In Köln waren bereits im Frühjahr Fans der "Lindenstraße" für ihre Serie auf die Straße gegangen (Bild: Initiative "Lasst die Lindenstraße leben")
Die Fans der ARD-Fernsehserie "Lindenstraße" wollen nicht locker lassen: Für den 19. Oktober kündigt die Initiative "Lasst die Lindenstraße leben!" eine Demonstration in der Bundeshauptstadt für die 1985 gestartete Fernsehserie an, die nach 2020 nicht mehr fortgesetzt werden soll. Der "Trauerzug" soll vom Washingtonplatz über die Luisenstraße, die Wilhelmstraße zum ARD-Hauptstadtstudio ziehen – danach soll es zur Weltzeituhr am Alexanderplatz weitergehen. Dort soll eine Abschlusskundgebung stattfinden. "Totgesagte leben länger", sind sich die Veranstalter sicher.
Die Organisatoren erklärten, dass die "Lindenstraße" gerade wegen ihren Bezügen zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen nach wie vor gebraucht werde. "Vor allem das macht ja die Qualität der 'Lindenstraße' aus, die sie von allen anderen Serien unterscheidet: Sie sorgt für Zündstoff in Diskussionen, sei es der Kuss zweier schwuler Männer im Jahr 1990 oder die Gewissensnot eines Pädophilen heute", heißt es in einer Stellungnahme. "Jedoch zeigt diese Serie bei allen Kontroversen, dass es fast immer eine Lösung gibt, wenn man nur miteinander redet und sich gegenseitig hilft."
Anfang des Jahres hatte es bereits in Köln eine Demo für den Erhalt der "Lindenstraße" gegeben. Damals nahmen ungefähr 200 Fans von Mutter Beimer und Co. teil.
Flyer von der Frühjahrsdemo in Köln
Der Westdeutsche Rundfunk hatte im November letzten Jahres bekannt gegeben, dass im März 2020 die letzte Folge der in Köln-Böcklemund produzierten Dauerserie ausgestrahlt werden soll (queer.de berichtete). ARD-Programmdirektor Volker Herres begründete den Schritt mit Sparzwängen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und den zurückgehenden Einschaltquoten.
Serie setzte Maßstäbe für Darstellung von LGBTI-Figuren
Die Serie hatte mehrfach Zeichen bei der Darstellung schwuler und lesbischer Figuren gesetzt. Fast seit Anfang an dabei ist der offen schwule Carsten Flöter (Georg Uecker). 1987 küsste er seinen damaligen Freund Gerd Weinbauer (Günter Barton), was ein Novum im deutschen Vorabendprogramm darstellte. Drei Jahre später sorgte Carsten mit einer heißen Liebesnacht mit seinem damaligen Lover Robert Engel (Martin Armknecht) für Säckeweise Beschwerden beim WDR und sogar Morddrohungen gegen die Schauspieler. Die Szene schrieb Geschichte – und wurde später zum Museumsobjekt im Bonner "Haus der Geschichte" (queer.de berichtete). 1997 heiratete Carsten – vier Jahre vor Einführung der eingetragenen Partnerschaft – seinen Freund Theo. 2003 dann verpartnerte er sich schließlich mit Käthe (Claus Vinçon) und adoptierte den HIV-positiven Felix.
Tanja Schildknecht (Sybille Waury), die bereits seit der zweiten Folge dabei ist, und Sonia Besirski (Nika von Altenstadt) waren das erste weibliche gleichgeschlechtliche Liebespaar der "Lindenstraße". Die Drehbuchautoren ließen Sonia 1998 an einer Überdosis Morphium sterben.
In den letzten Jahren sorgte die "Lindenstraße" auch mit trans Figuren für Aufsehen (queer.de berichtete). (dk)
Direktlink | Noch läuft die "Lindenstraße": Vorschau auf die nächste Folge am Sonntag, die wegen der Leichtathletik-WM nicht im Ersten, sondern nur im kleinen Digitalkanal ONE ausgestrahlt wird. Sie kann auch bereits ab Freitag online gestreamt werden
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Lasst die Lindenstraße leben: Protest- und Trauermarsch
19. Oktober 2019 in Berlin: Die Demo startet um 14 Uhr am Washingtonplatz, zieht dann zum ARD-Hauptstadtstudio (14.45 Uhr) und weiter zur Weltzeituhr am Alexanderplatz. Dort findet ab 16 Uhr die Abschlusskundgebung ("Große Auferstehungsfeier") statt.
Aber ab den 2000er war die Serie dann doch überwiegend langweilig und "ausgelutscht"; und habe sie daher nicht mehr geschaut.
Es ist auch finanziell für die ARD nicht mehr tragbar, eine Sendung in diesem Format zu finanzieren, die nur einmal in der Woche erscheint.