Ein transfeindliches Stalking in Oppenheim sorgt seit Freitag für Entsetzen in ganz Deutschland. Das Opfer, eine 46-jährige trans Frau aus der rheinland-pfälzischen Stadt, veröffentlichte auf Facebook einen Zettel, den ein Unbekannter an ihrer Haustür angebracht hatte. Darauf wird die Frau aufs Übelste beleidigt und bedroht.
Unter der Überschrift "Für ein schwuchtelfreies Oppenheim!" heißt es in der Hassbotschaft: "Wer immer diese Transe sieht: Bespuckt ES. Schlagt ES. Früher wärst Du vergast worden, aber auch heute kriegen wir Dich noch." Die 46-Jährige solle aus der Stadt verschwinden, so der anonyme Verfasser: "Du krankes, perverses Schwein, verpiss Dich aus Oppenheim." Illustriert wurde der Drohbrief mit einem Foto der trans Frau, den der Unbekannte offensichtlich von ihrem Facebookprofil kopiert hat.
"Keinen Nanometer werden wir vor dieser infamen Drohgebärde weichen"
Oppenheims Stadtbürgermeister Walter Jertz zeigte sich in einer Stellungnahme auf der Homepage der Stadt "wütend, schockiert und gleichwohl entschlossen" über die anonyme Anfeindung: "Für Intoleranz und intolerante Menschen ist hier nicht nur kein Platz. Vielmehr werden wir als weltoffene Oppenheimerinnen und Oppenheimer diese menschenverachtende Tat nicht hinnehmen", erklärte der parteilose Politiker, der in engem persönlichen Kontakt zur Betroffenen und deren Kindern sowie ihrer Familie stehe. Der anonyme Verfasser möge sich "gut in Acht nehmen", so Jertz. "Keinen Nanometer werden wir vor dieser infamen Drohgebärde weichen. Oppenheim ist seit jeher ein Hort der Vielfalt, Heimat von vielen Menschen aus der ganzen Welt und unter meinem Mandat ein bunter, sicherer Hafen für alle jene, die ihn brauchen."
Auch die Stadtratsfraktionen zeigten sich in einer gemeinsamen Resolution "entsetzt über das Ausmaß von verbaler Verrohung". Als Zeichen der Solidarität solle künftig am 17. Mai, dem internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie, die Regenbogenfahne gehisst werden. Auch Christiane Rohleder, Landesbeauftragte für gleichgeschlechtliche Lebensweisen und Geschlechtsidentität, verurteilte den transfeindlichen Drohbrief: "Das ist menschenverachtend. Wir kämpfen weiter dafür, dass alle ihre geschlechtliche Identität ohne Angst leben können", twitterte sie über den Account des Familienministeriums.
Am Freitagabend kam es zudem zu einer Solidaritätskundgebung. Rund 150 Menschen versammelten sich nach einem Aufruf verschiedener Gruppen auf dem Oppenheimer Marktplatz.
Solidarischer Bürger setzt 500 Euro Belohnung aus
Die Polizei hat unmittelbar nach Bekanntwerden des Hassbriefes Ermittlungen wegen Volksverhetzung und Beleidigung aufgenommen und bereits Spurensicherungsmaßnahmen durchgeführt. Bislang gibt es jedoch keine Hinweise auf den Verfasser des Briefes. Die Tatzeit grenzt die Polizei auf den Zeitraum zwischen 22.30 Uhr am Donnerstag und Freitag um 6 Uhr ein. Sachdienliche Hinweise können unter der Telefonnummer (06133) 933100 oder per E-Mail an pioppenheim@polizei.rlp.de gemeldet werden. Für den entscheidenden Hinweis, der zur Ergreifung des Täters führt, hat ein Oppenheimer spontan eine Belohnung in Höhe von 500 Euro ausgesetzt.
Von der Solidaritätswelle zeigte sich die Betroffene auf Facebook "völlig geflasht". "Vielen Dank an alle, die hier ein Zeichen für Toleranz setzen. Das macht Mut", bedankte sich die 46-Jährige. Ihr ursprünglicher Post, mit dem sie den Drohbrief öffentlich gemacht hatte und der rund 1.000 Mal geteilt wurde, wurde hingegen zwischenzeitlich vom Netzwerk gelöscht, da dieser angeblich zu Hassreden auffordere. "Schade Facebook, nicht verstanden", kommentierte die trans Frau. (cw)
Ich denke, dass wir sehr vorsichtig mit so einem Mist umgehen müssen, da jede böse Tat oft nachgeahmt wird. Leider.