Polizisten beim CSD in Breslau am Samstag. Die Hintergründe des Messer-Vorfalls sind noch unklar (Bild: DPolicja / twitter)
Beim elften CSD in Breslau hat die Polizei am Samstag möglicherweise einen Angriff verhindert: Wie Medien und die Polizei berichteten, wurde ein Mann festgenommen, der vor Beginn der Demonstration mit zwei Messern in seinen Händen in Richtung der Aufstellung der Teilnehmer rannte.
Der Mann habe dabei unter anderem "Allah(u) Akbar" gerufen, was von der Polizei in ihrer Mitteilung vom Samstagabend zunächst als Teil eines "irrationalen Verhaltens" bewertet und beschrieben wird. Polizisten hätten sofort reagiert und dabei ihre Gesundheit und ihr Leben riskiert: "Die Professionalität und die gute Ausbildung der Beamten führten zu einer schnellen und wirksamen Inhaftierung des Angreifers und zur Verhinderung eines tragischen Ereignisses", so die Polizei.
Der Mann wurde zu einer Wache gebracht und sollte dort weiter befragt werden. Es handle sich um einen 41-jährigen polnischen Staatsbürger, der bereits mehrfach mit Straftaten und Vergehen aufgefallen sei, so die Polizei. Weitere Angaben machte sie zunächst nicht. Die Polizei hatte den elften Pride nach den teils Krawall-artigen Gegenprotesten zu einigen polnischen Prides in diesem Jahr mit dem bislang größten Aufgebot geschützt.
Der CSD blieb ansonsten allerdings weitgehend friedlich. Nur wenige Gegendemonstranten hatten sich am Rande des CSD versammelt, etwa mit Plakaten mit dem Aufdruck "Stoppt Pädophilie". Die Polizei nahm neben dem möglichen Messerangreifer eine weitere Person fest und will drei Personen wegen Vergehen vor Gericht bringen. An mehreren Aushängen an Bushaltestellen waren zudem homofeindliche Volksverhetzungen aufgetaucht, die laut einer Mitteilung der Verkehrsbetriebe nach und nach entfernt wurden.
Sprengsätze zum CSD in Lublin gebracht
Erst in der letzten Woche war es noch zu größeren Ausschreitungen gegen den CSD in Lublin gekommen (queer.de berichtete). Die Polizei räumte dem Pride mit einem Großaufgebot und einem Wasserwerfer den Weg frei und nahm über 30 Gegendemonstranten fest; die teils gewaltbereiten Nationalisten und Hooligans hatten zusammen mit christlichen Fundamentalisten homofeindliche Parolen skandiert und den Pride mehrfach blockiert. Zwei Journalisten wurden angegriffen und verletzt.
Wie die Polizei wenige Tage später mitteilte, sei kurz vor Beginn des CSD auch ein Ehepaar mit selbstgebastelten Bomben festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft zitiert Experten, dass die Gaskanister, an denen Feuerwerkskörper befestigt waren, zum Tod vieler Menschen hätten führen können. Ein Gericht hat inzwischen auf Antrag der Staatsanwaltschaft zu den bislang nicht näher identifizierten Verdächtigen eine Untersuchungshaft von drei Monaten angeordnet. Die Ermittlungen laufen auf unerlaubte Herstellung und Besitz von Sprengkörpern, die das Leben oder die Gesundheit vieler Menschen gefährden können. Laut dem entsprechenden Paragrafen droht dem Paar Haft zwischen sechs Monaten bis zu acht Jahren.
Insgesamt hatte es in diesem Sommer in einer Rekordzahl von fast 40 polnischen Städten einen CSD gegeben, an diesem Sonntag macht Nowy Sacz den Abschluss. Der Bürgermeister hatte den ersten Pride in der 84.000 Einwohner-Stadt im Süden Polens verbieten wollen, war damit aber – wie der Bürgermeister Lublins eine Woche zuvor – vor Gericht gescheitert.
Am 13. Oktober folgen dann die Parlamentswahlen. Die regierende Partei "Recht und Gerechtigkeit" hatte seit den Europa-Wahlen im Mai eine konsequente Stimmungsmache gegen eine vermeintliche "LGBT-Ideologie" betrieben und dabei in einem eskalierenden und geschürten Kulturkampf Unterstützung von der katholischen Kirche und einigen regierungsnahen Medien erhalten. Wenige Tage, nachdem das Magazin "Gazeta Polska" für eine Folgeausgabe einen Aufkleber "LGBT-freie Zone" mit durchgestrichenem Regenbogen angekündigt hatte, war es im Juli zu schweren Ausschreitungen gegen den ersten CSD in Bialystok gekommen. (nb)
Update 21h: Hunderte Teilnehmer beim CSD in Nowy Sacz
Unter Regen und größerem Polizeischutz fand am Sonntagmittag der erste Pride in Nowy Sacz statt, mit rund 400 Teilnehmern. Gewaltvorfälle wurden zunächst nicht berichtet, allerdings waren dutzende Jugendliche, darunter Anhänger der rechtsextremen "Allpolnischen Jugend", am Rande des CSD gestanden oder mitgelaufen und hatten homofeindliche Parolen skandiert. In der Innenstadt hatte es zudem einen "Marsch für das Leben und die Familie" mit dutzenden Teilnehmern und homofeindlichen Plakaten gegeben.
Zum mutmaßlichen Messer-Angreifer aus Breslau gab es bis Sonntagabend zunächst keine weiteren Berichte. Entgegen einem deutschen Medium hatte die Polizei in ihrer Mitteilung am Samstagabend, Stunden nach dem Vorfall um ca. 14.30 Uhr, nicht von "Terror" gesprochen, sondern sich so vorsichtig ausgedrückt wie oben angegeben. Auch polnische Medien und Nutzer in sozialen Netzwerken hatten eine entsprechende Bewertung bislang vermieden, zumal Bilder der Festnahme des Mannes keine schlüssige Deutung zu ermöglichen scheinen.
Der Vorsitzende der Regierungspartei "Recht und Gerechtigkeit", Jaroslaw Kaczynski, setzte am Sonntag derweil erneut auf Homophobie: "Wenn wir normale Beziehungen haben wollen, und nicht zwei Väter und zwei Mütter, dann müssen wir die Wahl gewinnen", sagte er bei einer Rede auf einer Wahlveranstaltung in Rzeszów. Der 70-Jährige sprach in diesem Zusammenhang von "Anti-Werten", die der Westen dem Land aufzwingen wolle. Jeder solle im Bett machen, was er wolle, so Kaczynski. Aber eine staatliche Unterstützung, "Bestätigung" statt Toleranz, könne es dafür nicht geben.
Solche Leute gehören in die Psychiatrie bis sie von ihrer Krankheit geheilt sind. Und gelingt die Heilung nicht, müssen sie eben zum Wohl der friedlichen Bürger dauerhaft in der Psychiatrie bleiben.