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Besitzer unterstützt Trump
USA: Boykottaufrufe gegen LGBTI-freundliches Fitnessstudio
Der Besitzer des unter Schwulen beliebten Fitnessstudios Equinox organisiert eine Benefizveranstaltung für Präsident Trump. In der Szene ist das für viele ein Dilemma.

Kann man ein LGBTI-freundliches Unternehmen unterstützen, wenn der Besitzer einen homophoben Politiker unterstützt? (Bild: Steam Room Stories)
- 9. August 2019, 14:47h 3 Min.
Aufruhr unter Muskel-Gays in den Vereinigten Staaten: Die beliebte Luxus-Fitnesskette Equinox steht in der Kritik, weil deren Besitzer eine millionenschwere Benefizveranstaltung für Präsident Donald Trump plant. In der aufgeheizten politischen Stimmung zwischen New York und Los Angeles führte dies zu Boykottaufrufen gegen Equinox und die angeschlossenen Ketten SoulCycle und Blink Fitness.
Der 79-jährige Milliardär Stephen Ross will am Freitag im Schickimicki-Bezirk Hamptons außerhalb von New York City einen Fundraiser für Trumps Wahlkampf abhalten. Die Veranstaltung richtet sich an gut Betuchte: Ein Foto mit dem Präsidenten soll laut CNN 100.000 Dollar kosten, für die Teilnahme an einer Diskussion mit Trump im kleinen Kreis werden 250.000 Dollar veranschlagt.
In sozialen Netzwerken debattieren Fans der Fitnesskette, ob sie ihre Mitgliedschaft wegen der als rassistisch und homophob kritisierten Politik des US-Präsidenten kündigen sollen. Dabei erhalten sie auch Unterstützung von Promis. So fragte der schwule Schauspieler Billy Eichner die Kette via Twitter: "Was sind eure Kündigungsregeln, wenn ein Mitglied rausfindet, dass euer Besitzer Rassismus und Massenmord fördert?"
Twitter / billyeichnerHey @Equinox – whats your policy for canceling memberships once a member finds out your owner is enabling racism and mass murder?
billy eichner (@billyeichner) August 7, 2019
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Auch der schwule Schauspieler Wilson Cruz ("Star Trek: Discovery") und der Frisör und Entertainer Jonathan Van Ness ("Queer Eye") haben Equinox für die Verbindungen zu Trump scharf kritisiert. Cruz startete außerdem eine Petition, in der gefordert wird, dass Equinox seine Unterstützung von Trump einstellt.
Twitter / jvnCancelled that membership @Equinox & as if! I never paid those outrageous non discounted ass soul cycle prices pic.twitter.com/L3Pf5N18P5
Jonathan Van Ness (@jvn) August 8, 2019
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Twitter / wcruz73Its important @equinox know WHY were going to cancel our membership. This fundraiser and its ties to Stephen Ross, is a betrayal to our communities after masquerading as a corporate ally during #Pride. You cant use us to make money and then use it to work against us. No. https://t.co/CFZhBmGdaV
Wilson Cruz (@wcruz73) August 7, 2019
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Für Freitagnachmittag riefen Aktivisten außerdem zu einer Protestaktion vor dem Equinox-Fintesscenter in der LGBTI-Hochburg West Hollywood auf.
Besonders kritikwürdig an Equinox sei nach Ansicht vieler Kommentatoren, dass die Kette in den letzten Jahren besonders unter sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten um Kundinnen und Kunden geworben hatte. Auf Twitter fasste ein Nutzer das Dilemma mit den Worten zusammen: "Ross hat sich uns gegenüber für Geld offen gezeigt, damit er Spenden für einen weißen Rassisten sammeln kann."
Twitter / Fedupwith45This isnt just a boycott because we disagree politically. Equinox and Soul Cycle literally built communities on inclusion, appealing to women and LGBTQ. You dont get it both ways! Ross exploited our values of all welcome for $ so he can fundraise for a white supremacist. Nope
Peyton James (@Fedupwith45) August 8, 2019
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In der queeren Presse ist man sich unsicher, wie man reagieren soll. So wird in einem Kommentar im LGBTI-Magazin "The Advocate" beklagt, dass man bei einem Boykott auch die vielen schwulen Mitarbeiter bestrafe, die nicht schuld seien an den politischen Aktivitäten des Equinox-Besitzers. "Wir wissen, dass ein Unternehmen mehr ist als eine Person", kommentierte John Casey. "Wenn wir uns verabschieden, gefährden wir auch die Zukunft derer, die sich für uns eingesetzt haben."
Ein schwuler Mitarbeiter von Equinox erklärte gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Newsweek": "Es ist furchtbar, dass [Ross] Trump unterstützt, aber die Kultur, die wir im Equinox haben, ist wundervoll und jeder wird akzeptiert."
Equinox distanziert sich von Trump-Event
Equinox Fitness hatte sich bereits am Mittwoch von der Spenden-Veranstaltung distanziert. "Wir wollen euch wissen lassen, dass Equinox und SoulCycle nichts mit dem Event zu tun haben und es auch nicht unterstützen." Das Unternehmen glaube an "Toleranz und Gleichbehandlung" und werde diese Werte immer hochhalten. Ross sei außerdem nur ein "passiver Anleger" und habe nichts mit dem Tagesgeschäft zu tun.
Equinox (@Equinox) August 7, 2019Twitter / Equinox
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Ross, dem unter anderem auch noch das Footballteam Miami Dolphins gehört, kann die Aufregung um seinen Fundraiser nicht verstehen: "Ich bin schon immer im demokratischen Prozess aktiv gewesen", so Ross nach Angaben von Bloomberg. "Ich kenne Donald Trump seit 40 Jahren. Wir sind nicht bei allen Themen einer Meinung – bei manchen Themen haben wir völlig unterschiedliche Ansichten. Aber ich habe nie meine Meinung verheimlicht." (dk)
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