Mariela Castro – hier bei der CSD-Parade in Hamburg 2010 – setzt sich seit Jahren für LGBTI und den Kampf gegen HIV/Aids ein (Bild: Northside / wikipedia)
Die Trump-Regierung hat Einreiseverbote gegen den früheren kubanischen Staatschef Raúl Castro und dessen Familie verhängt. Die Sanktionen betreffen auch seine vier Kinder, darunter seine Tochter Mariela Castro Espín, eine prominente Aktivistin für die Rechte von Homosexuellen und den Schutz vor HIV/Aids. Die 57-Jährige war 2012 nach San Francisco und New York gereist, im Jahr darauf erhielt sie in Philadelphia von der LGBTI-Organisation "Equality Forum" eine Auszeichnung für ihren Einsatz für die Rechte queerer Menschen.
Die langjährige Chefin des staatlichen Zentrums für sexuelle Aufklärung (CENESEX) organisierte auf Kuba staatliche CSDs und sorgte vor fünf Jahren für Schlagzeilen, als sie im Abnick-Parlament des diktatorisch regierten Landes erstmals eine "Nein"-Stimme abgab, um gegen die Diskriminierung sexueller und geschlechtlicher Minderheiten zu protestieren (queer.de berichtete).
Mike Pompeo: Kuba verletzt Menschenrechte
US-Außenminister Mike Pompeo begründete die Maßnahme am Donnerstag damit, dass Raúl Castro in seiner fortbestehenden Rolle als Erster Sekretär der Kommunistischen Partei für Menschenrechtsverstöße verantwortlich sei. Hintergrund sei, dass unter Castros Aufsicht mehr als 100 politische Gefangene in Kuba im Gefängnis gesessen hätten und tausende Kubaner willkürlich festgenommen worden seien, sagte Pompeo in New York. Auf Twitter erklärte Pompeo, ein erklärte Gegner von LGBTI-Rechten, dass das kubanische Regime auch für die Krise in Venezuela verantwortlich sei.
Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hat den unter Vorgänger Barack Obama 2015 eingeleiteten Kurs der schrittweisen Annäherung an Kuba weitgehend wieder rückgängig gemacht.
Das kommunistische Regime in Kuba hat nach der Revolution im Jahr 1959 Homosexuelle jahrzehntelang brutal verfolgen lassen und in Umerziehungslager gesteckt, in denen viele von ihnen zu Tode kamen. Die Kommunisten begründeten die Verfolgung damals damit, dass es sich bei Homosexualität um eine kapitalistische Ausprägung handelte, die es auszurotten galt. Erst in den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts ließ der Verfolgungsdruck nach. Inzwischen hat das Land – auch dank des Einflusses von Mariela Castro – die Diskriminierung Homo- und Transsexueller gesetzlich verboten. 2010 entschuldigte sich der frühere Diktator Fidel Castro, der Onkel von Mariela Castro, für die Verfolgung Homosexueller (queer.de berichtete).
In Kuba gab es in den letzten Jahren auch Debatten um die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben. Wegen Widerstands in der Bevölkerung stoppte das Regime vergangenes Jahr jedoch die Gleichstellung, die eigentlich in der Verfassung festgeschrieben werden sollte (queer.de berichtete). (dk)