80 Einsatzkräften der Feuerwehr versuchten 2017, den Brand zu löschen, bei dem drei Menschen ihr Leben verloren
Die juristische Aufarbeitung des Brandes im Berliner Saunaclub "Steam Works" in der Kurfürstenstraße beginnt: Am Freitag startet laut "Morgenpost" vor dem Landgericht ein Prozess gegen zwei Geschäftsführer der Betreibergesellschaft, den Betriebsleiter der Sauna sowie einen Gast, der eine Zigarettenkippe weggeworfen und so den Brand erst ausgelöst haben soll. Den Angeklagten wird fahrlässige Tötung und fahrlässige Brandstiftung, zum Teil durch Unterlassen, vorgeworfen.
Bei dem Brand am Abend des 5. Februar 2017 waren in der schwulen Sauna drei Männer getötet und einer schwer verletzt worden (queer.de berichtete). Rund 30 weitere Besucher konnten sich damals ins Freie retten.
Dem 37-jährigen Besucher Tareq Al T., der nach einer Fotofahndung ermittelt werden konnte, wird vorgeworfen, eine noch glimmende Kippe achtlos in einem Abfallbehälter entsorgt zu haben. Diese entzündete dann die Plastikmülltüte und löste die Katastrophe aus.
Ebenfalls angeklagt sind der 44-jährige Fabian W. und der 42-jährige Marcel M., die es als Geschäftsführer der Betreibergesellschaft unterlassen haben sollen, notwendige Umbauarbeiten durchzuführen. Laut den Behörden erfüllte der Sauna-Club nicht die Brandschutzbestimmungen.
Rettungswege zugestellt
Als vierter Angeklagte muss sich der 33-jährige Timo Z. verantworten. Der Sauna-Betriebsleiter wird dafür verantwortlich gemacht, dass sich die Entrauchungsanlage in einem desolaten Zustand befunden und hochgiftigen Rauch nicht ausgetauscht habe. Auch seien Notausgänge nicht beleuchtet gewesen.
Außerdem sei Z. für zugestellte Rettungswege verantwortlich gewesen, die die Feuerwehrleute behinderten. Möglicherweise hätten die drei Todesopfer sonst noch gerettet werden können. Beim Prozess sollen auch Überlebende des Brandes aussagen. Insgesamt sind fünf Verhandlungstage angesetzt.
Unter den früheren Namen "Apollo Sauna" und "Apollo Splash Club" war der Sauna-Club in der Nähe des Bahnhofs Zoo fast vier Jahrzehnte lang eine (West-)Berliner Institution gewesen. Erst wenige Wochen vor dem verheerenden Brand war er nach mehreren Monaten des Umbaus unter dem neuen Namen "Steam Works" wiedereröffnet worden. Weil die Umbauten ohne Genehmigung erfolgten, sprach das Bezirksamt eine Woche nach dem Brand eine Nutzungsuntersagung aus (queer.de berichtete).
Der Brand hatte noch weitere Folgen für die schwule Szene: Das Berliner Ordnungsamt schloss etwa mehrere Darkrooms im Nollendorf-Kiez, weil diese angeblich nicht den baurechtlichen Bestimmungen entsprachen (queer.de berichtete). (dk)