"Cruising" auf amerikanischen Schildern bedeutet normalerweise ein unter Teenagern beliebtes Freizeitvergnügen, bei dem man mit einem Auto langsam an von vielen Passanten frequentierten Orten (etwa am Strand) entlangfährt. Aus diesem Begriff entstand das schwule Lehnwort, das auch auf Deutsch verwandt wird
In einem Park der amerikanischen Bundeshauptstadt Washington, D.C. hat die Polizei binnen eines Jahres 26 Männer wegen Cruising festgenommen. Wie das Szene-Magazin "Washington Blade" berichtet, wurden einige der Männer im Meridian Hill Park von zivil gekleideten Undercoverbeamten der Bundespolizei "United States Park Police" angelockt, die erst sexuelles Interesse bekundet hätten und dann ihre Handschellen klicken ließen. Den verhafteten Männern drohen Geldstrafen wegen ungebührlichen Verhaltens oder ähnlicher Vergehen. Der Park ist laut dem Bericht seit 50 Jahren ein Cruisinggebiet von hauptsächlich afro-amerikanischen Schwulen.
Anwalt John Albanes erklärte, diese Vorgehensweise sei "extrem bedenklich und erinnert an die Stonewall-Tage, als schwule Männer oft das Ziel von polizeilicher Diskriminierung" gewesen seien. "Die Taktiken, die hier angewandt wird, widersprechen einer anständigen Polizeiarbeit und sollten offengelegt werden", so Albanes weiter.
Polizei bestreitet Lockvogel-Prinzip nicht
Ein Sprecher der Parkpolizei leugnete gegenüber "Blade" nicht, dass die Undercover-Beamten unterwegs gewesen seien. Eduardo Delgado machte allerdings keine Angaben darüber, ob die Polizisten Cruiser angemacht hätten. "Die US-Parkpolizei hat mehrere Beschwerden über anstößiges Verhalten im Meridian-Park erhalten", sagte Delgado. "Wie bei anderen illegalen Taten reagieren wir auf diese Beschwerden." Polizisten in Zivil seien nur eine Methode, um die Täter "abzuschrecken, zu stoppen und/oder zu verhaften".
Immer wieder gibt es in den USA Beschwerden darüber, dass Polizisten versuchten, in Cruisinggebieten schwule Männer mit sexualisiertem Verhalten zu sexuellen Handlungen zu bewegen. Der bekannteste Cruiser, der von einem Zivilpolizisten erst geködert und anschließend verhaftet wurde, war 1998 George Michael. Der Vorfall mit dem damals ungeouteten Sänger ereignete sich in einem Park in Los Angeles – und bedeutete praktisch ein Outing. Der Brite wurde am Ende zu einer Geldstrafe in Höhe von 810 Dollar, 80 Stunden gemeinnütziger Arbeit und einer psychologischen Beratung verurteilt.
Als Protest gegen das Polizeiverhalten veröffentlichte Michael ein halbes Jahr nach dem Vorfall das Lied "Outside", das insbesondere in Europa, aber weniger in den USA, erfolgreich war. Darin sind Verhaftungen wegen "unsittlichen Verhaltens" und zwei sich küssende Polizisten zu sehen. Der Polizist, der Michael festgenommen hatte, sah sich durch das Video verspottet und verklagte Michael auf zehn Millionen Dollar. Die Klage wurde abgewiesen. (dk)