockholm ansässige Zentrum. 2017 wurde nach ECDC-Angaben bei 25.353 Menschen HIV diagnostiziert, nach mehr als 31.000 Fällen im Jahr zuvor.

MSM-Anteil steigt an

Bei gut der Hälfte der registrierten Fälle wurde der Übertragungsweg festgehalten. Demnach wurde die Mehrzahl der Syphilis-Fälle bei MSM festgestellt (62 Prozent). Heterosexuelle Männer machten 23 Prozent aus, heterosexuelle Frauen 15 Prozent. Zuletzt stieg der MSM-Anteil dramatisch: Im letzten gemessenen Jahr 2017 erreichte dieser einen Höchststand von 77 Prozent (Hetero-Männer: 15 Prozent, Hetero-Frauen: 8 Prozent).

Verschiedene Länder meldeten sehr unterschiedliche Zahlen beim MSM-Anteil. So lag er in eher homophoben Ländern wie Lettland, Litauen und Rumänien bei unter 20 Prozent, in LGBTI-freundlichen Staaten wie Frankreich, Deutschland, Irland, den Niederlanden, Schweden und Großbritannien aber bei über 80 Prozent. Die Angaben beruhen in der Regel auf freiwilligen Selbstaussagen.

Gründe für Anstieg: Bareback-Sex und geringere Angst vor HIV

"Die Zuwächse bei den Syphilis-Infektionen, die wir in Europa sowie in anderen Ländern in aller Welt sehen, sind ein Ergebnis mehrerer Faktoren wie Sex ohne Kondom und mit mehreren Sexualpartnern, kombiniert mit einer geringeren Angst, HIV zu bekommen", stellte der Leiter des ECDC-Programms für HIV- und Geschlechtskrankheiten, Andrew Amato-Gauci, fest. Während des Zeitraums 2007 bis 2017 erfasste das ECDC insgesamt 260.505 bestätigte Syphilis-Fälle.

In Deutschland gab es von 2007 bis 2017 eine starke Zunahme der Erkrankungen von 4 auf 9,1 Fälle pro 100.000 Bundesbürger, verglichen mit einer aktuellen gesamteuropäischen Rate von 7,1 Fällen. Die Rate für 2017 entspricht 7.473 Infektionen im Bundesgebiet. Damit zählte Deutschland neben Island, Irland, Großbritannien und Malta zu den fünf Ländern, in denen sich die Rate seit 2010 mehr als verdoppelt hat. Estland und Rumänien dagegen meldeten einen deutlichen Rückgang.

Bereits Ende 2018 hatte das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin gemeldet, dass sich der Anstieg bei der Zahl der Syphilis-Infektionen in Deutschland fortsetze (queer.de berichtete). Insbesondere in Berlin und Hamburg erkrankten laut einem RKI-Bericht im Verhältnis zur Einwohnerzahl überdurchschnittlich viele Menschen.

Die Deutsche Aidshilfe sieht als einen Grund für den Anstieg der registrierten Fälle in Deutschland die zurückgehende Nutzung von Kondomen, was unter anderem wegen der besseren HIV-Therapie geschehe. Ein weiterer Grund sei vermutlich ein verbessertes Testverhalten. So seien schwule und bisexuelle Männer verstärkt zu regelmäßigen Syphilis-Tests aufgerufen worden.

Vor allem in den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts war die bakterielle Infektion mit der Ausbreitung von HIV/Aids und Safer Sex zurückgedrängt worden. Seit Jahren geht der Trend nun wieder in die umgekehrte Richtung. Oftmals verläuft Syphilis ohne Symptome. In anderen Fällen tritt meist wenige Tage oder Wochen nach der Ansteckung ein Geschwür zum Beispiel am Penis auf, das keine Schmerzen verursacht. Wird die Krankheit nicht mit Antibiotika behandelt, können weitere Anzeichen wie Fieber, Müdigkeit, Kopf-, Gelenk- oder Muskelschmerzen und geschwollenen Lymphknoten folgen. Jahre nach der Infektion sind Schädigungen des Gehirns und der Blutgefäße möglich. (dpa/dk)

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#1 gastAnonym
  • 13.07.2019, 11:32h
  • Und was sagt uns das?
    Zweierlei, nämlich die PREP nützt GAR NIX vor den anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Wie es schon bemerkt wurde, die Sorglosigkeit, weil man ja "geschützt" ist , nahm rasant zu.

