AfD-Fraktionschefin Alice Weidel beklagt in einem Interview mit der "Weltwoche", der rechtspopulistischen Zeitung des schweizerischen Politikers Roger Köppel, dass sich durch ihre politische Karriere ihr Privatleben stark verändert habe. "Ich habe fast meinen gesamten Freundeskreis verloren. Die haben alle irgendwann gesagt: Wenn du in einer solchen Partei dabei bist, dann wollen wir nicht mehr mit dir zu tun haben", so die 40-Jährige.
Mit ihrer schweizerischen Lebensgefährtin, mit der sie verpartnert ist, sowie zwei Söhnen war sie 2018 von Biel im Kanton Bern in den zentralschweizerischen Kanton Schwyz gezogen. Ausschlaggebend sei gewesen, "dass unser ältester Sohn, der heute sechs Jahre alt ist, damals fünf, plötzlich niemanden mehr zum Spielen hatte am Nachmittag", behauptete Weidel. In Biel habe es Lichterketten gegeben und eine Unterschriftensammlung mit der Forderung, ihre Familie "privat zu ächten". Ein einschneidendes Erlebnis habe sie gehabt, als sie und die Söhne einmal von Kindern umkreist worden seien, die "Scheiß-Weidel", "Scheiß-AfD" und "Scheiß-Nazi" gerufen hätten.
Weidel steht einer Partei vor, die Schwulen und Lesben das Ehe-Recht wieder aberkennen will und auch das gemeinsame Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare ablehnt. Laut der Rede eines AfD-Politikers im Bundestag würden gleichgeschlechtliche Eheleute den "Volkstod" mitverursachen (queer.de berichtete). Sie selbst trat 2017 als AfD-Spitzenkandidatin mit einem Wahlprogramm an, das Regenbogenfamilien das Recht, als Familie angesehen zu werden, aberkennen wollte (queer.de berichtete).
Unter Berufung auf Muslime, die gegenwärtigen Lieblingsfeinde der AfD, lehnt Alice Weidel in sozialen Netzwerken gleichgeschlechtliche Eheschließungen ab
Weidels Welt: Homophobie in AfD "nicht hoffähig"
Auf ihre Homosexualität sei sie in der AfD nicht oft angesprochen worden, erklärte Weidel weiter. Einzelne Parteimitglieder hätten Vorbehalte gegen ihre Homosexualität und ihr Lebensmodell geäußert. "Ich muss zugeben, dass mich das auch verletzt", sagte Weidel der Zeitung. In der AfD sei so eine Haltung aber "nicht hoffähig". Dabei hatte ihre Fraktion erst vor wenigen Monaten den "Nutzen" von LGBTI-Menschenrechten infrage gestellt (queer.de berichtete).
Die AfD-Politikerin, die sich selbst zum "bürgerlichen Flügel" ihrer Partei zählt, verteidigte auch Elemente in ihrer Partei, die von Politikwissenschaftlern als rechtsextrem oder gar völkisch beschrieben werden: "Die Mitglieder des rechten Flügels sind ein wichtiger Teil der Partei. Wir müssen eine gewisse Spannbreite aushalten." (dpa/dk)