Bischof Hans-Jürgen Abromeit hält den Hochzeitswunsch von Schwulen und Lesben offenbar für eine Modeerscheinung (Bild: Concord / wikipedia)
Bischof Hans-Jürgen Abromeit hat in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur "idea" die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben im Ehe-Recht als vorübergehende Erscheinung beschrieben. "Ich halte die Öffnung der Ehe, die wir im Moment erfahren, für ein Zeitgeistphänomen", sagte der 64-jährige Bischof des Sprengels (Kirchenbezirks) Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Er wird am kommenden Wochenende in Ruhestand gehen.
Weiter erklärte Abromeit, dass er an eine große Zukunft der Ehe von Mann und Frau glaube. Zwar räumte er ein, dass "homosexuell liebende Menschen sich diskriminiert gefühlt haben und es auch waren", das berechtige sie aber nicht zu heiraten, da man mit der Ehe für alle für "Ungleiches die gleiche Lösung" anbiete.
Auf lange Sicht glaube er, dass die Stärke der Bibel das Ehe-Verbot für Schwule und Lesben wiederherstellen könne: "Wenn wir in einer ganz langen Perspektive denken, wird sich die befreiende Botschaft der Bibel auch in dieser Hinsicht noch durchsetzen. Dieses Zutrauen habe ich einfach, weil ich feststelle, dass in der Bibel so viel konstruktives Potenzial zur Entfaltung des Lebens liegt." Die Ehe zwischen Mann und Frau sei für ihn "lebensentfaltend".
Abromeit hat eine lange Kirchenkarriere hinter sich. Im September 2001 wurde er Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche. Als sich drei Landeskirchen 2012 fusionierten, erhielt er einen von drei Bischofsposten innerhalb der neuen "Nordkirche".
Bereits mehrfach kontroverse Äußerungen
Der Bischof ist bereits öfter durch kontroverse politische Äußerungen aufgefallen. Bereits 2003 hatte er kurz nach seinem Amtsantritt als pommerscher Bischof die Segnung von homosexuellen Paaren abgelehnt, weil diese als Trauung missverstanden werden könne (queer.de berichtete). Letztes Jahr hielt er außerdem die Predigt beim Abschlussgottesdienst des "Marsches für das Leben", einer von radikalen Abtreibungsgegnern veranstalteten Demonstration in Berlin, gegen die in der Vergangenheit auch der Lesben- und Schwulenverband mobil gemacht hatte (queer.de berichtete).
Erst Anfang August diesen Jahres sorgte Abromeit mit einer antiisraelischen Rede bei einer evangelikalen Konferenz in der Kleinstadt Bad Brankenburg (Thüringen) für einen auch innerkirchlich kritisierten Eklat, als er laut idea den Deutschen infolge des Holocausts eine Überidentifikation mit dem Staat Israel vorwarf. Über die Aussage zeigte sich unter anderem der frühere grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck entsetzt. (dk)
Gott sei Dank ;-)