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Bosnien-Herzegowina
Sarajevo: Tausende zeigen beim ersten CSD Mut und Flagge
Der erste Pride des Landes stand unter einem Coming-out-Motto und blieb unter großem Polizeischutz friedlich. LGBTI-Gegner hatten vorab für "traditionelle Werte" demonstriert.
- 8. September 2019, 12:15h 4 Min.
Offenbar bis zu 2.000 Menschen und damit deutlich mehr als erwartet haben am Sonntagmittag in guter wie Rechte und Respekt einfordernder Stimmung an der ersten CSD-Demonstration in Sarajevo teilgenommen. Bis zu tausend Polizisten schützten die Demonstration in der teilweise abgesperrten Innenstadt; es kam bisherigen Informationen zufolge zu keinen Zwischenfällen.
/ TerryReintke | Video-Grüße von der grünen EU-Politikerin Terry ReintkeSARAJEVO pic.twitter.com/yhY2f4KBEr
Terry Reintke (@TerryReintke) September 8, 2019
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Der erste Pride in Bosnien-Herzegowina stand, frei übersetzt, unter dem Motto "Wir wollen raus(kommen)". Das kann auch ein Coming-out des Landes meinen: An der Demonstration beteiligten sich viele Bürger, die für ein liberales, Europa und der Welt zugewandtes Land stehen. "Lasst uns eine Gesellschaft ohne Gewalt erschaffen, eine Gesellschaft der Solidarität, Unterstützung und Gemeinsamkeit", sagte eine der Organsitorinnen bei der Abschlusskundgebung. "Pride für alle, Tod dem Faschismus", skandierte ein weiterer Aktivist.
/ BalkanInsight | Weiterer Video-EindruckParticipants of #Sarajevos first-ever Pride parade chant anti-fascist songs and This is Pride! as they march past the state presidency building in the Bosnian capital today.#imaiza pic.twitter.com/aYuVg6Z8IY
Balkan Insight (@BalkanInsight) September 8, 2019
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Sarajevo war bis zum Sonntag die letzte Hauptstadt im ehemaligen Jugoslawien, in der noch kein Pride abgehalten worden war. Die Premiere in dem EU-Beitrittskandidat stand unter solidarischer Beobachtung der internationalen Politik (queer.de berichtete). Würde diese den Pride angemessen politisch aufgreifen, die Demostration gewährleisten und die Teilnehmer schützen? Von Parteien kam Unterstützung bis Ablehnung, auch Schweigen. Die Regionalregierung hatte die Pride-Organisatoren aufgefordert, Kosten für Schutzbarrieren selbst zu tragen. Dabei hatte es Gewaltandrohungen im Vorfeld gegeben. 2008 und 2014 hatten Gegner queere Festivals gestürmt und auf Teilnehmer eingeprügelt.
/ dw_bhs | Auch die Deutsche Welle berichtet, hier vom Ort der AbschlusskundgebungPovorka ponosa je upravo stigla na Trg BiH ispred Parlamenta BiH. @BHpovorkaponosa #imaiza pic.twitter.com/OyV0l4BCGY
DW BiH (@dw_bhs) September 8, 2019
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Das multireligiöse Land (51 Prozent Muslime, 31 Prozent Orthodoxe, 15 Prozent Katholiken) hat ein seit 2003 mehrfach ausgeweitetes, LGBTI umfassendes Antidiskriminierungsgesetz und bewertet seit 2016 Taten aufgrund von Homo- oder Transphobie strafverschärfend als Hassverbrechen. Gleichgeschlechtliche Paare werden bislang rechtlich nicht anerkannt; die Regierung prüft eine Vorlage zur Einführung von Lebenspartnerschaften. In einer Umfrage vor wenigen Tagen gaben nur 14 Prozent der Bevölkerung an, dass es eine Ehe für alle geben sollte. 58 Prozent sprachen sich gegen den CSD aus, 33 Prozent für ihn.
