
https://queer.de/?34443
Geplante Initiative
Zügiges Verbot von "Konversionstherapien" gefordert
LGBTI-Aktivisten und die demokratische Opposition begrüßen den Expertenbericht zu Homo- und Trans-"Heilern" und fordern ein rasches Verbot der Praxis.

"Konversionstherapien" klappen laut Ärzten und Psychologen nicht, sondern verursachen Depressionen, die Patienten im schlimmsten Fall in den Selbstmord treiben können
- 10. September 2019, 15:03h 4 Min.
Der am Montag vorgestellte Abschlussbericht (PDF) der vom Bundesgesundheitsministerium beauftragten Kommission zum Verbot von "Konversionstherapien" wurde von LGBTI-Aktivisten sowie den queerpolitischen Sprecherinnen von Grünen und Linksfraktion positiv aufgenommen. In dem Bericht hatte die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld zusammenfassend vorgeschlagen, Anbieter mit einem Jahr Haft zu bestrafen, wenn sie versuchten, Homo- oder Transsexualität zu "heilen" (queer.de berichtete). Auch die Bewerbung und die Vermittlung entsprechender Angebote solle im Rahmen eines größeren Maßnahmenpaketes verboten werden.
Gabriela Lünsmann, ein Mitglied im Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD), dankte in einer Stellungnahme vom Dienstag der Fachkommission für ihren ausführlichen Bericht. "Wir fordern Gesundheitsminister Spahn nun dazu auf, zügig ein Gesetz vorzulegen, um die Durchführung, Bewerbung und Vermittlung dieser gefährlichen Angeboten zu verbieten", so Lünsmann. "Hier müssen sich die Bundesärztekammer, die Landesärztekammern, die Psychotherapeutenkammer und die heilpraktischen Berufsverbände eindeutig positionieren und Verstöße auch berufsrechtlich ahnden."
Für den LSVD sei klar, dass für eine "effektive Ächtung" von "Konversionstherapien" weitere Maßnahmen notwendig seien. "Vor allem religiöse Autoritäten wie die Deutsche Bischofskonferenz oder die EKD müssen öffentlich vor solchen gefährlichen Pseudo-Therapien warnen", sagte Lünsmann. "Zudem muss das Thema in die Lehrpläne der Schulen aufgenommen werden, um gerade Kinder und Jugendliche vor diesen gefährlichen Angeboten effektiv zu schützen." Es dürfe auch keine öffentliche Förderung von Institutionen geben, die derartige "Behandlungen" empfehlen oder sogar anbieten würden.
Twitter / ADS_Bund | Auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hält das Verbot von "Konversionstherapien" für richtigDas @BMG_Bund hat den Abschlussbericht der Fachkommission zum geplanten Verbot sogenannter #Konversionstherapien veröffentlicht. Auch die @ADS_Bund war in der Kommission vertreten. Ein gesetzliches Verbot ist nach unserer Überzeugung der richtige Schritt. https://t.co/vo9zmxcLk7
Antidiskriminierung (@ADS_Bund) September 9, 2019
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"Die Belange von trans* Personen sind gleichberechtigt berücksichtigt!", freute sich die Bundesvereinigung Trans* in einer kurzen Stellungnahme zum Abschlussbericht bei Twitter. Die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V., die an der Entstehung beteiligt war, lobte ebenfalls, dieser berücksichtige "Angebote und Auswirkungen, die trans* und intersexuelle Menschen betreffen".
Lob von Linken und Grünen
"Die Empfehlungen der Studie sind eindeutig, sogenannte Konversionstherapien sind gesetzlich zu unterbinden", erklärte am Dienstag Doris Achelwilm, die queerpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag. Gut sei auch die Klarstellung, dass "Konversionsversuche" nicht nur Homo- und Bisexualität beträfen, sondern dass es um sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität gleichermaßen gehe. Achelwilm betonte: "Das Hinwirken auf Änderungen oder Unterdrücken des Lesbisch-, Schwul-, Bi- oder Trans*-Seins ist ein Akt gegen die sexuelle oder geschlechtliche Selbstbestimmung. Wir erwarten jetzt eine zügige, fundierte Umsetzung der Arbeitsergebnisse in Form eines Gesetzentwurfs. Diese Grundrechtsverletzungen müssen gestoppt werden."

