Die Kampagne lief im August in Budapester Haltestellen anlässlich des Sziget-Festivals (Bild: BKV)
Wegen seiner Kampagne #LoveIsLove in Ungarn soll der Konzern Coca-Cola ein Bußgeld in Höhe von 500.000 Forint (rund 1.500 Euro) zahlen. Wie die für den Konzernsitz zuständige Verbraucherschutzabteilung der Verwaltung der Region Pest in der Stadt Erd entschied, dürfe der Getränkehersteller die Kampagne zudem nicht fortsetzen.
Die genutzten Motive könnten "die körperliche, geistige, emotionale und moralische Entwicklung von Kindern und Minderjährigen beeinträchtigen", teilte das Amt dem Konzern mit. Laut dem Portal index.hu reagierte es auf eine Bürgerbeschwerde. Coca-Cola hatte im Sommer nur für wenige Tage an Bus- und Tramhaltestellen der ungarischen Hauptstadt Plakate für seine Coke-Zero-Marke anbringen lassen, die ein schwules, ein lesbisches und ein heterosexuelles Paar zeigten. "Kein Zucker, keine Vorurteile", hieß es dazu neben dem Hashtag "Liebe ist Liebe". Auch in sozialen Netzwerken griff die Firma die Motive auf.
Die Aktion für Viefalt sorgte für einigen Vandalismus und eine überraschend große Welle der homophoben Empörung, auch durch Regierungspolitiker (queer.de berichtete). So rief der Fidesz-Vizesprecher István Boldog zu einem Boykott der Marke auf, während das europaweite Fundi-Netzwerk CitizenGo ein Ende der "homosexuellen Werbung" forderte, die von "Kinder gesehen" werden könne. "Die homosexuelle Lobby hat Budapest bereits im Griff", kommentierte das rechte Portal "Pesti Srácok". Coca-Cola ließ sich davon nicht einschüchtern: Zwar wurde die Kampagne mit den Paaren wie geplant nach ein paar Tagen beendet, darauf folgten allerdings Plakate mit Regenbogenfarben und die Verteilung einer Flasche mit entsprechendem Logo beim Musikfestival Sziget (queer.de berichtete).
Coca-Cola verteidigt Kampagne
Wie Coca-Cola am Montag bekannt gab, prüfe der Konzern die nächsten Schritte. "Ziel der #LoveIsLove-Kampagne von Coca-Cola war es, die Werte zu vermitteln, die das Unternehmen seit langem vertritt: den Glauben an Vielfalt und Gleichheit der Menschen", so eine Stellungnahme des Konzerns. "Coca-Cola glaubt weiterhin, dass wir alle gleich sind, unabhängig von Nationalität, Religion, Geschlecht, Alter, ethnischer Zugehörigkeit, gesprochener Sprache, Hobbys und Meinungen. Die Werte, die wir vertreten, werden in unseren Anzeigen, Beiträgen und Mitteilungen ausgedrückt."
Die zweite Runde der Kampagne mit Regenbogen-Flasche. In Polen unterstützte der Konzern kürzlich eine queere Aufklärungsbustour mit Sprite-Regenbogen-Dosen, ohne dass es zu einem Aufschrei kam (queer.de berichtete)
Die queere Organisation Háttér Társaság a Melegekért meinte gegenüber index.hu, die Entscheidung des Amts sei grob diskriminierend und verstoße gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung und weitere Grundrechte. (nb)