Viele Flüchtlinge in Deutschland sehen erhebliche kulturelle Unterschiede zu den Einheimischen und tun sich damit zum Teil auch schwer. Dies ist das Ergebnis einer Befragung von Flüchtlingen, die der unabhängige Sachverständigenrat Migration (SVR) in Zusammenarbeit mit der Robert Bosch Stiftung am Donnerstag in Berlin vorlegte (PDF). Unterschiede sehen die Befragten etwa bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie bei der Achtung von Freiheitsrechten: Diese Werte seien den Deutschen wichtiger als Menschen in ihrem Heimatland.
In den genannten Bereichen nehmen die Flüchtlinge zwar erhebliche Differenzen wahr – sie können damit nach eigenen Angaben aber relativ leicht umgehen. Bei anderen Unterschieden fällt ihnen der Umgang nach eigener Aussage schwerer: So etwa beim Thema Homosexualität und bei dem ihrer Ansicht nach eher schwach ausgeprägten Respekt der Deutschen für Familienleben und für ältere Menschen.
Für die Erhebung hatte der Sachverständigenrat zwischen Juli 2017 und Januar 2018 insgesamt 369 Flüchtlinge aus Afghanistan, Ägypten, Albanien, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia, Syrien und Tunesien befragt, die nach 2014 eingereist waren und einen Asylantrag stellten. Die Stichprobe sei nicht repräsentativ für alle Flüchtlinge in Deutschland, allerdings bilde sie die wichtigsten Herkunftsländer ab und sei groß genug für "verlässliche Auswertungen".
In der Erhebung gaben 85 Prozent der Befragten an, dass es den Menschen in Deutschland "sehr wichtig" sei, dass Frauen und Männer in Deutschland gleiche Rechte und Pflichten hätten. In ihren Herkunftsländern sei das nur 49 Prozent wichtig. Die überwiegende Mehrheit der Befragten gab aber an, es falle ihnen leicht, mit diesen Unterschieden umzugehen. Ähnliches gilt für den Bereich Rechtsstaatlichkeit. 80 Prozent der Befragten meinten, den Menschen in Deutschland sei es "sehr wichtig", dass das Gesetz alle Menschen gleich behandelt. In ihren Herkunftsländern seien es nur 57 Prozent. Auch dies war für die meisten Befragten nicht problematisch.
Rund 40 Prozent tun sich noch schwer mit Homosexualität
Größere Differenzen sahen die Befragten in der Frage der rechtlichen Gleichstellung von Homosexuellen. 89 Prozent gaben an, dies sei den Menschen in Deutschland wichtig. Nur 30 Prozent sahen das für ihre Herkunftsländer für gegeben an. In vielen von ihnen werden gleichgeschlechtliche Beziehungen noch kriminalisiert und zum Teil sehr hart bestraft.
Im Vergleich zu den anderen angesprochenen Themen fordert das Thema Homosexualität die Flüchtlinge auch selbst am meisten heraus: "Rund 40 Prozent der Befragten antworten, dass es ihnen schwer oder sehr schwer fällt, sich auf diese einzustellen", so Dr. Timo Tonassi, Autor der Auswertung, in der begleitenden Pressemitteilung. "Das ist potenziell eine Herausforderung für die Aufnahmegesellschaft und die Geflüchteten. Man kann daraus aber nicht schließen, dass eine skeptische Haltung auch mit einem abwertenden Verhalten einhergeht."
Bei einer Frage, ob homosexuelle Paare gute Eltern sein könnten, zeigte sich ein deutlich größerer Anteil von ablehnenden Haltungen als bei Vergleichsgruppen: So stimmten rund 41 Prozent der Flüchtlinge zu im Vergleich zu 29 Prozent von Personen mit Migrationshintergrund und acht Prozent bei Personen ohne Migrationshintergrund. Diese Unterschiede sollten "in integrationspolitischen Maßnahmen – etwa den Orientierungskursen – proaktiv angesprochen werden", so die Autoren. Es sei ein guter und weiter zu evaluierender Ansatz, dass der Lehrplan seit 2017 das Lernziel "Akzeptanz von Partnerschaften unabhängig von Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung" habe.
Die Studie betont zugleich, dass rund die Hälfte der Flüchtlinge ganz oder eher homosexueller Elternschaft zustimmt und "dass auch in der Bevölkerung in Deutschland die Meinungen in diesem Punkt geteilt sind, wenn auch in geringerem Maße", und dass die Offenheit gegenüber Homosexualität auch hierzulande eine jüngere Entwicklung sei. Vorbehalte unter Flüchtlingen sollten angesprochen werden. "Zugleich ist aber zu hinterfragen, inwieweit dieser Umstand zum Teil auch benutzt wird, um den Umgang mit homosexuellen Menschen in Deutschland zu beschönigen oder (politisch) Stimmung gegen Geflüchtete zu machen."
Mehr Begegnung gefordert
Große Unterschiede sahen die Befragten ansonsten auch bei der Bedeutung der Familie und im Umgang mit älteren Menschen. Zwei Drittel meinten, dass die Menschen in Deutschland sich eher um sich selbst kümmerten als um die Familie. Knapp 40 Prozent gaben an, der Umgang damit falle ihnen schwer oder sehr schwer.
Der Sachverständigenrat weist in der Studie darauf hin, dass das Thema Werte und Normen eine große Rolle in der politischen Debatte um Integration spiele und auch in den Integrationskursen für Migranten thematisiert werde. Es sollte aber "nicht überschätzt" werden, inwieweit Flüchtlinge durch solche Kurse wirklich beeinflusst werden könnten.
Wichtig für die kulturelle Integration seien vor allem "Begegnungsprojekte und weitere Wege informeller Vermittlung", empfehlen die Sachverständigen. "Inhaltlich sollten Integrationsmaßnahmen noch stärker auf Aspekte der sexuellen Orientierung eingehen – besonders auf Homosexualität – und auf die emotionale Rolle der Familie." (afp/cw)
Vorurteile abbauen sollte man also auf beiden Seiten, bei den einen dass nicht jeder Schwule denen an die Wäsche will und es keine Unterschiede zur Hetroliebe gibt und auf der anderen Seite dass nicht alle Flüchtlinge zurückgebliebene Hinterwäldler sind die Schwule nur tot sehen wollen.