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Prävention
Kalifornien: PEP und PrEP werden rezeptfrei
Um HIV besser bekämpfen zu können, schafft der Westküstenstaat die Rezeptpflicht für Medikamente ab, die Negative vor dem Virus schützen sollen.
- 8. Oktober 2019, 13:20h 2 Min.
Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom hat am Montag das Gesetz SB 159 unterzeichnet, das den Bürgern ab dem 1. Januar 2020 einen rezeptfreien Zugang zur Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) und zur Post-Expositionsprophylaxe (PEP) gewährt. Die PrEP ist ein Medikamentenmix, der regelmäßig oder rund um einen Anlass von HIV-negativen Menschen eingenommen wird, um eine HIV-Infektion zu verhindern. Die PEP wird von Negativen als Nach-Risiko-Vorsorge eingenommen, wenn etwa bei einem vorherigen Sexualkontakt ein Kondom gerissen ist.
Die PEP und die PrEP werden damit im bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat künftig gleich behandelt wie die Pille (oder die "Pille danach") für Frauen. Das bedeutet, dass krankenversicherte Menschen nicht vorher bei ihrer Versicherung die Erlaubnis abholen müssen, um die Medikamente erstattet zu bekommen. Apotheker dürfen die Medikamente allerdings erst verkaufen, nachdem sie einen entsprechenden Kurs bei der staatlichen Apothekenbehörde absolviert haben.
Gouverneur Newsom begründete den Schritt damit, dass die Präventionsmaßnahmen "buchstäblich Leben retten können". Der rezeptfreie Zugang zur PEP und PrEP sei ein Schritt hin zum Ziel, HIV in den nächsten zehn Jahren "endgültig zu beenden". Im ersten Jahr rechnet die kalifornische Regierung allerdings "nur" mit 25 weniger HIV-Neuinfektionen infolge des Gesetzes.
In den letzten Jahren waren neue Fälle von HIV im knapp 40 Millionen Einwohner zählenden Kalifornien weitgehend stabil – rund 4.500 Menschen infizierten sich 2017 im Bundesstaat. Zum Vergleich: In Deutschland gab es laut dem Robert-Koch-Institut im selben Jahr geschätzt 2.700 Neuinfektionen (queer.de berichtete).
Aktivisten begrüßen Rezeptfreiheit
LGBTI- und Aids-Aktivisten begrüßten die entfallende Rezeptpflicht. Dadurch könnten Hemmschwellen zur Einnahme des Medikamentes abgebaut werden. Derzeit müssten viele Kalifornier etwa wochenlang auf einen Termin bei ihrem Hausarzt warten. Das Gesetz sei ein "riesiger Schritt in Richtung null Übertragungen", erklärte Rick Zbur von der queeren Gruppe Equality California. Er erklärte, besonders in ländlichen Gebieten sei der Zugang zu PrEP und PEP bislang nicht ausreichend.
Twitter / eqcaBREAKING: @CAGovernor @GavinNewsom signs #SB159, our co-sponsored bill by @Scott_Wiener & @AsmToddGloria making California the FIRST state in the nation to allow pharmacists to furnish #PrEP & #PEP without a physician's prescription! #CALeg pic.twitter.com/ApdZL0Ap29
Equality California (@eqca) October 7, 2019
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Die PrEP ist in den USA seit 2012 zugelassen, die Europäische Kommission folgte im Jahr 2016 (queer.de berichtete). Seit September müssen gesetzliche Krankenkassen in Deutschland das Medikament als reguläre Kassenleistung anbieten (queer.de berichtete). Für Aids-Aktivisten ist die PrEP eine dritte Schutzmöglichkeit gegen HIV – neben Kondomen sowie die Wirkung der HIV-Therapie, die die Übertragung des Virus verhindert. (dk)

Links zum Thema:
» DAH-Infos zur PEP
» DAH-Infos zur PreP
Es ergibt Sinn, dass zumindest im amerikanischen Gesundheitssystem, der Patient keine Genehmigung zur Erstattung der Medikamente mehr einholen muss,.
Allerdings bringt eine Befreiung von der Rezeptpflicht die Gefahr mit sich, dass der Nutzer nicht mehr die notwendigen Vor- und Routineuntersuchungen beim Arzt durchführen lässt.
Dadurch steigt insbesondere die Gefahr, dass bereits seropositive Nutzer durch unregelmäßige intermittierende Einnahme Resistenzmutationen in seinem Viruspool provozert. Das wäre höchst kontraproduktiv.
Ebenso würde die regelmäßige Testung auf Standard STI wegfallen.
Ebenfalls kontraproduktiv.
Es mag dem kuriosen amerikanischen Gesundheitssystem zuzurechnen sein.
Für Deutschland wünsche ich mir keine Rezeptfreiheit.