Der dank Polizeischutz zunächst friedliche erste Pride in der Großstadt Charkiw wurde nach seinem Abschluss von Gewalttaten überschattet. Auch zum CSD in Belgrad gab es am Sonntag Gegenproteste.
Der eigentlich erfolgreiche CSD in Charkiw und einer der Angriffe auf Teilnehmer – eine weitere brutale Jagdszene zeigt das Youtube-Video weiter unten (Bild: Twitter, IT Sector, UK in Ukraine)
In der Ukraine haben am Sonntag mehr als 2.000 Menschen am ersten CSD in Charkiw teilgenommen. Veranstalter werteten die Teilnehmerzahl in der zweitgrößten Stadt des Landes in der Nähe zur russischen Grenze als großen Erfolg – nachdem nationalistische Gruppen dem Pride Gewalt angedroht hatten und der Bürgermeister der 1,5-Millionen-Einwohner-Metropole lange Zeit ein Verbot der Kundgebung durchsetzen wollte.
Twitter / itsector | Eindrücke vom CSD, der größtenteils auf einen Platz beschränkt war
Letztlich konnte sie am Sonntag stattfinden – und die Polizei kam mit einem Großaufgebot ihrer Aufgabe nach, den Kharkiv Pride durch Abschirmung von Gegendemonstranten zu gewährleisten und CSD-Teilnehmer zu schützen. Rund 500 Nationalisten und Hooligans, einige Gläubige und einzelne orthodoxe Priester hatten sich zu einem "Marsch für traditionelle Werte" versammelt. Vereinzelt flogen offenbar Eier auf CSD-Teilnehmer, Medien- und Polizeiberichten zufolge blieb es aber zunächst friedlich und es kam zu keinen Verletzungen oder Vorfällen.
Wie schon bei früheren CSDs in der Ukraine kam es aber nach dem CSD zu Angriffen auf einzelne Teilnehmer auf einem Weg durch die Stadt. Zwei CSD-Besucher wurden Medienberichten zufoge durch Tritte und Schläge verletzt, später wurden auch zwei Polizeibeamte bei sich daraus entwickelnden Auseinandersetzungen mit rechtsextremen Gegendemonstranten unter anderem durch Reizgas verletzt. Die Polizei nahm insgesamt 17 von ihnen fest, einige bei den Angriffen und andere später vor der Polizeiwache, als sie diese belagerten. Die Angreifer stammten offenbar von der Gruppe "Freikorps" mit Verbindungen zum paramilitärischen "Regiment Asow".
Vor wenigen Tagen hatten Rechtsextreme bereits eine LGBT-Veranstaltung in der Innenstadt von Charkow belagert und einzelne Teilnehmer mit Farbe beworfen. Auf einer Pressekonferenz hatten rechtsextreme Gruppen rund um das "Regiment Asow" ihren Widerstand zum CSD angekündigt.
Im Juli 2018 hatten mit Gasmasken vermummte Männer ein LGBTI-Zentrum in Charkow überfallen und verwüstet, anwesende Aktivisten konnten sich ins Freie retten (queer.de berichtete). Mehr zu zahlreichen Angriffen auf CSDs und LGBTI-Veranstaltungen und -Einrichtungen in der Ukraine, aber auch zu einer wachsenden mutigen Szene und der Unterstützung aus dem Ausland in unserem Archiv.
Überwiegend friedliche CSDs in Belgrad und Stettin
Am Samstag hatte bereits unter schwerem Polizeischutz der CSD im polnischen Stettin stattgefunden, es kam zu keinen schwereren Vorfällen (queer.de berichtete). Auch die Polizei in der serbischen Haupstadt Belgrad musste, auf kleinerem Niveau, am Sonntagnachmittag den CSD vor rund 150 nationalistischen und fundamentalistischen Gegendemonstranten schützen. Es kam zu kleineren Rangeleien, als die Polizei eine Blockade auflöste und fünf Gegendemonstranten festnahm.
An der Parade mit zehntausenden Teilnehmern beteiligte sich auch Ministerpräsidentin Ana Brnabic und ihre Lebensgefährtin – während der CSD unter dem Motto "Wir geben nicht auf" das größtenteils Nichtstun ihrer Regierung beklagte und unter anderem ein Gesetz zu Lebenspartnerschaften, ein Vorgehen gegen Hassverbrechen und Hetze und verbesserte medizinische Leistungen für Transpersonen verlangte. (nb)
Auf dem Rücken von dem schwarz gekleideten, vermummten Randalierer sind Rückschlüsse darauf zu lesen. In kyrillischer Schrift steht dort nämlich "Freikorps".
Ich finde, dass Video kaum zum Aushalten. In mir steigt da Wut auf-
Wieviel Mut muss man da vor Ort aufbringen, um gegen soviel Dummheit hoch Zwei anzukommen?
Ein wichtiger kleiner Hinweis sehe ich hier in dem Fakt:
die Polizei habe den CSD mit einem Großaufgebot begleitet.
Warum denn so ein großes Aufgebot? Wohl war es hier doch weniger der Gedanke das von CSD eine Gefahr ausgehen würde sondern ganz klar das dubiose und gefährlicher Spinner den CSD angreifen und in der Tat gab es dann ja auch Übergriffe auf Teilnehmer*innen.
So gefährlich also leben wir Schwule/Lesben in der Welt?
Es ist doch ein Witz von Demokratie zu sprechen wenn einige wenige Spinner doch noch eine große Gefahr darstellen. So viel Staatsmacht die aber scheinbar gegen einige weniger Spinner nicht ankommt?
Das glaube ich so nicht denn womöglich sind es mir gefährliche Spinner als man so sieht. So viele werden wohl gegen uns sein. Sie lachen uns an und bei gelegenheit stoßen sie mit dem Messer zu. Sie sagen es sei Demokratie alles sei frei wie können sexuell sein was wir wollen aber die Wahrheit sieht doch anders aus.
Einige wenige?
Diesen Spruch kannten meine (jüdischen) Vorfahren nach dem Krieg 1945 und das waren ja nur einige wenige die den braunen Wahnsinn folgten. Was für eine Heuschelei. Es sind damals wie heute viele sehr viele die noch so absurdes Gedankengut im Kopf haben.
Wir sind noch lange nicht wirklich frei und haben noch viel zu tun.
Argumente haben die wohl keine, oder sie besitzen nicht die Fähigkeit diese zivilisiert hervorzubringen.
Ich frage mich, welche Kultur dieses dumme Pack verteidigen will, wenn sie selbst keine besitzen...