In der evangelischen Nordkirche ist künftig die Trauung von lesbischen und schwulen Paaren möglich. Am Freitag beschloss die Landessynode in Lübeck-Travemünde mit großer Mehrheit, statt den bereits 2016 beschlossenen öffentlichen Segnungen reguläre Traugottesdienste durchzuführen, wie sie auch für heterosexuelle Ehepaare angeboten werden.
"Der Begriff Segnung wurde immer häufiger als minderwertiger empfunden als eine Trauung", erklärte der Synodale Sieghard Wilm, der den Antrag eingebracht hatte, laut NDR. Mit dem Wort Trauung werde eine "Gleichberechtigung und die Aufhebung der Diskriminierung" erreicht.
Trauung für alle als Regelfall
Mit klarer Mehrheit gestrichen wurde außerdem ein Abschnitt, der es einzelnen Pfarrern ermöglichen sollte, eine Trauung von lesbischen und schwulen Paaren aus Gewissensgründen abzulehnen. Bei den Segnungen gab es bislang dieses diskriminierende Vetorecht, ebenso wie den anderen evangelischen Landeskirchen.
Der ehemalige Präses der Synode, Andreas Tietze, vergleich die Beschlussfassung der Nordkirche mit der des Landesparlaments. Er könne sich nicht vorstellen, dass ein Landesbeamter einen Beschluss des Schleswig-Holsteinischen Landtags aus Gewissensgründen ablehne. Die Trauung homosexueller Paare soll künftig der Regelfall und nicht die Ausnahme sein, meinte der Vorsitzende der theologischen Kammer der Nordkirche, Propst Daniel Havemann.
Rückwirkendes "Upgrade" im Kirchenbuch
Hat eine Segnung von Menschen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft vor Inkrafttreten dieser Regelung bereits stattgefunden, kann in den kommenden drei Jahren in der Gemeinde, in der die Segnung stattfand, beantragt werden, die Segnung nachträglich als Trauung in das Kirchenbuch einzutragen und darüber eine Urkunde für das Paar auszustellen.
Die 156 Kirchenparlamentarier hatten sich am Freitag intensiv mit der Frage beschäftigt, wie die Kirche Menschen in verschiedenen Familien- und Lebensformen unterstützen kann. So bittet die Landessynode in einem weiteren Beschlus die Kirchenleitung unter anderem um eine Erklärung zu der Frage, ob ein kirchlicher "Sonntag der Vielfalt" eine sinnvolle Ergänzung gottesdienstlicher Themenangebote sein kann, und gegebenenfalls die Bereitstellung geeigneter gottesdienstlicher Materialien zu veranlassen.
Kirchenleitung soll auf Intersexuelle zugehen
Zudem wird die Kirchenleitung gebeten, zu prüfen, inwiefern die Einführung eines dritten Geschlechtseintrags im Personenstandsregister durch den Gesetzgeber Konsequenzen für das kirchliche Handeln hat, welche sprachlichen Regeln beispielsweise für Formulare, Gottesdienste oder allgemeine Publikationen empfohlen werden können, die diverse Menschen einbeziehen.
Vor ihrer Synode hatte die Nordkirche noch mit homophoben Tiraden für Schlagzeilen gesorgt. So bezeichnete der Greifswalder Bischof Hans-Jürgen Abromeit in der vergangenen Woche die Ehe für alle als "Zeitgeistphänomen" und beschuldigte lesbische und schwule Paare, "ungleich" mit heterosexuellen Verbindungen zu sein (queer.de berichtete). Da Abromeit an diesem Wochenende in den Ruhestand verabschiedet wird, sind solche fundamentalistische Stimme allerdings nicht mehr in der Synode der Nordkirche vertreten.
Die Synode, die am Donnerstag begonnen hatte, sollte am Sonnabend mit der Wahl von stellvertretenden Mitgliedern der Kirchenleitung und einem Reisesegen zu Ende gehen. (cw)
Exakt so ist es.
Und da wir das Luther-Land mit der Pastorentochter als Kanzlerin ein Kirchenstaat mit steuerfinanzierten Staatskirchen und dem Kirchentag als Nebenparlament ist, ist ein Gleichklang von Staat und Kirche auch bei unseren Rechten von taktischem Vorteil.
Auch wenn einem Laizisten dabei übel wird.