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"Welch elende Schande"
Bayreuther Festspiele: Buhrufe für schwarze Dragqueen
Nach dem Eklat bei der "Tannhäuser"-Premiere geht der britische Travestiekünstler Le Gateau Chocolat mit dem Bayreuther Publikum hart ins Gericht. Seine queere Identität sei "offensichtlich vielen von Euch fremd".

Le Gateau Chocolat performte mit Regenbogen-Einhorn am Weiher vor dem Festspielhaus und stand als Darsteller ohne Text mit Regenbogenfahne auch auf der Bühne bei "Tannhäuser" (Bild: Bayreuther Festspiele)
- 27. Juli 2019, 13:10h 3 Min.
Nach der "Tannhäuser"-Premiere am Donnerstag bei den Bayreuther Festspielen geht der schwarze Travestiekünstler Le Gateau Chocolat mit dem Publikum hart ins Gericht. "Dass ich der EINZIGE Charakter war; Le Gateau Chocolat als Le Gateau Chocolat (keine Sprech- oder Singrolle), der auf dieser Bühne ausgebuht wurde, sagt viel darüber aus, wer ihr (immer noch) seid", schrieb er am Freitag auf Englisch auf Twitter und Facebook. Dem Regie-Team sei es wichtig gewesen, die queere Identität des Künstlers zu bewahren und zu zeigen. Es sei eine Identität, die "offensichtlich vielen von Euch fremd ist".
Dear Bayreuth, What a night. To be the ONLY character; Le Gateau Chocolat as Le Gateau Chocolat, (non speaking or…
Gepostet von Le Gateau Chocolat am Freitag, 26. Juli 2019
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Er erinnerte in seinem Post an Grace Bumbry, die "schwarze Venus". Die schwarze Opernsängerin stand 1961 in Bayreuth auf der Bühne. "Ich stand gestern Nacht auf ihren Schultern", schrieb der Künstler auf Facebook. "Um stolz das weiterzutragen, was wirklich keine Provokation sein sollte." Er richtete seinen Post an das "liebe Bayreuth" und fragte zum Schluss: "Die Frage ist also, 'Pilger', was genau buht Ihr da aus? Welch elende Schande."
Die Bayreuther Festspiele teilten den Post auf ihrer Facebook-Seite und schrieben: "George, wir alle lieben dich: als Mensch und Künstler!"
Heimlicher Star der Neuinszenierung
Le Gateau Chocolat ist der heimliche Star der Neuproduktion von Regisseur Tobias Kratzer. Er bildet darin als Mitstreiter der Venus den freiheitsbetonten Gegenpart zur strengen Hochkultur und tritt in der Pause mit einer Gesangseinlage im Park des Festspielhauses auf. Auf der Bühne hält er eine Regenbogenfahne.
Twitter / henning_queren | Gesangseinlage von Le Gateau Chocolat im ParkRhythm is it in #Bayreuth bei @WagnerFestival, Drag Queen Gateau le Chocolat, die eben noch beim #Tannhäuser auf der Bühne im Festspielhaus stand, macht in der Pause mal eben Party auf dem Grünen Hügel, ja, Wagner kann verdammt viel Spaß machen. pic.twitter.com/LmHFfvxd0C
Henning Queren (@henning_queren) July 25, 2019
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Nach der Premiere wurde die Dragqueen von weiten Teilen des Publikums gefeiert, erntete aber auch vereinzelte Buhs. Bei keinem anderen Darsteller gab es negative Reaktionen. Allerdings mussten auch das Regieteam und vor allem Dirigent Waleri Gergijew Unmutsbekundungen einstecken.
Gegen Gergijew hatte es bereits im Vorfeld der Bayreuther Festspiele berechtigte Proteste gegeben (queer.de berichtete). In den letzten Jahren hatte der russische Dirigent immer wieder Werbung für die Politik Wladimir Putins gemacht. So unterstützte er etwa 2008 den Krieg Russlands gegen Georgien und 2014 die Annexion der Krim durch das Putin-Regime. In Interviews verteidigte er auch das russische Gesetz gegen Homo-"Propangada" als notwendige Maßnahme gegen Pädophilie. Laut "Bild" sollen ihm Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und sein Ehemann Daniel Funke in Bayreuth nicht applaudiert haben.
Le Gateau Chocolat debütierte nach Angaben der Festspiele als Solokünstler 2011 beim Kunstfestival Adelaide Fringe. Er arbeitete mit der Zirkuskompanie La Clique/La Soirée und mit zeitgenössischen Komponisten wie Julian Philips, Jonathan Dove, Jocelyn Pook und Orlando Gough. Er hat mehrere Soloprogramme erarbeitet, sang am Royal Opera House in London und an der Oper in Sydney und war zuletzt in "Porgy and Bess" an der Regents Park Opera in London zu sehen. (cw/dpa)

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Na, dann hat die Drag Queen also doch nicht als einzige Buhs eingesteckt, sondern auch der homophobe Staatsdirigent Putins. Der wohl noch deutlichere.
Nebenbei: Wagner hatte mit schwulen Mitarbeitern und deren Lovern wohl schon im 19. Jahrhundert keine Probleme.
Sein Sohn war ein ganz besonderer Fall.
www.siegfried-wagner.org/html/endres.html