Fans der ARD-Serie "Lindenstraße" sind in Berlin gegen die Absetzung der Sendung auf die Straße gegangen. Unter dem Motto "Lasst die Lindenstraße leben!" wollte die Gruppe am Samstagnachmittag vom Vorplatz des Hauptbahnhofs zum Alexanderplatz ziehen. Ein Zwischenstopp mit Kundgebung war laut Polizei vor dem ARD-Hauptstadtstudio geplant. Zum Start der Demo versammelten sich mehrere Dutzend Teilnehmer, darunter auch trans Schauspielerin Zazie De Paris, die in der Serie mitspielte (queer.de berichtete).
Letzte Folge läuft im März 2020
Die Entscheidung sei über die Köpfe der Zuschauer und Rundfunkbeitragszahler getroffen worden, hieß es im Aufruf zur Demo im Internet. Die "Lindenstraße" sei eine Serie mit hohem Anspruch, deren Themen stets Diskussionsstoff geboten hätten. Für sie und ihre Freunde sei die Nachricht von der Absetzung eine Katastrophe gewesen, sagte die Mitorganisatorin des Protest- und Trauermarsches, Petra Namyslo, der dpa. Sie hat nach eigenen Angaben jede Folge gesehen.
Die letzte Folge "Lindenstraße" soll im März 2020 gezeigt werden. Die Fernsehprogrammkonferenz der ARD hatte sich im vergangenen Jahr mehrheitlich gegen eine Verlängerung des Produktionsvertrags entschieden. Das Zuschauerinteresse und die Sparzwänge seien nicht vereinbar mit den Produktionskosten des Formats, erläuterte damals der Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen, Volker Herres.
Serie setzte Maßstäbe für Darstellung von LGBTI-Figuren
Die "Lindenstraße" hatte mehrfach Zeichen bei der Darstellung schwuler und lesbischer Figuren gesetzt. Fast seit Anfang an dabei ist der offen schwule Carsten Flöter (Georg Uecker). 1987 küsste er seinen damaligen Freund Gerd Weinbauer (Günter Barton), was ein Novum im deutschen Vorabendprogramm darstellte. Drei Jahre später sorgte Carsten mit einer heißen Liebesnacht mit seinem damaligen Lover Robert Engel (Martin Armknecht) für Säckeweise Beschwerden beim WDR und sogar Morddrohungen gegen die Schauspieler. Die Szene schrieb Geschichte – und wurde später zum Museumsobjekt im Bonner "Haus der Geschichte" (queer.de berichtete). 1997 heiratete Carsten – vier Jahre vor Einführung der eingetragenen Partnerschaft – seinen Freund Theo. 2003 dann verpartnerte er sich schließlich mit Käthe (Claus Vinçon) und adoptierte den HIV-positiven Felix.
Tanja Schildknecht (Sybille Waury), die bereits seit der zweiten Folge dabei ist, und Sonia Besirski (Nika von Altenstadt) waren das erste weibliche gleichgeschlechtliche Liebespaar der "Lindenstraße". Die Drehbuchautoren ließen Sonia 1998 an einer Überdosis Morphium sterben.
In den letzten Jahren sorgte die "Lindenstraße" auch mit trans Figuren für Aufsehen (queer.de berichtete). (cw/dpa)
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Besser wäre es vom WDR oder/und der ARD, entweder ein Spin-off zu machen (eine Figur zieht aus der Lindenstraße woanders hin, am besten in ein anderes Bundesland), oder ganz eine neue Serie, die in einem anderen Millieu spielt (Obdachlose und Hartz IV- Empfänger in einem Plattenbau bieten sich da an).