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Zypern
Bischof verteidigt Aussage: Analverkehr der Eltern führt zu schwulen Kindern
Der Metropolit von Morphou meint, dass Mütter "unnatürliche" Verlangen auf ihre Kinder übertragen könnten. Den weltweiten Spott darüber kann er nicht verstehen.

Metropolit Neophytos bei dem inzwischen weltweit berüchtigten Auftritt in einer Schule in Akaki
- 29. Juli 2019, 12:59h 2 Min.
Ein Bischof der Kirche von Zypern hat absurde Aussagen zur Homosexualität, die ihn in der letzten Woche zur Zielscheibe von viralen weltweiten Spott machten, verteidigt: Gegenüber dem Portal politis.com.cy sagte der Metropolit von Morphou, Neophytos, am Freitag, diese Aussagen seien "die Position der Kirche und die Position der Heiligen der Kirche".
Die Zeitung "Cyprus Mail" hatte kurz zuvor von einem Auftritt des Bischofs vor Jugendlichen Ende Juni berichtet. Auf das Thema Homosexualität angesprochen, meinte Neophytos, es handle sich dabei um "ein Problem, das in der Regel von Eltern an ihr Kind übertragen wird". Dazu komme es, wenn das Paar während des Geschlechtsverkehrs oder der Schwangerschaft "unnatürlichen" Sex habe, womit er Analverkehr meine.
Wenn die Frau Analverkehr möge, dann werde "ein Verlangen geschaffen, das dann auf das ungeborene Kind übertragen wird", so der Bischof weiter. Ein Video des Vortrags ging zunächst in Zypern viral und wurde mit Spott übergossen – und mit zusätzlichen Fragen wie etwa der nach der "Entstehung" von Lesben. Dann folgten Berichte in Medien und Spott in sozialen Netzwerken weltweit.
In seiner neuen Stellungnahme betonte Neophytos noch, man solle sich seine gesamte Rede anschauen. In dieser verglich er Homosexualität laut "Cyprus Mail" mit einem Talent für Musik, das von einem Kind entwickelt werde. In der DNA würden viele Dinge aufgenommen, die ein Ungeborenes im Mutterleib mitbekomme. In seiner Rede hatte der Bischof seine These über die Entstehung von Homosexualität auf den "Heiligen Porphyrios" zurückgeführt. Der 1991 verstorbene griechische Mönch hatte Medienberichten zufolge Homosexuellen einst empfohlen, enthaltsam zu leben und für das Verschwinden ihrer Homosexualität zu beten.
Die orthodoxe Kirche Zyperns hatte erst vor wenigen Jahren gegen die Einführung von Lebenspartnerschaften für gleichgeschlechtliche Paare gekämpft, für die das Parlament dennoch Ende 2015 stimmte (queer.de berichtete). Erzbischof Chrysostomos II. hatte unter anderem gemeint, dass Staaten, die Homo-Paare rechtlich anerkennen, damit die "moralische Integrität schwächen". Christen sollten "Homosexualität verdammen".
Auf Druck der EU hatte das Land 2004 ein Antidiskriminierungsgesetz eingeführt und 2002 das Schutzalter auf 17 Jahre vereinheitlicht. Die mit britischem Kolonialrecht eingeführte Kriminalisierung Homosexueller wurde zuvor erst 1998 aufgehoben – in der international nicht anerkannten Türkischen Republik Nordzypern, in der auch das Bistum Morphou liegt, erst 2014 (queer.de berichtete). Im aktuellen Jahresranking von ILGA Europe zu LGBTI-Rechten liegt Zypern auf Platz 33 von 49 Ländern. (nb)
