Am Sonntagmorgen war die HIV-Infektion von Gareth Thomas ein großes Thema im britischen Frühstücksfernsehen
Gareth Thomas hat sich in einem am Samstag auf Twitter veröffentlichten Video als HIV-positiv geoutet. In dem 90-Sekunden-Clip erklärte der sichtlich bewegte erste offen schwule Rugby-Star und frühere walisische Nationalspieler auch, dass er offenbar von Journalisten, die mit einem Outing drohten, zu diesem Schritt gezwungen wurde.
"Ich möchte mein Geheimnis mit euch teilen. Warum? Weil es meine Aufgabe ist, es euch zu sagen. Nicht die der bösartigen Menschen, die mein Leben zur Hölle machen, die damit drohen, es euch zu sagen, bevor ich es tue. Und weil ich an euch glaube und euch vertraue", so der 45-Jährige in dem Videoclip. "Ich lebe mit HIV. Dass ihr diese Information habt, macht mich extrem verletzlich, aber das macht mich nicht schwach."
Thomas veröffentlichte seinen HIV-Status einen Tag, bevor er am Sonntag an einem Ironman-Triathlon in seiner Heimatprovinz teilnahm. Bei diesem Ausdauer-Wettbewerb müssen Athleten zunächst rund vier Kilometer schwimmen, danach 180 Kilometer radeln und anschließend einen Marathonlauf über 42 Kilometer absolvieren.
Boulevardjournalisten drohten mit HIV-Outing
Britische Medien berichteten, dass Boulevardjournalisten das HIV-Outing angedroht hätten und bereits zum Haus der Eltern von Thomas gereist seien. Gegenüber der Zeitung "Sunday Mirror" bestätigte er, dass er bereits seit Jahren mit HIV lebe. "Ich habe mich geschämt und es hat viel Energie gekostet, so ein großes Geheimnis zu bewahren." Thomas sagte auch, dass er nach seiner Diagnose sogar Selbstmordgedanken hatte. "Ich dachte darüber nach, über eine Klippe zu fahren. Für mich war das Sterbenwollen nur ein natürlicher Gedanke. Es fühlte sich einfacher an, als die Dinge zu konfrontieren."
Gareth Thomas hatte zu den besten Rugby-Spielern der Welt gehört – und sich 2009 auf dem Höhepunkt seiner Karriere als erster aktiver Profi in seiner Sportart als schwul geoutet (queer.de berichtete). Damals hatte der Sportler berichtet, dass er wegen des Versteckspiels eine "tickende Zeitbombe" gewesen sei. Zwischen 2002 und 2006 war er sogar mit einer Frau verheiratet gewesen. In den letzten Jahren setzte er sich immer wieder gegen Homo- und Transphobie im Sport ein; erst in der letzten Woche zeigte die BBC eine Fortsetzung seiner Reportage zu Homophobie im Fußball.
Viel Lob für Thomas
Das Coming-out als HIV-positiv hat zu viel Unterstützung für Thomas geführt. "Gareth, du bist eine Legende! Indem du erzählst, dass du HIV-positiv bist, rettest du Leben und zerstörst Stigmata. Denn du zeigst, du kannst stark und unverwüstlich sein, während du mit HIV lebst", erklärte etwa Prinz Harry in sozialen Netzwerken.
Sein Bruder Prinz William, die Nummer zwei in der britischen Thronfolge und Schirmherr des Verbandes Welsh Rugby Union erklärte auf dem Instagram-Kanal des Kensington-Palastes: "Mutig wie immer. Auf und abseits des Platzes eine Legende. Du hast unsere Unterstützung". Auch mehrere andere Prominente lobten Thomas für seine Offenheit, darunter Oppositionsführer Jeremy Corbyn und der schwule Schauspieler Stephen Fry. (dk)