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Katholische Kirche
Auch Prager Erzbischof verurteilt Homo- und Transsexualität als "Ideologie"
Die katholische Kirche setzt ihren politischen Feldzug gegen LGBTI-Rechte im Osten der EU fort: Jetzt hat auch der oberste Katholik in Tschechien seine Abneigung gegenüber sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten verkündet.

Petr Šálek / wikipedia) Dominik Duka ist der Chef der katholischen Bischofskonferenz in der Tschechischen Republik (Bild:
- 12. August 2019, 13:38h 2 Min.
Das Oberhaupt der katholischen Kirche in Tschechien, Dominik Kardinal Duka, hat sich einer umstrittenen Erklärung der polnischen Bischofskonferenz zur Homosexualität angeschlossen. Das berichteten tschechische Medien am Wochenende.
In der am letzten Donnerstag veröffentlichten Erklärung des polnischen Katholikenchefs Stanislaw Gadecki war die angebliche "LGBT-Ideologie" kritisiert worden, welche "die gesellschaftliche und zwischenmenschliche Beziehungen" revolutionieren wolle. Kritikern dieser "Ideologie" werde mit "Totalitarismus" begegnet. Gadecki appellierte daher an die rechtspopulistische Regierung in Warschau, LGBTI keine Rechte zu gewähren (queer.de berichtete).
Der Prager Erzbischof Duka rief auch seine slowakischen und ungarischen Kollegen auf, sich der Erklärung anzuschließen. "Ich nehme es als alarmierend wahr, dass die Themen der LGBT-Ideologie in letzter Zeit um atheistische und satanische Ziele ergänzt werden", erklärte der 76-Jährige, ohne diese Punkte näher zu erläutern. In einer Pressemitteilung seines Erzbistums wird zudem die "aggressive und manchmal hasserfüllte Rhetorik von Unterstützern der LGBT-Ideologie" kritisiert.
Gegenproteste beim CSD Prag
Anlass für die Äußerungen war offenbar der CSD in der tschechischen Hauptstadt am Wochenende. Beim Prague Pride kam es auch zu Gegenprotesten von religiös motivierten Aktivisten (queer.de berichtete).
Duka hatte bereits mehrfach mit homophoben Äußerungen für Aufmerksamkeit gesorgt. 2011 erklärte er etwa, dass es beim Prager CSD "nicht um die Frage der Toleranz für eine Minderheit" gehe, sondern um die "Propagierung eines freien Lebensstils, der weder verantwortungsbewusst noch würdig noch schön" sei (queer.de berichtete).
Anders als in Polen können gleichgeschlechtliche Paare in der Tschechischen Republik eine eingetragene Partnerschaft eingehen – und das bereits seit 2006 (queer.de berichtete). Ein Gesetzentwurf zur Ehe für alle wurde zuletzt im März im Parlament beraten und auf unbestimmte Zeit vertagt (queer.de berichtete).
Tschechien unterscheidet sich von Polen insbesondere durch den geringeren Einfluss der katholischen Kirche in die politische Debatte. Während sich in Polen fast 90 Prozent der Bevölkerung als katholisch definiert, sind es in Tschechien nur knapp über zehn Prozent. (dpa/dk)
