Bislang sind 31 Folgen von "Big Mouth" veröffentlicht worden – Netflix hat bereits drei neue Staffeln bestellt (Bild: Netflix)
Produzent und Autor Andrew Goldberg, der die Comedy-Zeichentrickserie "Big Mouth" mitentwickelte, hat sich für eine aktuelle Folge aus der vor wenigen Tagen im Streamingportal Netflix veröffentlichten dritten Staffel entschuldigt. "Wir haben hier das Ziel verfehlt", erklärte Goldberg am Dienstag auf Twitter. Ihm tue Leid, wenn sich jemand falsch dargestellt gefühlt habe.
Die Serie handelt von Siebtklässlern, die sich mit derben Sprüchen durch die Pubertät kämpfen. In der kritisierten Folge wird die neue Schülerin Ali gezeigt, die sich den anderen Kindern als pansexuell vorstellt. Sie erklärte auch, dass Bisexualität zu binär sei und dass Pansexualität bedeute, "dass meine sexuellen Vorzüge nicht von Gerschlechtsidentität eingeschränkt werden".
Weiter unterrichtete sie ihre neuen Mitschüler über den Unterschied zwischen Bi- und Pansexualität anhand mexikanischer Gerichte: "Manche von euch Langweilern mögen Tacos und manche Burritos. Wenn ihr bisexuell seid, mögt ihr Tacos und Burritos. […] Aber ich sage, ich mag Tacos und Burritos und könnte auch einen Taco mögen, der als Burrito geboren wurde. Oder einen Burrito, der sich in einen Taco verwandelt."
In sozialen Netzwerken wurde die Szene als bi- und transphob kritisiert. Bisexuelle beschwerten sich, dass ihre sexuelle Orientierung Transsexuelle als Partner nicht ausschließe. Transpersonen kritisierten, dass sie so dargestellt würden, als ob sie keine Geschlechtsidentität besäßen – also nicht als "echte" Frau oder "echter" Mann anerkannt werden.
Goldberg erklärte in seinem Entschuldigungsschreiben, Sexualität sei ein sehr komplexes Thema. "Das ist eine Riesenherausforderung und dieses Mal hätten wir es besser machen können", so der Autor mit Blick auf die kritisierte Folge. Er bedankte sich bei den "Trans-, Pan- und Bi-Communitys", die den Serienmachern die Augen geöffnet hätten. "Wir hören zu und freuen uns drauf, in diese Thematik in den nächsten Staffeln einzutauchen."
Die Serie "Big Mouth" behandelt immer wieder LGBTI-Themen. In Episode drei ("Titel: Bin ich schwul?") gefiel Schüler Andrew etwa ein Trailer für den neuen Film von Dwayne Johnson, worauf er seine sexuelle Orientierung hinterfragte.
"Big Mouth" warb für die neue Staffel mit den "Fab Five" aus der Realityserie "Queer Eye", die ebenfalls auf Netflix zu sehen ist (queer.de berichtete). (dk)
Zur Erklärung der Begrifflichkeiten Pan- und BisexualitätDer relativ neue Begriff Pansexualität bezeichnet eine sexuelle Orientierung, bei der das Geschlecht oder die Geschlechtsidentität des Partners oder der Partnerin keine Rolle spielt – das Geschlecht verschwindet vollkommen hinter der Person. Der länger etablierte Begriff Bisexualität wird dagegen als sexuelle Orientierung definiert, in der eine Person sowohl das eigene, als auch das andere Geschlecht attraktiv findet. "Pan" bedeutet "alles", "bi" bedeutet "zwei". Besonders in den USA erfreut sich der Begriff Pansexualität steigender Popularität: So outeten sich Disney-Star
Bella Thorne oder Sängerin
Miley Cyrus als pansexuell.
Ehrlich gesagt habe ich auch schon bei kleinen Kindern die Sache so ähnlich erklärt. Aber nicht mit Burritos und Tacos, sondern mit Pizza und Hamburgern. Manche mögen lieber Pizza, manche lieber Hamburger, manche beides, manche ganz andere Sachen.
Und es ist eine Comic-Serie. Selbst wenn das nicht alles korrekt ist, so ist das halt die Inkorrektheit der Person.
Wenn es wirklich transphob, biphob, homophob oder sonstwas ist, bin ich der erste, der das kritisiert. Aber nur weil etwas verkürzend dargestellt wird (wie jeder Vergleich auch immer ein Stück weit hinkt), ist es nicht gleich feindlich.
Wenn man mit sowas erreicht, dass Leute, die sich bisher nie mit solchen Themen beschäftigt haben, mal etwas davon hören, die Begriffe hören und zumindest ansatzweise eine Vorstellung haben, worum es geht, dann ist doch schon viel erreicht. Und dann sind sie offen, in Zukunft noch mehr zu erfahren.
Deswegen lieber ein bisschen mehr Toleranz gegenüber Ungenauigkeiten, damit das Thema nicht nur noch in akademischen Zirkeln diskutiert wird, die alles exakt ausdrücken, sondern eben auch noch in Comicserien, Sitcoms, etc., wo es dann auch die breiten Massen erreicht.