Xavier Bettel ist seit 2015 der erste offen schwule Regierungschef des Großherzogtums Luxemburg (Bild: ITU Pictures / flickr)
Der luxemburgische Premierminister Xavier Bettel hat am Montag das Abschiedsessen der scheidenden israelischen Botschafterin in Belgien und Luxemburg, Simona Frankel, wegen homophober Äußerungen der Jerusalemer Regierung boykottiert. Wie israelische Medien melden, habe Bettel gegenüber Frankel erklärt, dass er damit seinen Protest gegen homophobe Äußerungen aus dem israelischen Kabinett zum Ausdruck bringen wolle.
Konkret wandte sich Bettel gegen Aussagen des kürzlich ernannten israelischen Bildungsministers Rafi Peretz. Der ultrarechte Politiker hatte erklärt, dass er Konversionstherapien zur "Heilung" von Homosexualität nicht nur unterstütze, sondern diese selbst angewandt habe (queer.de berichtete).
Zwar verurteilte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Äußerungen seines Ministers, beließ ihn aber im Amt. In den letzten Tagen gab es mehrere Protestaktionen gegen Peretz in Tel Aviv. Außerdem unterzeichneten 3.000 Lehrer eine Petition, in der sie die Absetzung des Ministers forderten. Andernfalls würden sie in den Streik treten, drohten die Pädagogen.
Bettel entschuldigte sich bei Botschafterin
Die Absage Bettels soll laut Medienberichten in letzter Minute erfolgt sein. Dadurch sei Bettels Stuhl beim Abschiedsessen am oberen Ende des Tisches frei geblieben. Bettel habe sich persönlich bei Botschafterin Frankel für seine Entscheidung entschuldigt und erklärt, dass die Absage keine Kritik an ihrer Person bedeute, da er sie sehr schätze. Gleichzeitig könne er nicht an israelischen Veranstaltungen teilnehmen, solange sich ein Kabinettsmitglied für Praktiken wie Homo-"Heilung" einsetze.
Die Absage Bettels ist in diesem Jahr bereits seine zweite bekanntgewordene Aktion, mit der er Homophobie in anderen Ländern anprangert. Im Februar hatte der Premier bei einem Gipfeltreffen der Europäischen Union und der Arabischen Liga im ägyptischen Scharm el Scheich die homophobe Haltung arabischer Länder kritisiert (queer.de berichtete).
In Luxemburg gab es auch Kritik an der Reaktion Bettels. Die deutschsprachige Zeitung "Privat" erklärte etwa in einem Kommentar, Bettel sei mit seiner Absage zu weit gegangen und habe eine diplomatische Krise ausgelöst.
Bettel ist bereits seit 2013 Regierungschef im zweitkleinsten Mitgliedsstaat der Europäischen Union. Während seiner ersten Amtszeit heiratete er 2015 seinen Partner Gauthier Destenay (queer.de berichtete)
Der 46-Jährige führt eine Koalition aus seiner liberalen Partei mit Sozialdemokraten und Grünen an. Vergangenes Jahr verteidigte der Bettel bei der Wahl die knappe Regierungsmehrheit (queer.de berichtete). (dk)
Ein Politiker, der zum wiederholten Male Haltung zeigt. Selten geworden in unseren Tagen.