Zwei Stühle, eine Meinung: Tucker Carlson (li.) und sein Gast Dave Rubin (Bild: Screenshot Fox News Channel)
Der Fox News Channel sorgt erneut mit Schuldzuweisungen gegen sexuelle und geschlechtliche Minderheiten für Aufregung: Moderator Tucker Carlson, der mit seiner wochentäglichen Sendung um 20 Uhr im Quotenrennen weit vor den Konkurrenten von CNN und MSNBC liegt, macht die Akzeptanz von Minderheiten für die sich ausbreitenden Waldbrände in Kalifornien verantwortlich.
Carlson griff den Stromversorger PG&E an, weil die Feuer durch Bäume, die wegen starken Windes auf Stromleitungen gefallen waren, ausgelöst worden sein sollen. PG&E und andere Anbieter stellten daher Millionen Kunden den Strom ab. "Die Firma schafft es nicht, dass man die Lichter anstellen kann oder dass sie die Qualität ihrer Infrastruktur aufrecht erhält, aber sie ist sehr gut darin, kalifornische Linksaußenpolitiker zu beeindrucken", so begann Carlson seine Tirade. "Stattdessen kennt die Firma Daten zur Hautfarbe ihrer Abgestellten und wie viele ihrer Lieferanten divers oder LGBTQ sind." Der Staat würde sich daher zurückentwickeln in die Zeiten des Mittelalters.
"Progressive Ideologie"
Sein späterer Gast, der konservative Kommentator Dave Rubin, wiederholte den Vorwurf an die Firma. Wegen der "progressiven Ideologie" wisse man, "welche Lieferanten LGBT oder wie viele Feuerwehrleute schwarz oder weiß oder asiatisch sind". "Alle [Firmen], die diesen Pfad wählen, werden über kurz oder lang kaputt gehen", so Rubin. Worin der Zusammenhang zwischen der Akzeptanz von sexuellen, geschlechtlichen oder ethnischen Minderheiten und der Qualität der Energieversorgung liegt, verrieten die beiden TV-Persönlichkeiten freilich nicht.
Die Fox-Berichterstattung über kalifornische Waldbrände unterscheidet sich stark von der zu Naturkatastrophen wie Hurrikans, die in konservativen Südstaaten wüten. Im mehrheitlich linksliberalen Kalifornien machen Fox-News-Kommentatoren oft die Verwaltung oder direkt die Demokratische Partei verantwortlich, während sie bei ähnlichen Events in republikanischen Gegenden zu Gebeten aufrufen und die Bereitstellung öffentlicher Mittel fordern. Im Sender wird außerdem der Klimawandel oft als Erfindung von linksliberalen Eliten dargestellt.
Rubin ist selbst offen schwul, ist aber wegen seiner Ablehnung der Demokraten und Progressiven, die er als "geisteskrank" bezeichnet, gern gesehener Gast im Fox News Channel. In seiner Youtube-Talkshow interviewt er auch Rechtsextremisten wie den wegen verschiedener Delikte bereits rund ein Dutzend Mal zu Bewährungs- oder Gefängnisstrafen verurteilten britischen Islamhasser Tommy Robinson.
Dave Rubin in einem sehr wohlwollenden Interview mit dem Rechtsextremisten Tommy Robinson (Bild: Youtube / Rubin Report)
Der Fox News Channel hat bereits wiederholt mit fragwürdigen Aussagen Stimmung gegen LGBTI-Akzeptanz gemacht. So beklagte ein Kommentator letztes Jahr auf der Website des Senders, dass das amerikanische Olympiateam zu "dunkel" und zu schwul sei (queer.de berichtete). (dk)