Christian Göke ist seit 2013 Vorsitzender der Geschäftsführung der landeseigenen Messe Berlin GmbH (Bild: Messe Berlin)
Nach dem Skandal um Malaysia will die Internationale Tourismus-Börse (ITB) Berlin endlich keine homophoben Staaten mehr als offizielle "Partnerländer" akzeptieren. Dies hat der rot-rot-grüne Senat im Sommer als Haupteigentümer der Messe Berlin beschlossen (queer.de berichtete). Doch ausgerechnet der Chef der Messegesellschaft, Christian Göke, leistet öffentlich Widerstand.
Wir erinnern uns: Die ITB war vergangenes Jahr in die Kritik geraten, weil sie für das "Partnerland" Malaysia warb, obgleich dort LGBTI-Menschen verfolgt werden (queer.de berichtete). Kurz zuvor hatte Malaysia eine Folterstrafe gegen zwei Frauen verhängt: Die mutmaßlichen Lesben erhielten vor 100 Schaulustigen je sechs Stockhiebe (queer.de berichtete). Auf der Messe im März diesen Jahres behauptete der Tourismusminister dann auch noch allen Ernstes, dass es in seinem Land überhaupt keine Homosexuellen gebe (queer.de berichtete).
"Geschäftspolitische Neutralität" gegenüber Menschenrechtsverletzungen
Mit einem überfälligen Code of Conduct für Geschäftspartner soll solch homophobe Propaganda auf der Messe künftig verhindert werden. Im Interview mit der "Berliner Morgenpost" meint Göke zwar auf Nachfrage des Journalisten, dass die Vorgaben des Senats "okay und mit Sicherheit auch nicht kontraproduktiv" seien, lässt aber sonst keine Gelegenheit aus, sie als falsch und sogar schädlich darzustellen. "Maßgeblich für unsere Arbeit als Messegesellschaft ist es, geschäftspolitische Neutralität zu bewahren. Wenn wir das nicht mehr tun, ist unser Geschäftsmodell weg", empört sich der Chef der Messe Berlin. "Wir wollen dafür sorgen, dass jeder Aussteller die gleichen Rechte und Möglichkeiten hat, seine Ideen bei uns vorzustellen und hier eine Plattform zu finden."
Zynischer geht es nicht. Nicht um die ausgepeitschten Lesben in Malaysia, nicht um die inhaftierten Schwulen im Oman, dem ITB-"Partnerland" 2020, sorgt sich der Messechef, sondern ausgerechnet um die "gleichen Rechte" der kommerziellen Aussteller. Dass es hier um eklatante Menschenrechtsverletzungen geht, spielt Göke herunter – und schürt gleichzeitig Panik: "Fangen wir an Länder, Aussteller oder Besucher moralischen Wertungen zu unterwerfen, müssten wir unser Geschäft einstellen." Dabei geht es in der Debatte nur um die herausgehobene Position eines einzigen "Partnerlands".
Göke gibt den größten LGBTI-Aktivisten
Gleichzeitig stellt sich der Messechef in der "Berliner Morgenpost" als der größte LGBTI-Aktivist aller Zeiten dar, der behauptet, sich "subtil" für Veränderungen in den "Partnerländern" einzusetzen, ja sogar die Staatshomophobie zu einem Auswahlkriterium zu machen. "Deswegen bin ich davon überzeugt, dass wir mit unserem Ansatz viel mehr für die Rechte Homosexueller in Malaysia getan haben, als es ein Code of Conduct erreicht hätte." Eine Behauptung, die allein vom ITB-Auftritt des Tourismusministers ad absurdum geführt wurde.
Mit seiner sturen Unbelehrbarkeit und dreisten Heuchelei ist Christian Göke als Geschäftsführer der Messe Berlin eine Fehlbesetzung. Aus diesem Grund erhält er unsere "Homo-Gurke".
Und dann will er LGBTI auch noch für dumm verkaufen....