Bürgermeister Andreas Wolter (im roten Hemd) und die Kölner Delegation in Kattowitz (Bild: Facebook / Andreas Wolter)
Der offen schwule Kölner Bürgermeister Andreas Wolter (Grüne) hat nach einer Morddrohung wegen seines Auftritts beim CSD in der schlesischen Großstadt Kattowitz am Sonntag Anzeige bei der polnischen Kriminalpolizei erstattet. "Ich habe mich entschieden, das nicht auf sich beruhen zu lassen. Im übrigen ist es ziemlich starker Tobak. Das mache ich deshalb auch hiermit öffentlich", so Wolter auf Facebook. In der betreffenden Mail habe es geheißen: "Dafür wirst du mit deinem Leben bezahlen."
Wolter hatte anlässlich der Pride-Demo in Vertretung von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) gemeinsam mit sechs Ehrenamtlichen die Kölner Partnerstadt Kattowitz besucht (queer.de berichtete). Damit habe man nach der Gewalt gegen den CSD im ostpolnischen Bialystok ein Zeichen setzen wollen, erklärte die Kölner Stadtverwaltung im Vorfeld in einer Pressemitteilung. In Kattowitz blieb es letztlich unter großem Polizeischutz trotz Gegendemonstranten friedlich (queer.de berichtete).
"Wir lassen uns nicht unterkriegen!"
In einem weiteren Facebook-Eintrag veröffentlichte Wolter ein Bild, das ihn mit dem Bürgermeister von Kattowitz zeigt. Ihn hätten außerdem viele Zuschriften von Kattowitzer Bürgern erreicht, die sich empört über Hassmails gegen seine Person gezeigt hätten. "Ich danke allen, die mir Mut gemacht haben und freue mich sie bald wieder in Katowice oder in Köln zu treffen. Weniger Hass, mehr Liebe!", so Wolter. Der Grünenpolitiker versprach: Wir lassen uns nicht unterkriegen!"
Gegenwärtig machen die rechtspopulistische Regierung und die katholische Kirche in Polen vermehrt Stimmung gegen CSDs und LGBTI-Rechte. Hintergrund sind die Parlamentswahlen am 13. Oktober. Jaroslaw Kaczynski, der Chef der regierenden Partei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) und heimlicher Herrscher Polens, hat etwa offen erklärt, dass er Pride-Veranstaltungen am liebsten wieder verbieten würde (queer.de berichtete). Führende Kirchenvertreter leisten unterdessen mit Verweis auf die vermeintlich "kranke LGBT-Ideologie" indirekt Hilfe zur Wiederwahl der Rechtspopulisten. (dk)
Dabei sind sie in Wirklichkeit nur Verbrecher, die selbst vor Morddrohungen nicht zurückschrecken.