    Und was war jetzt mit der Kampagne der Aidshilfen:
    ICH WEISS WAS ICH TUE?
    Ein Schlag ins Gesicht derer, die dafür kämpfen, dass die Community gesund bleibt.

    Der -leider-beste Beweis- dafür: Sie wissen eben NICHT, was sie tun.
  • Direktlink »
#2 KetzerEhemaliges Profil
  • 13.07.2019, 12:16h
  • Antwort auf #1 von gast
  • Woher wusste ich nur, dass gleich der erste Kommentar einer sein würde, der sagt "Seht Ihr - die PrEP nützt nix..."?

    Erstens wurde NIE behauptet, dass die PrEP gegen andere Infektionen als HIV sei. Übrigens schützen auch Kondome nicht vollständig gegen alle Infektionen. Und in vielen Fällen schützen Kondome schlicht gar nicht.

    Zweitens ABER ist es schlicht und ergreifend so, dass PrEP-Nutzer ihr 3-Monats-Rezept nach den vorgegebenen Regeln nur erhalten, wenn sie sich auch alle 3 Monate auf verschiedenste sexuell übertragbare Infektionen testen lassen. Das heisst, PrEP-Nutzer werden exponentiell engmaschiger auch auf ANDERE Infektionen als HIV kontrolliert als sonst irgendjemand.

    Mir kann keiner erzählen, dass sonst auch jeder sich alle 3 Monate auf all diese Infektionen testen liesse.

    Überlass die Argumentation doch also bitte lieber Fachleuten, statt hier mit dumpfem Bauchgefühl, aber falschen Argumenten angeblich zu "triumphieren".

    Bin ja gespannt, ob hier nun zum 100. Mal eine Anti-PrEP-Diskussion eröffnet wird. Es ist sooo ermüdend - und ewig grüßt das Murmeltier in Form derjeniger, die lieber Moralinsäure ätzen statt Fakten aus jahrelanger Forschung sprechen lassen.
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#3 SchlüssigAnonym
  • 13.07.2019, 12:19h
  • Antwort auf #1 von gast
  • Hierzu nochmal:
    Es ist irreführend hier den tatsächlich zu anerkennendenAnstieg der klassischen STD in den letzten Jahren in einem Atemzug mit den im Gegensatz dazu fast gleichbleibendem Zahl der Neuinfektionen mit HIV, auch Dank der therapeutischen Schutzwirkung der HIV Behandlung bei Positiven,
    zu nennen.
    Richtig ist das der Gebrauch von Kondomen nachlässt und daher Standard STD wieder stärker auf dem Vormarsch sind.
    Dies geschieht aber wie auch im Artikel beschrieben schon seit 10 Jahren, also lange vor dem Zurverfügungstehen oder gar Verschreiben von PrEP.
    Es handelt sich schlicht und ergreifend um die in Folge guter Behandlungsmöglichkeiten der HIV Infektion nachlassenden Ängste vor ungeschützten Sex.
    Die PrEP dagegen, korrekt verschrieben und die betroffenen Personen regelmäßig kontrolliert, wird eher zu einer auf Dauer niedrigeren Inzidenz der klassischen STD's führen.

    Bitte verzeiht mir die wortgleiche Ausführung, aber ich kann die ständigen Beweise hier bei diesem Thema, dass es zu viele Menschen gibt, die einfach nur von 12 bis Mittag denken, nicht unkommentiert stehen lassen.
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