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Interview

"Wir wollen Soldaten in Uniform auf dem CSD"

Jens Marschner vom Arbeitskreis Homosexueller Angehöriger der Bundeswehr (AHsAB) über die Ziele des Vereins und seine Forderungen an Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer.


Am AHsAB-Infostand beim Tag der offenen Tür der Bundesregierung am 18. August in Berlin kam es zu einem ersten Gespräch mit Bundesverteidigungsministerin und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer (Bild: AHsAB e.V.)
  • Von Dietrich Dettmann
    8. September 2019, 08:08h 40 3 Min.

Was genau macht der AHsAB e.V., und wofür setzt ihr euch bei der Bundeswehr ein?

Wir sind die Interessenvertretung der homo- und bisexuellen sowie trans- und intergeschlechtlichen Soldat*innen und zivilen Mitarbeiter*innen der Bundeswehr. Wir setzen uns für Gleichberechtigung ein, knüpfen Kontakte zu militärischen sowie zivilen Führungskräften, um Diskriminierung entgegenzuwirken, und wir sind Anlaufstelle für alle queeren Bundeswehrangehörigen. Wir fordern die Weiterentwicklung des bisherigen Beteiligungssystems zu einem ganzheitlichen Diversity-Management, in dem die unterschiedlichen Beauftragten und Ansprechstellen innerhalb der Bundeswehr zusammengeführt werden.

Inwieweit hatte der Paragraf 175 Auswirkungen auf Soldaten in der Bundeswehr? Was bedeutet etwa die kürzliche Rehabilitierung für ehemalige Bundeswehrangehörige, die wegen ihrer Homosexualität unehrenhaft entlassen wurden?

Auf Grundlage dieses Paragrafen, aber auch ohne strafrechtlicher Verurteilung, wurden noch bis zum Jahre 2000 homosexuelle Soldaten entlassen, nicht als Berufssoldaten übernommen oder als Zeitsoldaten nicht weiterverpflichtet. Betroffene wurden nicht befördert, durften nicht in der Ausbildung oder als Führungskraft Verantwortung übernehmen. Die Rehabilitierung der Geschädigten nach Paragraf 175 StGB hat keine Auswirkungen auf benachteiligte Soldaten. Der AHsAB e.V. setzt sich dafür ein, dass alle benachteiligten Soldaten rehabilitiert bzw. entschädigt werden.

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Jens Marschner ist Mitglied des Vorstandes des AHsAB e.V. (Bild: privat)

Sind bei der Überarbeitung des Wehrrechts die Themen Diversity und Anti­diskriminierung ausreichend berücksichtigt? Wo hakt es am meisten, auch im praktischen Alltag?

Ausgerichtet an unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung muss das Wehrrecht den Besonderheiten des Soldatenberufes gerecht werden. Dies darf den Diversity-Gedanken nicht ausschließen. Inwieweit dies jetzt Berücksichtigung findet, kann durch uns derzeit nicht bewertet werden. In diesen Themen ist der AHsAB e.V. aktuell nicht eingebunden. Im Alltag fehlt es Betroffenen an transparenten Strukturen und kompetenten Ansprechpartnern. Wir könnten mit unseren Mitgliedern als Teil des psychosozialen Netzwerkes hier vor Ort sowohl Betroffenen wie auch den Führungskräften durch Information und Unterstützung zur Seite stehen.

Stichwort Diversity Management. Welche Strukturen wurden hier geschaffen? Sind die eurer Meinung nach ausreichend?

Es wurde im Verteidigungsministerium beispielsweise das Stabselement Chancengerechtigkeit um die Elemente Vielfalt und Inklusion erweitert. Auch am Zentrum für Innere Führung werden die Strukturen derzeit angepasst. Diese Schritte sind richtig, und wir begrüßen sie ausdrücklich, jedoch reichen diese Maßnahmen nicht aus, um Diversity zum allgemeinen Selbstverständnis werden zu lassen. Der nächste Schritt muss in die Truppe – bis in die unterste Ebene – gegangen werden. Eine Neuorganisation von Personalvertretungen, welche die Säulen von Diversity widerspiegeln, ist aus unserer Sicht überfällig.

Niederländische Soldaten dürfen beim Amsterdamer Canal Pride in Uniform mitlaufen. In Deutschland hat man noch keinen Soldaten bei den CSD-Demos gesehen. Warum ist das so? Wollt ihr das ändern?

Soldat*­innen ist es untersagt, in Uniform an Demonstrationen und politischen Veranstaltungen teilzunehmen. Damit ist eine Teilnahme an der Demonstration im Rahmen eines CSD ausgeschlossen. Das wollen wir ändern! Bei diesen Demos geht es um das Eintreten für Menschenrechte – der gleiche Grund, warum Soldat*­innen in Auslandseinsätze und Missionen entsandt werden.

Das Interview erschien zuerst in der September-Ausgabe des NRW-Magazins "Fresh" (Ausgabe als PDF).

-w-

#1 AufgabeAnonym
  • 08.09.2019, 13:24h
  • :'-D Lustig. Die ganze Zeit hat Karrenbauer gegen die LSBTTIQ gesprochen, und jetzt da sie Bundesverteidigungsministerin ist, wird sie genau mit dem konfrontiert, wovor sie sich geweigert hat.

    Tja, bin ja mal gespannt wie sich der Lerneffekt auswirkt. Ihr Lächeln auf dem Foto ist jedenfalls etwas erzwungen ;-)

    ©BuntesUndSchönes
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#2 KriegsdienstverwAnonym
  • 08.09.2019, 17:04h
  • Mit Verlaub, die Gleichsetzung der friedlichen Teilnahme an einem CSD mit bewaffneten Auslandseinsätzen halte ich, gelinde gesagt, für gewagt.

    Ich persönlich lege keinen Wert auf einen stärker militarisierten Staat, in dem man plötzlich in jedem DB-Zug und auf jedem CSD uniformierten Soldat_innen begegnet. Für mich ist das ganz klar eher eine Bedrohung als eine vertrauensbildende Maßnahme.
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#3 Taemin
  • 08.09.2019, 17:23h
  • Ich bin ich einer Stadt geboren und aufgewachsen, die in meiner Kindheit und Jugend kaum zu denken war ohne Militär in der Öffentlichkeit. Man konnte in der Innenstadt und auf den Hauptverkehrswegen, aber auch gerade dort, wo ich wohnte (umgeben von fünf Kasernen), kaum einen Schritt tun, ohne uniformierten Soldaten zu begegnen. Das war zwar nicht die deutsche, sondern die amerikanische Armee, aber allein wegen dieser Kindheit und Jugend mit ihrer das öffentliche Leben prägenden Militärpräsenz sehe ich Uniformierte nicht von vornherein als Bedrohung an. Die Frage ist, ob Soldaten (und auch Polizisten) in Uniform an einer CSD-Parade teilnehmen sollen. Das gängige Wort "Parade" für den Umzug beim CSD ist ja witzigerweise selbst militärisch. Natürlich schließt sich die Frage an, ob Schwule und Lesben überhaupt in der Polizei sein sollten (schon allein wegen der Verfolgungsgeschichte) und beim Militär. Da kann man glaube ich mit jeweils guten Gründen sehr verschiedene Meinungen haben, und ich denke, das sollten wir auch aushalten können.
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