George Kardinal Pell verging sich offenbar an Kindern, während er von der Kanzel aus Homosexuelle beschimpfte
Der Oberste Gerichtshof des australischen Bundesstaates Victoria hat am Mittwoch die Verurteilung des 78-jährigen Kardinals George Pell bestätigt. Pell war im Frühjahr von einem Geschworenengericht wegen sexuellen Missbrauchs von zwei damals 13-jährigen Chorknaben zu einer Haftstrafe von sechs Jahren verurteilt worden und sitzt seither im Gefängnis (queer.de berichtete). Der katholische Würdenträger, der bis 2017 als vatikanischer "Finanzminister" die Nummer drei in der Kirchenhierarchie war, galt innerhalb der Glaubensgemeinschaft als homophober Hardliner.
Die Entscheidung des Supreme Courts in Melbourne erfolgte nach einer zweitägigen Anhörung Anfang Juni. Sie war nicht einstimmig gefallen, sondern mit einer Mehrheit von zwei zu eins Richterstimmen. Da Pell weiterhin seine Unschuld beteuert, wird erwartet, dass er Rechtsmittel vor dem höchsten australischen Gericht, dem High Court in der Hauptstadt Canberra, einlegen wird.
Unabhängig von diesem Verfahren sind vor Gerichten mehrere Zivilklagen von mutmaßlichen Missbrauchsopfern Pells anhängig. In einem Zivilprozess ist es in Australien deutlich einfacher als in einem Strafprozess, eine Verurteilung zu erreichen.
Vatikan will Urteil respektieren
Der Vatikan will mit einer Einschätzung zum Fall bis zu einer endgültigen Entscheidung des Höchstgerichts warten. Ein Sprecher erklärte, man werde das Urteil der australischen Justiz respektieren. Es wird erwartet, dass die Kirche Pell vom Priesteramt verstoßen wird, sollte die Verurteilung Bestand haben.
Das Verfahren hatte in Australien einen Medienrummel ausgelöst. Dabei erhielt Pell trotz der Vorwürfe Unterstützung von vielen Konservativen: In rechtsgerichteten Medien, die zum großen Teil vom australischstämmigen US-Medienmogul Rupert Murdoch ("Fox News Channel") kontrolliert werden, wurde er als Opfer einer Verschwörung dargestellt. Unterstützung erhielt Pell auch von den ehemaligen Premierministern John Howard (1994-2007) und Tony Abbott (2013-2015), zwei LGBTI-feindliche Politiker der konservativen Partei.
Von Pell, der 2003 von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal ernannt worden war, sind seit Jahrzehnten homophobe Äußerungen überliefert. Von ihm stammt etwa der Ausspruch: "Homosexuelle Aktivitäten sind eine größere Gesundheitsgefahr als Rauchen." In einer Messe weigerte er sich im Jahr 2002, schwulen und lesbischen Gläubigen, die mit Regenbogenschleifen zum Gottesdienst erschienen waren, die Kommunion zu erteilen – und sagte zu ihnen: "Gott hat Adam und Eva erschaffen und nicht Adam und Steve." Jahrelang kämpfte er zudem dafür, dass gleichgeschlechtliche Paare auch vom Staat nicht anerkannt werden. (dk)
Ich hoffe, sein Gott wird ihm dereinst das richtige Strafmaß geben, denn das Gericht war meiner Meinung nach zu milde.