Die aktuellen Beschädigungen am Denkmal (Bild: LSVD Berlin-Brandenburg)
Unbekannte haben das Denkmal für die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung im Berliner Ortsteil Moabit erneut beschädigt. Wie die Hauptstadtpolizei meldet, war am Montagnachmittag über die Internetwache eine Anzeige eingegangen, woraufhin sich Beamte auf dem Weg zum Denkmal im Magnus-Hirschfeld-Ufer gemacht hätten.
An den dortigen Tafeln stellten die Polizisten zerkratzte Gesichter der darauf abgebildeten Personen fest – den LGBTI-Aktivisten Anita Augspurg (1857-1943), Karl Heinrich Ulrichs (1825-1895) und Dr. Magnus Hirschfeld (1868-1935). Die Augen waren zudem ausgebrannt worden.
Der Polizeiliche Staatschutz beim Landeskriminalamt hat die weiteren Ermittlungen zu der gemeinschädlichen Sachbeschädigung übernommen. Dieses Vorgehen ist bei Fällen von vermuteter Hass-Kriminalität in der Bundeshauptstadt üblich.
LSVD-Mitglieder für Videoüberwachung
LGBTI-Aktivisten fordern die Behörden auf, mehr gegen derartige Kriminalität zu tun: "Vandalismus ist keine Bagatelle. Diese Straftaten sind ein großes Ärgernis und zeugen von Hass und Respektlosigkeit", erklärte Jörg Steinert, Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg, am Dienstag. Vergangenes Jahr sprachen sich mehr als drei Viertel der LSVD-Mitglieder für die Videoüberwachung von LGBTI-Gedenkstätten aus, um derartige Vorfälle zu verhindern (queer.de berichtete).
Erst vergangene Woche hatte die Bundesregierung auf Anfrage der Grünenfraktion bestätigt, dass die Zahl der Sachbeschädigungen, die aus Hass gegen sexuelle oder geschlechtliche Minderheiten verübt worden sind, steil angestiegen ist (queer.de berichtete). Wie das Mahnmal für homosexuelle NS-Opfer im Tiergarten ist auch das Denkmal am Magnus-Hirschfeld-Ufer bereits mehrfach Ziel von Vandalismus geworden, zuletzt Mitte August (queer.de berichtete).
Die Grünen fordern angesichts der sich häufenden Übergriffe eine "Gesamtstrategie gegen Homo- und Transfeindlichkeit", wie der Fraktionsprecher der Grünen im Bundestag für Queerpolitik, Sven Lehmann, vergangene Woche erklärte. Daher müsse endlich ein bundesweiter Aktionsplan für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt aufgelegt werden. Die Partei hatte bereits im Mai einen umfassenden Antrag vorgelegt hätten, für den 35 Millionen Euro vorgesehen sein sollten (queer.de berichtete). (dk)
Aber es muss auch endlich etwas gegen Homo- und Transphobie getan werden, damit es erst gar nicht so weit kommt.
Dazu gehört z.B. ein nationaler Aktionsplan und mehr Aufklärung an Schulen.