Samstagnachmittag im Stadion An der Alten Försterei (Bild: Facebook / Carsten Schatz)
Beim Chaos-Derby zwischen den beiden Hauptstadtclubs Union und Hertha BSC ist es am Samstag nicht nur zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen, sondern Fans der Heimmannschaft aus Köpenick zeigten auch homophobe Transparente, auf denen sie gegnerischen Fans homosexuelles Verhalten vorwarfen. Auf drei Stofflaken, die im Stadion ohne Konsequenzen gezeigt wurden, war zu lesen: "16 Autos – 12 Herthaner – der Schwanz im Arsch wird nie zu Rückgrat". Die Banner, von denen Bilder in sozialen Netzwerken verbreitet wurden, beziehen sich offenbar auf eine Auseinandersetzung der rivalisierenden Union- und Hertha-Ultras.
Auf Facebook kritisierte am Sonntag auch der Berliner Abgeordnete Carsten Schatz (Linke) die Transparente mit den Worten: "Beim Lokalrivalen hat sich etwas verändert, als mit den [schwul-lesbischen Fanclub] Hertha-Junxx die Homo-Fans und Mitglieder sichtbar und aktiv geworden sind. Wird Zeit für sowas [für] die Eisernen Ladys [Union Berlin]. Beim Nachbarn spicken ist ja nicht immer schlecht. Kriegen wir den Arsch hoch?" Die Hertha Junxx hatten sich 2001 als erster offizieller queerer Fanclub eines deutschen Fußball-Profivereins gegründet.
"Schäme mich als Unioner für so eine Entgleisung"
Auf Twitter gab es weitere Reaktionen, in denen sich auch Anhänger von Union Berlin von den Transparenten distanzierten: "Schäme mich als Unioner für so eine Entgleisung. Darf es nicht geben. Sowas passt nicht zu unserem Verein, das gehört nicht zum Fußball, nicht in diese Gesellschaft", schrieb ein Nutzer. Ein anderer Twitter-User erklärte: "Sehr schade von den Union-Ultras. So schnell drehen sich die Sympathien."
Das Spiel sorgte wegen Zündens von Pyrotechnik, darunter auch das Abschießen von Raketen in Richtung Trainerbank, und eines versuchten Platzsturms für viel Aufregung. Bei den Auseinandersetzungen wurden drei Menschen verletzt, darunter zwei Polizisten. Bislang gibt es infolge des Spiels 25 Strafermittlungsverfahren wegen Körperverletzung, Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung und Landfriedensbruchs. Sportlich war das Duell für den Aufsteiger Union ein Erfolg: Der 1966 gegründete Verein gewann 1:0 durch ein Elfmetertor kurz vor dem Abpfiff.
Bereits mehrfach hatte es in der Bundesliga homophobe Banner gegeben. Im April zeigten Dortmund-Fans etwa ein an die gegnerischen Fans gerichtetes Transparent mit der Aufschrift "Ihr Schwuchteln singt zu Kay One" (queer.de berichtete).
In Deutschland führen derartige Verhaltensweisen manchmal zu Strafen, allerdings wird in anderen Ländern härter durchgegriffen: In Frankreich wurden Anfang dieser Saison mehrfach Spiele wegen homophober Sprechchöre unterbrochen (queer.de berichtete).
Eigentlich setzt sich Union seit Jahren gegen Diskriminierung und Homophobie ein. So beteiligte sich der Verein an der Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagne "Rote Karte für Homophobie!" (queer.de berichtete). Außerdem sei man "regelmäßig auf Veranstaltungen wie z.B. den jährlich stattfindenden Respect Games, dem CSD, dem Kietzer Sommer oder der Interkulturellen Woche anzutreffen", heißt es auf der Website des Vereins. (dk)