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Ende des Versteckspiels
USA: Footballspieler outet sich als bisexuell
Ryan Russell erzählt davon, wie er jahrelang Angst vor einem Outing durch die Medien hatte.

Ryan Russell verheimlichte jahrelang seine Bisexualität, hat jetzt aber genug vom Versteckspiel (Bild: ESPN)
- 2. September 2019, 15:30h 2 Min.
Der American-Football-Spieler Ryan Russell hat sich in einem Essay, das vergangenen Donnerstag auf der Internetseite des US-Sportsenders ESPN veröffentlicht wurde, als bisexuell geoutet. Der 27-Jährige hatte früher bei den NFL-Vereinen Dallas Cowboys und Tampa Bay Buccaneers gespielt und sucht derzeit einen neuen Verein. Er hatte seit letztem Jahr wegen einer Schulterverletzung bei keinem einzigen Spiel dabei sein können.
Russell erklärte in seinem Essay, er habe früher panische Angst vor einem Outing gehabt, weil Footballspielen sein Kindheitstraum gewesen sei – und er habe damals gedacht, dass ein offen bisexueller Spieler nicht akzeptiert werden würde. So habe einmal ein "sehr bekannter Blogger" ein Bild von ihm und seinem Freund online entdeckt und angefragt, ob er schwul sei. Er habe ihm dann die Wahrheit geschrieben und gebeten, ihn nicht zu outen. Der Blogger habe diesen Wunsch erfüllt.
Instagram / rkrelentless | Auf Instagram stellt Russell seinen Freund vor
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"Auch wenn es offen queeren Menschen in jedem Aspekt des öffentlichen Lebens gut geht – in der Politik, in der Unterhaltungsindustrie, in den größten Unternehmen Amerikas – sind sie im Profisport so unsichtbar, dass ein Klatschblogger einem bisexuellen Footballspieler einen großzügigen Gefallen tat, indem er nicht veröffentlichte, dass dieser mit Männern ausgeht", schrieb Russell. Der 27-Jährige forderte, dass es möglich sein müsse, in jedem Beruf offen zu sein.
Öffentlich erhält Russell viel Unterstützung für sein Coming-out. So beglückwünschte das lesbische Tennisidol Billie Jean King via Twitter den Footballer. Es sei inspirierend, wie er den Coming-out-Prozess für zukünftige Generationen von queeren Athleten einfacher machen wolle, schrieb die 75-Jährige, die in ihrer Karriere sechs Mal Wimbledon im Einzel gewinnen konnte.
Twitter / BillieJeanKingCongratulations to Ryan Russell for sharing his truth and living an authentic life! His desire to make this process easier for LGBTQ professional athletes in the future is inspiring. #EqualityForAll https://t.co/PR9zFOJS89
Billie Jean King (@BillieJeanKing) August 29, 2019
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Von diesem Tweet zeigte sich Russell besonders gerührt: "Das war ein Augenblick, der mich überwältigt hat, weil ein so großer Star sie meinen Namen erwähnt hat. Das ist riesig", erklärte der Sportler.
Nur sehr vereinzelt gab es bereits in US-Ligen der Männer Coming-outs von Sportlern während der aktiven Laufbahn. In der amerikanischen Footballliga NFL wurde bislang mit dem offen schwulen Michael Sam nur ein offen schwuler Spieler verpflichtet (queer.de berichtete). Sam konnte sich aber in der Liga nie durchsetzen und beendete gut ein Jahr nach seinem Coming-out die Karriere. Außerdem sprachen die Fußballer Robbie Rogers und Collin Martin und Basketballer Jason Collins offen über ihre Homosexualität. (dk)
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Nicht falsch verstehen: ich zweifle die Existenz echter Bisexualität keineswegs an.
Dasselbe gilt aber auch für Bisexualität als erste Coming-Out-Stufe - sozusagen als Homosexualität Light (ein Phänomen, was es leider noch viel zu oft gibt.