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"Bitte vergebt mir"
USA: Langjähriger Homo-"Heiler" outet sich als schwul
Vor 20 Jahren gründete McKrae Game eine Organisation, um sich und andere von Homosexualität zu "heilen". Jetzt tut ihm das alles schrecklich leid.

Mehr als sein halbes Leben verbrachte McKrae Game damit, sich von seiner Homosexualität "heilen" zu wollen. Jetzt akzeptiert er, wer er ist (Bild: Facebook / McKrae Game)
- 4. September 2019, 10:35h 3 Min.
Einer der prominentesten amerikanischen Homo-"Heiler" hat sich als schwul geoutet. Der 51-jährige McKrae Game aus Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina hat vergangene Woche auf Facebook über seine Homosexualität geschrieben. "20 Jahre in einer Ex-Gay-Gemeinde. ICH LAG FALSCH. Bitte vergebt mir", so beginnt seiner langer Artikel über seine Distanzierung von seinem christlich-fundamentalistischen Umfeld, das sogenannte Konversionstherapien zur "Heilung" von Homo- oder Transsexualität propagiert.
"Ich war ein religiöser Eiferer, der Menschen verletzt hat", erklärte Game auch im Interview mit der in Charleston erscheinenden Regionalzeitung "Post and Courier". Neben seiner Arbeit als Homo-"Heiler" war Game auch ein geweihter Pfarrer der Südstaatenbaptisten, einer besonders LGBTI-feindlichen protestantischen Kirche. "Menschen erzählten, sie hätten versucht, sich wegen mir und den Dingen, die ich ihnen erzählt habe, das Leben zu nehmen. Ich weiß, dass Menschen wegen mir in Therapie gehen mussten. Warum sollte ich dies weiter fortsetzen wollen?", so der 51-Jährige.
Game hatte 1996 eine Frau geheiratet, die er in seiner Kirchengemeinde kennengelernt hatte. Die beiden haben zwei erwachsene Kinder. Er sei immer noch gläubig und verheiratet, erklärt aber jetzt als seinen Beziehungsstatus auf Facebook: "Es ist kompliziert".
20yrs in exgay ministry I WAS WRONG! Please forgive me! ?? Unpacking the memories. In the discussions leading up to The…
Gepostet von McKrae Game am Sonntag, 25. August 2019
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Im "Post and Courier" berichtete Game davon, dass er sich immer – auch nach seiner Hochzeit – von Männern angezogen gefühlt und auch eine Affäre mit einem Mann gehabt habe. Ende der Neunzigerjahre habe er für Exodus International gearbeitet, die ehemals weltgrößte Homo-"Heiler"-Organisation, die erst 2013 die Türen schloss. 1999 gründete er dann seine eigene "Heiler"-Gruppe names Truth Ministry (seit 2013 Hope for Wholeness). Er entwickelte auch ein Programm zur "Konversion", in dem Homosexualität als "Entwicklungsstörung" bezeichnet wurde. Laut Game seien darin Tausende Menschen "therapiert" worden. Ende 2017 wurde er eigenen Angaben zufolge wegen seiner Homosexualität aus der von ihm gegründeten Organisation hinausgedrängt.
"Konversionstherapien sind eine Lüge"
Jetzt wisse er: "Konversionstherapien sind nicht nur eine Lüge, sie sind sehr schädlich", so Game. Tatsächlich ist dies seit längerem auch die Ansicht von Ärzte- und Psychologenverbänden, die davor warnen, dass Menschen durch derartige "Therapien" in die Depression oder gar den Selbstmord getrieben werden. Der Weltärztebund erklärte etwa 2013, dass Homo-"Heilung" die Menschenrechte verletze und nicht zu rechtfertigen sei (queer.de berichtete). In Deutschland wird nach einer Initiative von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) derzeit über ein Totalverbot von "Konversionstherapien" diskutiert (queer.de berichtete). 17 US-Bundesstaaten sowie mehrere Gemeinden und Landkreise verbieten inzwischen, "Konversionstherapien" an Kindern und Jugendlichen durchzuführen, allerdings nicht Games Heimatstaat South Carolina.
Game ist nicht der erste prominente Homo-"Heiler", der auf derart radikale Weise mit seiner Vergangenheit bricht. Bereits Anfang des Jahres hatte sich der mormonische Ex-Gay-Vertreter David Matheson als schwul geoutet und erklärt, er suche einen Mann fürs Leben (queer.de berichtete). (dk)
3.1 28:00 Easy day get my 411
Gepostet von McKrae Game am Dienstag, 3. September 2019
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