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Systematische Diskriminierung?
Queere Videomacher verklagen Youtube
Youtuber fühlen sich wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität von der Video-Plattform benachteiligt.

Mit den Hashtags #DontBeEvil, #BeEqual und #LGBTQvsGoogleYouTube wollen die Kläger auf ihren Fall aufmerksam machen (Bild: Twitter / @Pup_Amp)
- 15. August 2019, 12:36h 2 Min.
David gegen Goliath: Mehrere Youtuber aus der LGBTI-Community haben wegen angeblich systematischer Diskriminierung bei einem US-Bundesgericht in Kalifornien Klage gegen Youtube und den Mutterkonzern Google eingereicht. Die Videomacher werfen Youtube vor, ihren Content schlechter zu stellen als etwa von denjenigen, die LBGTI-feindliche Videos veröffentlichen.
In der Klageschrift wird dem weltweit führenden Videoportal vorgeworfen, LGBTI-Content oft durch Algorithmen schon Minuten nach der Veröffentlichung als ungeeignet einzustufen und die Macher damit von Werbeeinnahmen auszuschließen. Außerdem hätten LGBTI-Videomacher oft Probleme, Werbung in anderen Videos zu erwerben, heißt es weiter. Zudem würden Videos von homophoben Nutzern, die die LGBTI-Videomacher attackieren, oft besser gestellt als die eigenen; etwa würde dort Werbung erlaubt, während sie in den LGBTI-Originalvideos nicht gestattet werde. Bei den Empfehlungen nach Ende eines Videos würden zudem homophobe Macher bevorzugt.
Zu den Klägern der "Regenbogenkoalition" gehören Bria Kam and Chrissy Chambers, Chase Ross von uppercaseCHASE1, Amp Somers von Watts The Safeword, die trans-YouTuberin Lindsay Amer von Queer Kind Stuff und GNews!-Produzenten Celso Dulay und Chris Knight aus San Francisco.
Warnhinweise und Nazi-Mobbing
Dulay und Knight, die privat liiert sind, erklärten etwa, dass Youtube eines ihrer Urlaubsvideos als "Shocking Content" (schockierender Inhalt) gebrandmarkt habe. Auf Nachfrage habe ihnen dann ein Youtube-Mitarbeiter erklärt, dass das Video einen Warnhinweis erhalten habe, weil das Paar darin über sein Schwulsein sprach. Trans Youtuberin Amer beklagte, dass das Portal in ihrer Kommentarspalte Mobbing zugelassen habe, nachdem die Neonazi-Website "The Daily Stormer" einen Artikel über ihre Videos veröffentlicht hatte. Zudem seien völlig unspektakuläre Erzähl-Videos, die in ihren Titeln aber Worte wie "schwul" oder "trans" beinhalteten, von Youtube als obszön eingestuft wurden.
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Als problematisch eingestufte Videos sind oft erst nach einer Anmeldung der Nutzer sichtbar und werden häufig von einem Auftauchen in Suchergebnissen und der Vermarktung ausgeschlossen.
Immer wieder gibt es Kritik am "Jugendschutz" von Youtube, weil dieser LGBTI-Inhalte strenger bewerten würde als beispielsweise rechtsextreme Inhalte. Vergangenes Jahr beklagte etwa das deutsche Projekt #NoDiscrimination, das Youtube ein Antidiskriminierungsvideo blockiert habe, das zuvor von der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) ab null Jahren freigegeben worden war (queer.de berichtete). (dk)

Umso wichtiger wären starke europäische Konkurrenten.