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"Homo-Propaganda"
Oliver Stone lobt Putin für "sinnvolles" Gesetz gegen Homosexuelle
Der amerikanische Starregisseur von Filmen wie "Platoon", "Geboren am 4. Juli" oder "Snowden" bekundet Gefallen an der homophoben Politik Russlands.

Gage Skidmore / flickr) Oliver Stone sorgt immer wieder mit provokativen Äußerungen für Schlagzeilen – jetzt will er offenbar mit Homo-Hassern kuscheln (Bild:
- 22. Juli 2019, 12:03h 3 Min.
Der dreifache Oscargewinner Oliver Stone hat in einem Interview mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin das sogenannte Homo-Propaganda-Gesetz in Russland gelobt. Das geht aus der offiziellen Abschrift des Kreml hervor, die am Freitag veröffentlicht wurde. Dabei bezeichnete der Regisseur und Produzent das Gesetz gegen "Homo-Propaganda" als "sinnvoll".
Das 2013 landesweit in Kraft getretene Gesetz verbietet es angeblich aus Jugendschutzgründen, "nicht-traditionelle sexuelle Beziehungen" in der Öffentlichkeit zu propagieren, wodurch unter anderem CSD-Verbote gerechtfertigt oder HIV-Präventionskampagnen verhindert werden. Laut Menschenrechtlern führte es in Russland zu einem Anstieg von Hass und Gewalt (queer.de berichtete).
In dem laut Kreml am 19. Juni aufgenommenen Gespräch fragte Putin den Regisseur, was mit der amerikanischen Kultur los sei. Daraufhin erklärte Stone, dass er "schockiert" sei vom "Verhalten und dem Denken der neuen Generation". Der 72-Jährige kritisierte, dass in Zeitungen viel über nebensächliche Fragen diskutiert werde wie "Ich bin ein Mann, ich bin eine Frau, ich bin trangender, ich bin cisgender". "Das ist keine gesunde Kultur", so Stone.
Er fragte danach den Präsidenten nach dem russischen Gesetz, nach dem Homosexualität nicht in der Öffentlichkeit propagiert werden solle. Putin korrigierte den Regisseur, dass dieses Gesetz "Propaganda unter Minderjährigen" verbiete. Daraufhin sagte Stone anerkennend: "Ja, das ist das Gesetz, über das ich rede. Es scheint, als ob das wohl ein sinnvolles Gesetz ist."

Oliver Stones neuester Spielfilm "Snowden" wurde teilweise in Russland gedreht
Putin antwortete auf das Lob mit den Worten: "[Das Gesetz] erlaubt Menschen, erwachsen zu werden und dann zu entscheiden, wer sie sind und wie sie leben wollen. Es gibt danach keine Restriktionen", so Putin. Nach dieser Aussage wechselte Stone das Thema, ohne auf diese – nach Ansicht von LGBTI-Aktivisten mehr als fragwürdige Interpretation des Gesetzes – einzugehen.
Oliver Stone wurde bereits oft wegen seiner unkritischen Nähe zu Russland kritisiert. So argumentierte er 2016 in der Dokumentation "Ukraine on Fire", dass Russland das Recht gehabt habe, die Krim zu annektieren. 2017 führte er bereits für einen amerikanischen Pay-TV-Sender eine Interview-Serie mit dem russischen Staatschef durch, bei der Putin unter anderem erklärte, er würde nicht mit einem Schwulen duschen (queer.de berichtete).
Stone eckt immer wieder mit provozierenden Meinungen an – etwa 2010 mit Aussagen, dass der Antisemitismus von Adolf Hitler "missverstanden" worden sei und dass die Juden gegenwärtig die US-Medien kontrollierten und eine offen Diskussion über den Holocaust verhinderten. In diesem Jahr sorgte er unter Umweltschützern für Diskussionen, als er behauptete, dass der Klimawandel nicht mit erneuerbaren Energien bekämpft werden solle, sondern mit Atomkraft.
In den letzten Jahren war Stone nicht durch Homophobie aufgefallen. 1991 war er zuletzt mit LGBTI-Aktivisten zusammengeraten, die kritisiert hatten, das sein Film "JFK – Tatort Dallas" Homosexuelle nur als Bösewichte darstellte. Der unter Kritikern populäre Film mit Kevin Kostner thematisierte eine Verschwörungstheorie über die Ermordung von Präsident John F. Kennedy. (dk)
