
https://queer.de/?34080
Liberalisierung
Blutspenden in Frankreich: Nur noch vier Monate Sexverbot für Schwule
Die Macron-Regierung lockert das Blutspendeverbot für Männer, die Sex mit Männern haben. Bis 2022 soll aber an der Ungleichbehandlung von Homo- und Heterosexuellen festgehalten werden.

e-coli / flickr) Das meiste schwule Blut wird vom Roten Kreuz und Co. noch immer nicht akzeptiert (Bild:
- 18. Juli 2019, 13:45h 2 Min.
In Frankreich dürfen schwule und bisexuelle Männer ab kommenden Jahr Blut spenden, sofern sie in den vorhergehenden vier Monaten keinen gleichgeschlechtlichen Sex gehabt haben. Das hat das französische Gesundheitsministerium am Mittwoch bekannt gegeben.
Bereits 2016 hatte Frankreich das generelle Spendeverbot für männliche Homosexuelle aus dem Jahr 1983 aufgehoben (queer.de berichtete). Allerdings durften seither nur diejenigen Männer Blut spenden, die zwölf Monate lang ohne gleichgeschlechtlichen Sex gelebt hatten.
Laut dem Gesundheitsministerium soll die neue Regelung ab dem 1. Februar 2020 gelten. Grund für die Einführung seien neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Die Änderung sei aber nur ein "erster Schritt" – ab dem Jahr 2022 sollen männliche Bi- und Homosexuelle gleich wie Heterosexuelle behandelt werden, man müsse aber vorher noch die potenziellen Risiken untersuchen.
Sehr unterschiedliche Praxis in der EU
Bislang behandeln nur sechs der 28 EU-Staaten Homo- und Heterosexuellen beim Blutspenden gleich. Dabei handelt es sich um Bulgarien, Italien, Lettland, Polen, Portugal und Spanien. In diesen Ländern wird nur das individuelle Risikoverhalten der Spender abgefragt, aber nicht ihre sexuelle Orientierung. Andere Länder wie Kroatien, Griechenland und Österreich halten demgegenüber am Totalverbot für Männer, die Sex mit Männern haben, fest – unabhängig davon, wie das Risikoverhalten des einzelnen ist.
In Deutschland dürfen schwule und bisexuelle Männer seit 2017 Blut spenden – allerdings nur, wenn sie zwölf Monate lang keinen gleichgeschlechtlichen Sex gehabt haben. Dieses Sex-Verbot gilt auch für monogame verheiratete Paare. Aids-Aktivisten bezeichneten die unterschiedliche Behandlung von Homo- und Heterosexuellen als "Unverschämtheit" (queer.de berichtete). (dk)
