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Ab Donnerstag im Kino

Zu viel Säure, zu wenig Vorhaut

Sasha hat alles, was er braucht, außer einen Vater und eine Vorhaut. Und etwas zu tun. Sein Kumpel Vanja ist vom Balkon gesprungen, und aus Langeweile trinkt Petja Säure. "Acid" ist ein stilles Porträt einer Generation junger Russen, die ohne Orientierung herumirrt.


"Acid" ist ein düsteres Porträt junger Menschen, die in fast ausweglosen politischen Verhältnissen aufwachsen (Bild: Edition Salzgeber)

Eine Party, gefolgt von einer Beerdigung, danach eine weitere Party: Nachdem Vanja sich vom Balkon gestürzt und Petja die Bestattung gecrasht hat, geht's erst einmal in einen Club. "Wenn du springen willst, spring!", hatte Petja seinem Kumpel auf dem Balkon noch zugerufen. Jetzt erzählt er den zu Techno Feiernden, dass Sasha beschnitten ist. "Um dich interessanter zu machen!"

Interessant ist das tatsächlich für den Künstler Vasilisk, der Sashas Schwanz unbedingt fotografieren will. Aus rein künstlerischen Gründen, versteht sich. Sonst taucht Vasilisk alte Heldenstatuen in Säure, es entstehen deformierte, entstellte Figuren. Die alten Vorbilder gelten nicht mehr, doch neue sind nicht in Sicht. Bedeutet nichts, aber verkauft sich gut, erklärt er sein Werk. Dabei sind alle Anwesenden doch nur auf der Suche nach Bedeutung.

Sasha und Petja sind nach einer Polizeirazzia bei Vasilisk gelandet, in seiner steril-weißen Labor-Atelier-Wohnung. Aus der künstlerischen Performance entwickelt sich eine Orgie, nur Sasha hat keine Lust.

Ein eigenwilliges und doch sehenswertes Debüt


Poster zum Film: "Acid" startet am 8. August im Verleih der Edition Salzgeber im Kino

Die Säure, eine klare, unscheinbare Flüssigkeit, dreht sich am nächsten Morgen auf dem Plattenspieler. Die Musik ist aus, alle schlafen, nur Sasha spielt mit dem Feuer. Mit der Säure. Irgendwie gelangweilt nimmt er einen Schluck, und spuckt die Flüssigkeit sofort aus. Aus dem Krankenhaus wird er mit einem dicken Pflaster übers halbe Gesicht entlassen. Absolutes Redeverbot.

Ja, "Acid" (Kislota) es ist ein etwas eigenwilliges Debüt, das der erst 27-jährige russische Schauspieler und Regisseur Alexander Gorchilin vorlegt und bei der diesjährigen Berlinale im Panorama seine Premiere feierte. Eigenwillig, weil der Film durch viele Leerstellen erzählt, undurchsichtig, weil wir die Personen nur sehr langsam und rudimentär kennenlernen, und uns doch zutiefst mit ihnen verbunden fühlen – insbesondere mit dem eigentlich schüchternen, verunsicherten Sasha (Filipp Avdeev), der seine Freundin nicht loswird und den seine Oma für schwul hält. Ist das wirklich nur eine Freundschaft zwischen Sasha und Petja? Wahrscheinlich weiß er es selbst nicht.

Party, Sex und Drogen reichen nicht mehr

Eigenwillig, und doch besonders sehenswert. Denn es gelingt Alexander Gorchilin eindrücklich, eine Generation zu zeichnen, der Orientierung und Vorbilder fehlen. Was aus Sashas Vater wurde, bleibt unklar, Petja hat zu seinem keinen Kontakt, bis er seine Hilfe braucht, ihre Mütter sind entweder zu einem Selbstfindungstrip ausgewandert oder desinteressiert. Es ist ein düsteres, pessimistisches Porträt dieser jungen Erwachsenen, die in verkrusteten, fast ausweglosen politischen Verhältnissen aufwachsen. "Ich habe Probleme", schreibt Petja, als er nicht mehr reden kann.

Probleme, die sich ohnehin nicht in Worte fassen lassen. Der Mangel ist nicht materiell, er liegt tiefer. Partys, Sex und Drogen reichen irgendwann nicht mehr, diesen Mangel zu betäuben. Alle sind verunsichert, auf der Suche nach Halt. Wenn sie ihn nicht finden können, werden sie leichtsinnig oder drehen durch. Oder beides.

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Infos zum Film

Acid. Drama. Russland 2018. Regie: Alexander Gorchilin. Darsteller: Filipp Avdeev, Aleksandr Kuznetsov, Aleksandra Rebenok, Arina Shevtsova, Savva Saveliev. Laufzeit: 98 Minuten. Sprache: russische Originalfassung mit deutschen Untertiteln. Verleih: Edition Salzgeber. Kinostart: 8. August 2019
Galerie:
Acid
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