Dem 16. Bundestag gehören mindestens acht offen homosexuelle Abgeordnete an - viel mehr ist nach der Wahl noch nicht zu sagen.
Von Norbert Blech
Vieles ist unklar nach der gestrigen Wahlnacht. Wer das Land regieren wird, in welcher Koalition - das wird sich erst in den nächsten Tagen herausstellen. Die neue Besetzung des Bundestags steht hingegen, von einem Wahlkreis in Dresden abgesehen, fest.
Volker Beck verliert Stimmen
Für Die Grünen sitzt der bisherige Parlamentarische Geschäftsführer, Volker Beck, erneut im Bundestag. In seinem Wahlkreis Köln II erreichte er 9,96 Prozent der Erststimmen, 2,26 Prozent weniger als 2002. Es bleibt abzuwarten, was er im Laufe des Tages zu den Gedanken einer Jamaika-Koalition aus Schwarz-Gelb-Grün zu sagen hat. "Ich war noch nicht in Jamaika, aber ich bin alter Reggae-Fan und das hat herzlich wenig mit der Leitkultur von Herrn Stoiber zu tun", hatte übrigens Grünen-Chefin Claudia Roth am Montag in der ARD zum Thema zu sagen.
Über ihre Landeslisten schafften es auch die offen lesbischen Biggi Bender und Anja Hajduk, der junge und schwule Kai Gehring sowie Gerhard Schick. Sibyll Klotz und Bettina Herlitzius ziehen nicht in den 16. Bundestag ein, ebenso wie die grüne Kritikerin an einem Adoptionsrecht für Homo-Paare, Antje Vollmer.
Auch Kauch und Kahrs wärmen Bundestagssitze
Vermutlich mindestens ebenso viele Lesben und Schwule hat die FDP zu bieten, offen schwul sind jedoch nur Parteichef Dr. Guido Westerwelle und der Dortmunder Abgeordnete Michael Kauch. Der derzeitige Parlamentarische Geschäftsführer der FDP, Jörg van Essen, wird auch in der nächsten Legislaturperiode Anmerkungen zur Homopolitik machen können - oder sie mitgestalten. Im Wahlkreis Köln I erreichte der schwule FDP-Kandidat Ulrich Breite nur 4,04 Prozent der Erststimmen, er zieht nicht über die Landesliste nach Berlin.
Bei der SPD ist der offen schwule Johannes Kahrs erneut in den Bundestag eingezogen. Die derzeitige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) sitzt, wie auch ihre Vorgängerin Dr. Herta Däubler-Gmelin, erneut im Bundestag.
Geis und Gauweiler sind auch dabei
Aus CDU und Linkspartei sind keine offen schwulen oder lesbischen Politiker bekannt. Der mit Homo-Themen vertraute Rechtspolitiker Dr. Jürgen Gehb (CDU) zieht wieder in den Bundestag ein - über die Landesliste, nachdem er deutlich gegen Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) unterlag. Der Homo-Feind Norbert Geis (CDU), auch Peter Gauweiler (CSU) sind wieder im Bundestag vertreten. Der ehemalige CDU-Politiker Martin Hohmann hat als Einzelkandidat in Fulda keine Mehrheit erreicht und versprach, sich aus der Politik zurückzuziehen.
19. September 2005, 10.15h