Die Bremerin Doris Achelwilm ist seit 2017 Mitglied des Bundestages (Bild: Deutscher Bundestag / Achim Melde)
Auch die Grünen stimmten dem Bericht zu, kritisierten jedoch, dass alles zu langsam gehe: "Ein Verbot der sogenannten Konversionstherapien, das die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen erstmals 2013 vorgeschlagen hat, ist längst überfällig", erklärte Ulle Schauws, die grüne Fraktionssprecherin für Frauenpolitik und Queerpolitik. "Der Abschlussbericht der Fachkommission bestätigt eindeutig, dass diese Pseudotherapien schädlich sind und verboten werden sollten. Zudem muss ein Aktionsplan gegen diese 'Konversionstherapien' schnellstmöglich beschlossen und umgesetzt werden." Sie und ihre Parteifreunde freuten sich, dass die Kommission viele grüne Forderungen aufgegriffen habe, "wie beispielsweise öffentlichkeitswirksame Kampagnen, die mehr Akzeptanz gegenüber vielfältigen sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten schaffen und über die Gefahr von Behandlungen aufklären".
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die Kommission zu "Konversionstherapien" im April ins Leben gerufen (queer.de berichtete). Innerhalb der Europäischen Union hat bislang nur Malta die "Heilung" von Homo- oder Transsexuellen verboten (queer.de berichtete). Das österreichische Parlament stimmte Anfang Juli für ein künftiges Verbot von "Konversionstherapien", das allerdings nur Kinder und Jugendliche schützen soll (queer.de berichtete).

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) brachte das Thema "Verbot von Konversionstherapien" im Frühjahr auf die Tagesordnung, nachdem seine Partei jahrelang eine derartige Regulierung abgelehnt hatte (Bild: Deutscher Bundestag / Achim Melde)
Ärzte- und Psychologenverbände warnen schon seit Jahren davor, dass Menschen durch "Konversionstherapien" in die Depression oder gar den Suizid getrieben werden. Der Weltärztebund erklärte deshalb 2013, dass "Homo-Heilung" die Menschenrechte verletze und nicht zu rechtfertigen sei (queer.de berichtete). Gegner des Verbotes finden sich vor allem unter evangelikalen Christen. So bekräftigte die Evangelische Allianz, dass ein Verbot von "Konversionstherapien" grundlegende Freiheits- und Persönlichkeitsrechte einschränke (queer.de berichtete). Der Bibelbund warnte sogar, dass ein Verbot "einen jahrhundertealten sexualethischen Konsens aller christlichen Kirchen" kriminalisiere (queer.de berichtete). (dk)

Wofür?
Dass Erwachsene nicht geschützt werden sollen?! (Bzw. nur "junge Erwachsene", wie auch immer man das definiert.) Obwohl die Schädlichkeit für alle Altersgruppen bewiesen ist...
Oder Lob für die niedrigen Strafen, die dann in der Praxis zur Bewährung ausgesetzt werden und de facto kaum vollstreckt werden, so dass sie keinerlei Abschreckung bieten?!
Oder dafür, dass das Verbot nicht im Strafgesetzbuch stehen soll, sondern nur in irgendwelchen Nebengesetzen, was es eher wie eine Ordnungswidrigkeit als wie eine Straftat erscheinen lässt?!
Nein, dieser Entwurf ist gleich auf mehreren Ebenen unzureichend!!!
Das ist ein symbolisches Gesetz, was Aktionismus vortäuschen soll, aber in der Praxis wenig ändern wird!!!