Für dieses Treffen sollte sich der rot-rot-grüne Senat schämen: Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), empfängt am Freitag den Bürgermeister von Teheran, Prooz Hanachi. Bei dem offiziellen Besuch soll sich der Gast aus dem Iran in das Gästebuch der Stadt eintragen. Ein Presse-Foto mit dem Regierungschef der Hauptstadt soll es auch noch geben.
Und das im Roten Rathaus, wo Michael Müller noch im Juli die Regenbogenflagge gehisst hat, gemeinsam mit dem Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Berlin-Brandenburg. Das Treffen kritisierten nun auch jüdische Organisationen, weil Hanachi laut iranischer Nachrichtenagentur ISNA noch im Mai dieses Jahres am antisemitischen Al-Quds-Marsch in Teheran teilgenommen haben soll.
Keine Lächelbilder mit Vertretern von Verfolgerstaaten!
Prooz Hanachi war früher Mitglied bei den Revolutionsgarden und soll im Mai in Teheran als Bürgermeister am Al-Quds-Marsch teilgenommen haben (Bild: Mohsen Abolghasem / wikipedia)
Senatssprecherin Claudia Sünder verteidigte den Termin. Am Donnerstag sagte sie der "Berliner Zeitung", der Besuch sei eine Chance, im Gespräch die gelebte Weltoffenheit und Toleranz der Metropole Berlin zur Sprache zu bringen. Selbst die Grünen, die die Menschenrechte sonst so hoch halten, äußern nur leise Kritik am Koalitionspartner. Einen Eintrag in das Gästebuch der Stadt fände sie "unglücklich", sagte Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek der Zeitung. Sie rate dringend von gemeinsamen Lächelbildern ab.
Dabei hätte es gereicht, mit dem Bürgermeister hinter verschlossenen Türen zu reden, ohne ihm protokollarische Ehren zu erweisen. Doch so wird das Versprechen aus der Berliner Koalitionsvereinbarung, "die Interessen von LSBTTIQ* auch international unterstützen", zur Farce. Dass im Iran schwule Männer gehängt werden, ist für den Berliner Senat offenbar noch nicht schlimm genug. Er hofiert einen Vertreter des Regimes trotzdem.