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Wechsel zum Jahresende
Nach Berufung von Katherina Reiche: E.on verliert Stromkunden
Die ehemalige CDU-Politikerin Katherina Reiche hetzte jahrelang gegen Lesben und Schwule. Im kommenden Jahr erhält sie einen Chefposten bei E.on, obwohl der Konzern ein Diversity-Versprechen abgegeben hat.

Bis 2015 das homophobste Gesicht der CDU: Als Bundestagsabgeordnete und parlamentarische Staatssekretärin hetzte Katherina Reiche immer wieder gegen Lesben und Schwule (Bild: VKU)
- 10. November 2019, 17:13h 3 Min.
Der Wechsel der ehemaligen CDU-Politikerin Katherina Reiche in eine Führungsfunktion beim Energiekonzern E.on hat zu ersten Kündigungen von Stromverträgen geführt. "Mit einigem Entsetzen und beachtlicher Enttäuschung haben wir heute der Presse entnehmen müssen, dass Ihr Unternehmen künftig u.a. durch Frau Katherina Reiche repräsentiert wird", heißt es im Kündigungsschreiben eines schwulen Paares aus dem mittelhessischen Aßlar, das queer.de vorliegt. "Damit dokumentieren Sie ohne Zweifel, dass Sie auf homosexuelle Kunden nicht den geringsten Wert legen."

Ausschnitt aus dem Kündigungsschreiben
Als Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin hatte Reiche aus ihrer Abneigung gegenüber Schwulen und Lesben nie einen Hehl gemacht. Bereits bei Einführung des Lebenspartnerschaftsgesetzes erklärte sie, es sei ein "Angriff auf Ehe und Familie", wenn gleichgeschlechtliche Paare rechtlich anerkannt werden. Sie hoffte damals, dass das Bundesverfassungsgericht die Lebenspartnerschaft wieder abschafft.
Reiche: Ehe für alle führt zu "unendlich viel Leid"
Danach fiel sie immer wieder durch homophobe Ausbrüche auf: 2011 sagte sie in einer Talkshow, dass sie lesbische und schwule Paare als "nicht normal" ansehe (queer.de berichtete). Ein Jahr später erklärte sie in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung, dass Homosexuelle eine Gefahr für das Land darstellten: "Unsere Zukunft liegt in der Hand der Familien, nicht in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften. Neben der Euro-Krise ist die demografische Entwicklung die größte Bedrohung unseres Wohlstands" (queer.de berichtete). Das führte zu scharfer – auch innerparteilicher – Kritik und einem Shitstorm in sozialen Medien. Die Kritik wurde von Reiche aber als "Intoleranz" zurückgewiesen (queer.de berichtete).
Auch später polemisierte Reiche weiter gegen Homosexuelle. So behauptete sie 2012, dass die gleichgeschlechtliche Eheschließung zu "unendlich viel Leid" führe, und warf Schwulen und Lesben "Hedonismus" vor (queer.de berichtete).
Vor vier Jahren wechselte Reiche in die Wirtschaft
Vor vier Jahren hatte sich Reiche aus der Politik verabschiedet und wurde Hauptgeschäftsführerin des Verbandes kommunaler Unternehmen (queer.de berichtete). Nun soll sie zum 1. Januar 2020 als Vorsitzende der vierköpfigen Geschäftsführung des Tochterunternehmens Innogy Westenergie zum E.on-Konzern wechseln – und damit eine der größten und wichtigsten operativen Einheiten im deutschen Netzgeschäft leiten. Die Personale sei "politisch getrieben" und "bereits im Vorfeld der Verkündigung bei E.on umstritten", berichtete die "WirtschaftsWoche". Reiche sei in Sachen Energiewirtschaft "eher unbedarft".
An die homophoben Tiraden der ehemaligen CDU-Politikerin hatte im vergangenen Monat als erster der Nollendorfblogger Johannes Kram erinnert. Für ihn steht die Berufung Reiches im klaren Widerspruch zu einem Diversitätsversprechen des Konzerns. "Wir tun alles, was wir können, um eine wirklich integrative Kultur aufzubauen", heißt es schließlich in einem Video von E.on, das auch auf der Homepage verlinkt ist.
Die Personale kann sich Kram deshalb nicht erklären: "Schwer vorstellbar, dass jemand auf die Idee kommt, jemand mit einem dermaßen öffentlich-behauptetem desaströsen Gesellschafts- und Menschenbild Führungsverantwortung für MitarbeiterInnen und Mitarbeiterinnen bei einem so wichtigen Arbeitgeber zu übertragen", schreibt er in seinem Blog. "Schwer vorstellbar, dass diese Entscheidung nicht die Stimmung für Sichtbarkeit von LGBTI im Unternehmen trübt."
E.on hat auf Anfragen sowie auf die Kritik bislang nicht reagiert. Auf der Facebookseite "Enough is Enough", die den Beitrag des Nollendorfblogs teilte, kündigten allerdings weitere User an, ihren Stromvertrag mit E.on zu kündigen. (mize)
#Nollendorfblog ???? ? "Auf seiner Homepage gibt der Energiekonzern Eon ein Diversitätsversprechen ab. Wörtlich heißt es…
Gepostet von ENOUGH is ENOUGH – OPEN YOUR MOUTH am Montag, 14. Oktober 2019
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