Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?34144

"Welch elende Schande"

Bayreuther Festspiele: Buhrufe für schwarze Dragqueen

Nach dem Eklat bei der "Tannhäuser"-Premiere geht der britische Travestiekünstler Le Gateau Chocolat mit dem Bayreuther Publikum hart ins Gericht. Seine queere Identität sei "offensichtlich vielen von Euch fremd".


Le Gateau Chocolat performte mit Regenbogen-Einhorn am Weiher vor dem Festspielhaus und stand als Darsteller ohne Text mit Regenbogenfahne auch auf der Bühne bei "Tannhäuser" (Bild: Bayreuther Festspiele)
  • 27. Juli 2019, 13:10h 33 3 Min.

Nach der "Tannhäuser"-Premiere am Donnerstag bei den Bayreuther Festspielen geht der schwarze Travestiekünstler Le Gateau Chocolat mit dem Publikum hart ins Gericht. "Dass ich der EINZIGE Charakter war; Le Gateau Chocolat als Le Gateau Chocolat (keine Sprech- oder Singrolle), der auf dieser Bühne ausgebuht wurde, sagt viel darüber aus, wer ihr (immer noch) seid", schrieb er am Freitag auf Englisch auf Twitter und Facebook. Dem Regie-Team sei es wichtig gewesen, die queere Identität des Künstlers zu bewahren und zu zeigen. Es sei eine Identität, die "offensichtlich vielen von Euch fremd ist".

Dear Bayreuth, What a night. To be the ONLY character; Le Gateau Chocolat as Le Gateau Chocolat, (non speaking or…

Gepostet von Le Gateau Chocolat am Freitag, 26. Juli 2019
Facebook / Le Gateau Chocolat
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

Er erinnerte in seinem Post an Grace Bumbry, die "schwarze Venus". Die schwarze Opernsängerin stand 1961 in Bayreuth auf der Bühne. "Ich stand gestern Nacht auf ihren Schultern", schrieb der Künstler auf Facebook. "Um stolz das weiterzutragen, was wirklich keine Provokation sein sollte." Er richtete seinen Post an das "liebe Bayreuth" und fragte zum Schluss: "Die Frage ist also, 'Pilger', was genau buht Ihr da aus? Welch elende Schande."

Die Bayreuther Festspiele teilten den Post auf ihrer Facebook-Seite und schrieben: "George, wir alle lieben dich: als Mensch und Künstler!"

Heimlicher Star der Neuinszenierung

Le Gateau Chocolat ist der heimliche Star der Neuproduktion von Regisseur Tobias Kratzer. Er bildet darin als Mitstreiter der Venus den freiheitsbetonten Gegenpart zur strengen Hochkultur und tritt in der Pause mit einer Gesangseinlage im Park des Festspielhauses auf. Auf der Bühne hält er eine Regenbogenfahne.

Twitter / henning_queren | Gesangseinlage von Le Gateau Chocolat im Park
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

Nach der Premiere wurde die Dragqueen von weiten Teilen des Publikums gefeiert, erntete aber auch vereinzelte Buhs. Bei keinem anderen Darsteller gab es negative Reaktionen. Allerdings mussten auch das Regieteam und vor allem Dirigent Waleri Gergijew Unmutsbekundungen einstecken.

Gegen Gergijew hatte es bereits im Vorfeld der Bayreuther Festspiele berechtigte Proteste gegeben (queer.de berichtete). In den letzten Jahren hatte der russische Dirigent immer wieder Werbung für die Politik Wladimir Putins gemacht. So unterstützte er etwa 2008 den Krieg Russlands gegen Georgien und 2014 die Annexion der Krim durch das Putin-Regime. In Interviews verteidigte er auch das russische Gesetz gegen Homo-"Propangada" als notwendige Maßnahme gegen Pädophilie. Laut "Bild" sollen ihm Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und sein Ehemann Daniel Funke in Bayreuth nicht applaudiert haben.

Le Gateau Chocolat debütierte nach Angaben der Festspiele als Solokünstler 2011 beim Kunstfestival Adelaide Fringe. Er arbeitete mit der Zirkuskompanie La Clique/La Soirée und mit zeitgenössischen Komponisten wie Julian Philips, Jonathan Dove, Jocelyn Pook und Orlando Gough. Er hat mehrere Soloprogramme erarbeitet, sang am Royal Opera House in London und an der Oper in Sydney und war zuletzt in "Porgy and Bess" an der Regents Park Opera in London zu sehen. (cw/dpa)

#1 goddamn liberalAnonym
  • 27.07.2019, 13:39h
  • "und vor allem Dirigent Waleri Gergijew Unmutsbekundungen einstecken"

    Na, dann hat die Drag Queen also doch nicht als einzige Buhs eingesteckt, sondern auch der homophobe Staatsdirigent Putins. Der wohl noch deutlichere.

    Nebenbei: Wagner hatte mit schwulen Mitarbeitern und deren Lovern wohl schon im 19. Jahrhundert keine Probleme.

    Sein Sohn war ein ganz besonderer Fall.

    www.siegfried-wagner.org/html/endres.html
  • Direktlink »
#2 DiffamierungAnonym
  • 27.07.2019, 14:05h
  • Es geht bei diesen Buh-Rufen ausschließlich um das Dragqueen. Denn es stand mal eine Grace Bumbry auf der Bühne der Bayreuther Festspiele und sie erhielt 30 minütigen Applaus.

    Das ist so mies mit diesen ewigen Befindlichkeiten, dass einem übel wird.

    :-(

    ©BuntesUndSchönes
  • Direktlink »
#3 goddamn liberalAnonym
  • 27.07.2019, 14:17h
  • Antwort auf #2 von Diffamierung
  • Bumbry erhielt ebenso wie die Dragqueen neben Applaus auch ein paar Buhrufe, wohl von derselben Klientel, die sich anscheinend leider fortgepflanzt hat.

    Wichtiger sind mir die Buhs für den Putinisten.

    Das ist auch ein Signal an ostdeutsche Ministerpräsidenten, die vor dem Reaktionär im Kreml devot zu Kreuze kriechen.
  • Direktlink »

Kommentieren nicht mehr möglich
nach oben
Debatte bei Facebook

Newsletter
  • Unsere Newsletter halten Dich täglich oder wöchentlich über die Nachrichten aus der queeren Welt auf dem Laufenden.
    Email: