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Nantucket/USA
Verfahren gegen Kevin Spacey eingestellt
Die Staatsanwaltschaft in Massachusetts lässt alle Anklagepunkte gegen den schwulen Schauspieler fallen.

Kevin Spacey in einem PR-Foto für die weltweit erfolgreiche Politserie "House of Cards", in der er 65 Folgen lang den korrupten Politiker Frank Underwood darstellte (Bild: Netflix)
- 18. Juli 2019, 10:51h 2 Min.
Erfolg für den tief gefallenen ehemaligen Film- und Fernsehstar Kevin Spacey: Die Staatsanwaltschaft in Nantucket (US-Bundesstaat Massachusetts) hat das bislang einzige Verfahren wegen sexueller Übergriffe gegen den 59-Jährigen fallen gelassen. Spacey hatten wegen sexueller Belästigung und Körperverletzung eines zum angeblichen Tatzeitpunkt 18-Jährigen fünf Jahre Haft gedroht.
Der junge Mann hatte Spacey vorgeworfen, ihn 2016 in einer Bar betrunken gemacht und dann unsittlich berührt zu haben. Der Schauspieler hatte im Januar auf nicht schuldig plädiert (queer.de berichtete).
Angebliches Opfer verweigerte die Aussage
Der Fall begann auseinanderzufallen, als das angebliche Opfer während einer Gerichtsanhörung am 8. Juli von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machte. In US-Verfahren dürfen Personen nach dem 5. Zusatzartikel der Bundesverfassung die Aussage verweigern, um sich nicht selbst zu belasten. Konkret wollte der 21-Jährige vor Gericht nicht sagen, ob er oder eine andere Person Kurznachrichten der angeblichen Tatnacht von seinem Handy gelöscht hatte. Das Mobiltelefon, auf das die Spacey-Verteidiger Zugriff verlangten, sei außerdem nicht mehr auffindbar, behauptete der Mann. Bereits vor zwei Wochen hatte er eine Zivilklage gegen Spacey ohne Angabe von Gründen fallengelassen.
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Für Spacey dürfte damit die Affäre noch nicht beendet sein: Noch immer stehen viele Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe auf junge Männer im Raum. Allerdings war der Nantucket-Fall bislang der einzige, der vor einem ordentlichen Gericht verhandelt wurde.
Gegen Spacey wurden im Rahmen der #MeToo-Bewegung seit Herbst 2017 mehrere Vorwürfe sexueller Übergriffe laut. Der Hollywood-Schauspieler soll es dabei auf junge Männer abgesehen haben. Die Welle ins Rollen gebracht hatte der offen schwule "Star Trek: Discovery"-Darsteller Anthony Rapp. Er berichtete, dass er vor drei Jahrzehnten als 14-Jähriger von einem angetrunkenen 26-jährigen Spacey bedrängt worden sei. Daraufhin veröffentlichte Spacey eine umstrittene Stellungnahme, in der dieser sich für die möglicherweise begangene Tat entschuldigte und sich als schwul outete (queer.de berichtete).
Nachdem immer mehr Vorwürfe publik wurden, zog sich der Oscar-Preisträger aus der Öffentlichkeit zurück – seine Karriere ist praktisch vorbei. Netflix ließ ihn in "House of Cards" nicht nur den Serientod sterben, sondern hält auch den abgedrehten Spacey-Film "Gore" über das Leben von Gore Vidal unter Verschluss. In Ridley Scotts ebenfalls abgedrehten Film "Alles Geld der Welt" wurde der Schauspieler nach dem Bekanntwerden des Skandals kurzerhand durch den 89-jährigen Christopher Plummer ersetzt. (dk)