/ BalkanInsight | Ein CSD-Mitorganisator zur Lage von LGBTI im LandIn an interview with @BIRN_Network ahead of today's first #Pride parade in #Sarajevo, one of the event's organisers, Branko Culibrk, told us how he thinks the march will contribute to a stronger fight for human rights in Bosnia and Herzegovina.#imaiza https://t.co/RH1grtuu9w
Balkan Insight (@BalkanInsight) September 8, 2019
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Freunde und Feinde auf der Straße
Der erste CSD war ein tagelanges Medienthema, zu dem Pride hatten sich über 200 Journalisten aus dem In- und Ausland akkreditiert. Mehrere TV-Sender schalteten immer wieder live zum CSD und übetrugen seine Abschlusskundgebung. Viele Medien hatten zugleich bereits am Morgen festgehalten, wie hunderte LGBTI-Gegner eine Demonstration für vermeintlich traditionelle Familienwerte abhielten. "Ich werde mich nicht dafür schämen, dass ich ein Mann bin und eine Frau habe", stand auf einem der Plakate. "Schwuchteln, bleibt in euren eigenen vier Wänden", auf einem anderen. Schon am Samstag hatte es eine ähnliche Kundgebung, einen "Tag der traditionellen Familie", in der Innenstadt gegeben – die Demonstration wählte die gleiche Strecke wie der CSD einen Tag später. Ein weiterer Protest für "Familienwerte" sollte am Sonntag zeitgleich zum Pride in dessen Nähe stattfinden.
/ AndreaBeer2 | Auch Andrea Beer, Korrespondentin im ARD Studio Südosteuropa in Wien, beobachtet den Tag in Sarajevo"Was Schlüssel ist + was Schloss ist bekannt" / "Die Stärke einer Nation beruht auf der Integrität der Familie" /
Andrea Beer (@AndreaBeer2) September 8, 2019
Parade für traditionelle Werte + Familie am Samstag in Sarajevo. Am Mittag beginnt die erste Pride Parade des Landes. Video: BR Eldina Jasarevic #PrideSarajevo pic.twitter.com/M0ACceSdPU
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An der CSD-Demonstration nahmen meherere Politiker aus dem Ausland teil, darunter die grünen Bundestags- und Europaabgeordneten Manuel Sarrazin und Terry Reintke und die SPD-Europaabgeordnete Delara Burkhardt. Mehrere Vertreter der Deutschen Botschaft, die den CSD – neben u.a. der US-Botschaft und der Heinrich-Böll-Stiftung – auch als Sponsor unterstützt, beteiligten sich ebenfalls an der Demonstration. Der schwule US-Botschafter Eric Nelson nahm am Pride teil, ebenso der britische Botschafter Matt Field.
/ eubihThe EU stands with LGBTI persons in #BiH. #EU4LGBTI @BHpovorkaponosa pic.twitter.com/58LsKuGp6u
EU in BiH (@eubih) September 8, 2019
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Die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatovic, hatte die Behörden in Bosnien und Herzegowina im Vorfeld aufgefordert, für einen sicheren Ablauf der ersten Pride-Parade in der Geschichte des Landes zu sorgen. Sie war ebenfalls nach Sarajevo angereist.
/ Dunja_Mijatovic#imaizac #bhpovorkaponosa #Sarajevo #bih pic.twitter.com/1kGCKq3EKA
Dunja Mijatovic (@Dunja_Mijatovic) September 8, 2019
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Friedlicher CSD in Kattowitz
Unter ebenfalls großen Polizeischutz und Interesse aus dem In- und Ausland hatte am Samstag bereits der CSD im polnischen Kattowitz stattgefunden. Rund 6.000 Menschen demonstrierten in einem lokalen Rekord durch die Innenstadt. Am Rande kam es zu Gegenprotesten der rechtsextremen "Allpolnischen Jugend" und einigen christlich-fundamentalistischen Gruppen, die aber von der Polizei vom "Marsch der Gleichberechtigung" abgeschirmt wurden.
/ KPH_officialUlicami Katowic idzie Marsz Równoci. Marsz ludzi, którzy chc czy w Polsce wszyscy mieli równe prawa! #marszrównoci #katowice pic.twitter.com/TxMaLRteyA
Kampania Przeciw Homofobii (@KPH_official) September 7, 2019
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Neben einigen polnischen Politikern aus diversen Ebenen hatte erneut der schwule Kölner Bürgermeister Andreas Wolter (Grüne) an dem Pride teilgenommen. Auch Vertreter mehrerer Szene-Organisationen waren in die Partnerstadt gereist (queer.de berichtete).
Nach den schweren Ausschreitungen gegen den ersten CSD in Bialystok im Juli und Angriffen auf LGBTI-Rechte durch Regierung und Kirche stehen die polnischen Prides unter großem Interesse von Medien, Unterstützern und Gegnern. Zum CSD in der nächsten Woche in Stettin ist eine Gruppen-Anreise aus Berlin geplant. (nb)
Rusza Marsz Równo?ci w Katowicach Wi?cej -> https://bit.ly/2lXRk1J
Gepostet von Wyborcza.pl Katowice am Samstag, 7. September 2019
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