Eine "Straight Pride"-Demonstrantin mit der Botschaft: "Herr, vergib uns und unserer Nation" (Bild: Screenshot ABC10)
Pleiten, Pech und Pannen beim ersten "Straight Pride" in der zentralkalifornischen Großstadt Modesto. Nach wochenlanger Berichterstattung in den Lokalmedien wollten ganze 20 Menschen den "Stolz" auf ihre Heterosexualität in die Öffentlichkeit tragen.
Eigentlich wollten die Organisatoren des "Straight Pride" in einem beliebten öffentlichen Park demonstrieren. Die Polizei verweigerte ihnen dafür aus Sicherheitsbedenken aber die Genehmigung. Ein Sprecher der Stadt erklärte, dass die Gruppe keine Haftpflichtversicherung habe, diese aber für eine derartige Veranstaltung notwendig sei.
Daraufhin mieteten die Organisatoren einen Veranstaltungsraum – der Besitzer kündigte den Vertrag aber kurz vor dem Termin, weil er nicht über die Intention der Veranstaltung informiert gewesen sei. Die "Straight Pride"-Aktivisten entschieden dann, vor einer Frauenklinik von der Wohltätigkeitsorganisation Planned Parenthood zu demonstrieren. Diese Kliniken sind unter vielen Konservativen verhasst, weil sie auch Abtreibungen anbieten.
Am Freitag hatten bereits 250 Menschen in der Stadt gegen den "Straight Pride" demonstriert. Diese Veranstaltung war von Matthew Mason mitorganisiert worden, dem 28 Jahre alten schwulen Sohn einer der "Straight Pride"-Organisatorinnen. Mason hatte seiner Mutter Mylinda vorgeworfen, Hass zu verbreiten: "Die glauben, dass die westliche Zivilisation heterosexuell, weiß und christlich sein sollte", erklärte Mason. "Die wollen ein Kulturkrieg. Diese Rhetorik kenne ich schon mein ganzes Leben lang."
"Straight Pride"-Organisatorin Mylinda Mason und ihr schwuler Sohn Matthew Mason leben in zwei völlig unterschiedlichen Welten
"Straight Prides" werden von Bürgerrechtlern als Hassveranstaltungen bezeichnet. Zudem seien sie nicht nur gegen Homosexuelle gerichtet, sondern gegen alle, die nicht dem Klischee des gottesfürchtigen weißen Amerikaners entsprechen. Der Dachverband "National Straight Pride Coalition" bekräftigt etwa auf seiner Website, dass man neben Heterosexualität und den traditionellen Geschlechterrollen auch das Christentum und weiße Personen besonders schützen müsse.
Für den kommenden Sonntag ist auch ein "Straight Pride" in Boston geplant (queer.de berichtete). Dabei zeigten die Veranstalter auch die Logos mehrerer großer Unternehmen auf ihrer Website. Inzwischen haben mehrere Firmen, darunter Netflix, die Organisatoren öffentlich aufgefordert, ihr Unternehmen nicht mit der Hassveranstaltung in Verbindung zu bringen (queer.de berichtete).
In der amerikanischen Presse fanden "Straight Prides" – mit Ausnahme von rechten Portalen wie "Breitbart News" – ein niederschmetterndes Echo: "Noch nie hat eine Person in Nordamerika ihren Job verloren, weil sie weiß oder hetero ist. Noch nie wurde jemand dumm angemacht oder attackiert, weil er Händchen mit einen verschiedengeschlechtlichen Partner gehalten hat", hieß es etwa vor wenigen Wochen in einem Kommentar der Tageszeitung "USA Today". "Es gibt aber in dieser Gruppe eine gesellschaftliche und systematische Privilegierung, in deren Genuss viele Mitglieder der LGBTQ-Community in Nordamerika nicht kommen – und mit Sicherheit auch nicht in anderen Ländern der Welt." (dk)