Ein neuer transphober Ausbruch eines Regierungspolitikers sorgt in den USA für Empörung: Ben Carson, der Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung in der Regierung von US-Präsident Donald Trump, erklärte laut einem Bericht der "Washington Post" vergangene Woche vor 50 Mitarbeitern des Ministeriums in San Francisco, dass er sich Sorgen um Obdachlosenheime machen, die trans Personen aufnehmen.
Er habe Angst, dass "große, haarige Männer" versuchen würden, Einrichtungen für Frauen zu infiltrieren, so der Minister laut dem Bericht. "Carsons Äußerungen haben viele der ungefähr 50 Mitarbeiter, die das Treffen am Dienstag besucht hatten, schockiert", heißt es in dem Bericht der "Washington Post". Eine Mitarbeiterin habe wegen der diskriminierenden Rede schockiert den Raum verlassen.
Carson habe sich laut der Aussage eines Mitarbeiters mehrfach über Transmenschen lustig gemacht. Er soll sich außerdem darüber beschwert haben, dass die Gesellschaft keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern mehr mache.
Das Carson-Ministerium hatte erst im Mai einen Richtlinien-Entwurf vorgestellt, der die Diskriminierung von trans Menschen beim Zugang zu Obdachlosenheimen erlauben würde (queer.de berichtete).
Demokraten fordern Rücktritt Carsons
Mehrere demokratische Parlamentsabgeordnete haben als Reaktion auf den Bericht den Rücktritt Carsons gefordert. Der Minister hielt aber an seinen Äußerungen fest. In einem Brief an alle Ministeriumsmitarbeiter erklärte er am Freitag, dass Frauenorganisationen auf ihn zugekommen seien und sich darüber empört hätten, dass "Männer" in Frauen-Heimen aufgenommen werden könnten, "unabhängig von ihren körperlichen Merkmalen".
In Interviews erklärte der Minister, dass er für gleiche Rechte einstehe. Er wolle aber keiner Gruppe "Extra-Rechte" einräumen. Er warf Kritikern vor, mit "politischer Korrektheit" die Redefreiheit in den USA vernichten zu wollen. Außerdem zog er die Existenz von trans Menschen in Zweifel: "Wenn ich morgen aufwache und entscheide, dass ich Chinese sein will, macht mich das natürlich nicht zum Chinesen", sagte Carson im "Fox News Channel".
Carson gilt als äußerst LGBTI-feindlicher Politiker. Das 68-jährige Mitglied der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten begründet seine Ablehnung von Homo- und Transsexuellen mit seinem christlichen Glauben. In der Vergangenheit setzte er etwa Homosexualität mit sexuellem Missbrauch von Tieren oder Kindern gleich. In seinem 2012 erschienen Buch "America is Beautiful" hatte Carson sogar einen Zusammenhang zwischen der Ehe für alle und dem Zerfall des Römischen Reiches hergestellt.
Die Position Carsons in der Regierung gilt als sicher, weil er als einziger schwarzer Minister wichtig für das Narrativ Trumps ist, kein weißer Rassist zu sein. Mit seiner Queerfeindlichkeit ist Carson im Washingtoner Machtzentrum keine Ausnahme, da sich Vizepräsident Mike Pence, Außenminister Mike Pompeo und andere Kabinettsmitglieder ebenfalls gegen die Gleichbehandlung von LGBTI aussprechen.
Die Trump-Regierung hat in den letzten Jahren mit mehreren transphoben Initiativen für Aufregung gesorgt. Zu den Hauptkritikpunkten gehört die Wiedereinführung des Trans-Verbots im US-Militär. (dk)