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Polen
Bischof bittet Maria um Schutz vor "kranker LGBT-Ideologie"
Wenige Tage vor dem ersten CSD in der polnischen Stadt Plock warnt der örtliche Weihbischof vor "unmoralischen Märschen".

Milewski 2016 in einem Interview
- 7. August 2019, 19:26h 3 Min.
Der Kultur- und Wahlkampf gegen LGBTI-Rechte in Polen findet kein Ende. Trotz der Empörung über den Krakauer Bischof Marek Jedraszewski, der in der letzten Woche vor einer "Regenbogen-Pest" warnte, legte Bischof Miroslaw Milewski nur wenige Tage später nach.
Wie Medien am Dienstag berichteten, bat der 48-Jährige am Samstag bei der Weihe eines restaurierten Marienbildes in der Stadt Radzymin eben jene Maria, das Land "vor dem Bösen zu retten, das den Verstand und die Seelen der Polen erobern will", speziell vor der "kranken LGBT-Ideologie", die auf die traditionelle Familie ziele und gleichgeschlechtliche Partnerschaften fördern wolle.
"Maria, rette junge Leute, die nach ihrer Identität suchen, dass sie nicht von modischen Slogans über Freiheit und Toleranz verführt werden, die in Wirklichkeit zu Versklavung und Verderbtheit führen", betete der Bischof. "Schütze sie vor dem Ansturm halbnackter Menschen auf den Straßen polnischer Städte, die unter dem Motto der Gleichstellung der Geschlechter argumentieren, dass das Geschlecht zu jeder Zeit gewählt oder geändert werden kann."
Die Kirche als verfolgte Unschuld
Einen Teil der Predigt widmete Milewski, wie Jedraszewski in der Vorwoche, der "Profanierung" des populären Marien-Bildnisses "Schwarze Madonna von Tschenstochau": Nach homofeindlichen Äußerungen und Aktionen der katholischen Kirche hatten Aktivisten Ende April in Plock Flyer und Plakate verteilt, auf denen die Jungfau Maria und das Jesuskind auf dem ikonischen Bild mit einem Regenbogen-Heiligenschein statt einem goldenen dargestellt wurden (queer.de berichtete). Der harmlose Protest hatte zu teils absurden Medienberichten über eine "Entweihung" des Bildes (etwa durch Anbringen des Plakates auf Toilettenhäuschen), strafrechtlichen Ermittlungen und einen Aufschrei von Kirche und der Regierungspartei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) geführt.

Nachdem Aktivisten mit einer "Regenbogen"-Maria auf die kirchliche Ausgrenzung von LGBTI hinwiesen, sieht sich die Kirche als verfolgtes Opfer
Man schaue mit "Trauer und Schmerz" auf das, was "unchristliche Menschen mit dem heiligen Bildnis" getan hätten, so Milewski: Sie hätten einen Regenbogen, "das Zeichen von Homosexuellen-Bewegungen", um Marias Kopf gemalt, Videos davon im Internet veröffentlicht und "bei ihren unmoralischen Märschen" gezeigt.
Hetze kurz vor dem CSD
Die Klage des Bischofs über "unmoralische Märsche" und einen "Ansturm halbnackter Menschen" ist auch deswegen pikant, weil Milewski der (von Papst Franziskus ernannte) Weihbischof von Plock ist – in der Stadt mit 120.000 Einwohnern rund 100 Kilometer nordwestlich von Warschau planen für diesen Samstag LGBTI-Aktivisten den ersten "Marsch für Gleichberechtigung" der Stadt. Es wäre zugleich die erste CSD-Demonstration nach dem Pride in Bialystok vor drei Wochen.
Der erste CSD in der Stadt im Nordosten des Landes war auf überraschend viele Gegendemonstranten gestoßen, die mit Eiern, Steinen und Böllern gegen die Pride-Demonstration und die diese schützende Polizisten vorgingen (queer.de berichtete).
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Die katholische Kirche, die zuvor Stimmung gegen den CSD gemacht hatte, sprach sich danach gegen Gewalt aus – die Bischofskonferenz betonte aber zugleich, man müsse das "volle Evangelium" verkünden und "nicht aufhören, Todsünde als solche zu benennen" (queer.de berichtete).
Auch für Plock sind bereits Gegenveranstaltungen gegen den CSD angekündigt. Eigentlich hatte sich die Lage für LGBTI und ihre Veranstaltungen in den letzten Jahren in Polen verbessert. Nachdem sich der Warschauer Stadtpräsident Rafal Trzaskowski im Frühjahr in einer "Regenbogen-Erklärung" unter anderem für eine umfassende und LGBTI-inklusive Sexualaufklärung an Schulen verpflichtete, machte die regierende PiS-Partei daraus allerdings ein Thema zum damaligen Europa- und nun bevorstehenden Parlamentswahlkampf: "Die LGBT- und Gender-Bewegung bedroht unsere Identität und unsere Nation", meinte etwa der Parteivorsitzende Jaroslaw Kaczynski im April. Inzwischen ist daraus ein Dauerthema von PiS und Kirche unter scharfer Rhetorik geworden. So haben mehrere PiS-geführte Gemeinden und Regionen in den letzten Monaten Resolutionen gegen eine "LGBT-Ideologie" beschlossen. (nb)

Mehr zum Thema:
» Krakauer Erzbischof warnt vor "Regenbogen-Pest" (02.08.2019)
Natürlich nicht. Das sind keine Hardcore-Einzelkämpfer, wie es hier ein paar Foristen immer wieder gern verwässern wollen, das ist katholische Kirche in Reinkultur. Ekelhaft!
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