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Nach El Paso und Dayton
USA: Abgeordnete macht queere Menschen für Massaker mitverantwortlich
Nach jeder Natur- oder von Menschen verursachten Katastrophe zeigen Homo-Hasser gerne auf sexuelle Minderheiten – das ist nach den US-Massakern vom Wochenende nicht anders.

Candice Keller lebt offenbar in einer sehr einfachen schwarz-weißen Welt (Bild: House of Representatives Ohio)
- 5. August 2019, 17:04h 2 Min.
Am Wochenende starben bei zwei mit Schusswaffen verübten Massakern in El Paso (Texas) und in Dayton (Ohio) mindestens 29 Menschen und einer der Schützen. Mindestens eine der Taten war rassistisch motiviert. Trotzdem versucht die republikanische Politikerin Candice Keller, die Schuld für die Grausamkeiten unter anderem auf heiratende Homosexuelle, Transpersonen und Dragqueens abzuschieben.
Keller, eine 2016 in ihrem Wahlkreis mit 65 Prozent der Stimmen gewählte Abgeordnete des Repräsentantenhauses von Ohio, warf auf Facebook "den Liberalen" vor, nach jeder Massenerschießung der anderen politischen Seite die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen. "Warum rügen wir nicht diejenigen, die es verdienen?", fragte sie – und führte als ersten von mehreren Gründen an, dass "der Zusammenbruch der traditionellen amerikanischen Familie (danke, Transgender, homosexuelle Ehe und Dragqueen-Fürsprecher)" an den Massakern schuld sei. Außerdem seien unter anderem Vaterlosigkeit, Videospiele, offene Grenzen, die Akzeptanz von Marihuana, Barack Obama, die Gottlosigkeit und ohnehin alle weinerlichen Linken ("Snowflakes"), die Trump nicht akzeptierten, mitverantwortlich an den Taten.
Der Eintrag ist inzwischen nicht mehr öffentlich einsehbar, sorgt aber in sozialen Medien derzeit für Aufregung. Keller bestätigte gegenüber "The Enquirer", dass der Text von ihr stamme.
Keller gilt als Waffennärrin
Keller machte sich vor allem als Aktivistin für das uneingeschränkte Recht auf Waffenbesitz einen Namen. Auf ihrer Website nimmt das Thema "Second Amendment", also der das Waffenrecht umfassende zweite Zusatzartikel zur US-Verfassung, den größten Raum ein, noch vor Themen wie Wirtschaft, Einwanderung oder Energiepolitik.
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In den USA gehört es für Erzkonservative immer wieder zum guten Ton, Homo- oder Transsexuelle für allerlei Katastrophen verantwortlich zu machen. So seien Schwule und Lesben Schuld an Hurrikans, weil sie mit ihrer sexuellen Orientierung den christlichen Gott erzürnen würden, behauptete etwa die angesehene rechte Kommentatorin Ann Coulter im Jahr 2017 (queer.de berichtete).
In der nationalen Debatte, wie auf die Massaker reagiert werden soll, spielen sexuelle und geschlechtliche Minderheiten freilich keine Rolle. Immer lauter werden Forderungen nach schärferen Waffengesetzen, was allerdings noch immer von vielen Republikanern und der mächtigen Waffenlobby abgelehnt wird. Statt den liberalen Waffengesetzen machen Republikaner meist "psychische Erkrankungen" für Massaker verantwortlich. (dk)
