Das für Dienstagabend geplante Konzert des Deutschrappers Kollegah in der Köln-Mülheimer Veranstaltungshalle E-Werk stößt auf Widerstand: Gegen den wegen seiner frauenverachtenden, gewaltverherrlichenden und homophoben Texte umstrittenen 35-Jährigen protestieren unter anderem Kommunalpolitiker, die Kölnische Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die feministische Zeitschrift "Emma" und der katholische Stadtdechanat. Bislang hält das E-Werk am Auftritt fest. Deshalb soll es laut "Emma" vor dem Beginn des Konzerts zu einer Protestaktion vor dem E-Werk kommen.
Aus der Politik kommen Forderungen, das Konzert abzusagen: "Ich finde es beschämend, dass das E-Werk diesem Rapper mit seinen menschenverachtenden Texten eine Bühne bietet", erklärte etwa der Kölner Bürgermeister Andreas Wolter (Grüne).
Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) machte am Montag beim traditionellen Auftakt der Karnevalssession einen Seitenhieb auf Kollegah, ohne dessen Namen direkt zu erwähnen. Die 62-Jährige sagte: "Jeder, der nach Köln kommt und meint, er könnte bei seinen Konzerten intolerante Ideen und Parolen verkaufen, muss mit dem Widerstand der Kölner rechnen. Wer versucht, unsere Toleranz zu missbrauchen, der ist kein Vertreter von Meinungsfreiheit, sondern von Dummheit."
Oberbürgermeisterin Reker ist sich sicher, dass "intolerante Ideen und Parolen" auf den Widerstand der Kölner stoßen (Bild: Stadt Köln / Danny Frede)
Die Kölner SPD forderte das E-Werk am Montag auf, das Konzert abzusagen: "Seit Jahren ist Kollegah für seine antisemitischen, frauenverachtenden, homophoben, und gewaltverherrlichenden Texte bekannt, daher sollte er aus unserer Sicht in unserer weltoffenen Stadt keine Bühne bekommen."
Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine, der die katholische Kirche in Köln repräsentiert, kritisierte bereits vergangene Woche den Auftritt: "Gerade wenn antisemitische Schmähungen und Übergriffe leider wieder an der Tagesordnung sind, dürfen wir keine Rücksicht auf vermeintlich künstlerische Freiheiten nehmen, zumal Rapper wie Kollegah großen Einfluss auf unsere Jugend haben", sagte er dem katholischen Portal "Domradio".
Auch Jürgen Wilhelm, der Vorsitzende der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, sprach sich für eine Absage des Konzerts aus: "Durchgängig propagiert Kollegah in seinen Texten Antisemitismus, Homophobie, Gewalt gegen Frauen und ruft auch zum Hass gegen sozial Marginalisierte auf", so Wilhelm.
E-Werk: Wir sind nur Vermieter
Das E-Werk hatte auf Anfrag von "Watson" Verantwortung für die menschenverachtenden Texte zurückgewiesen und erklärt, man sei nur Hallenvermieter. Veranstalter sei "Alpha Music", das Label von Kollegah, das bislang nicht zu den Vorwürfen Stellung nahm.
Bereits am Samstag (9. November) war ein Konzert Kollegahs in der badischen Kreisstadt Rastatt abgesagt worden. Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch (CDU) hatte das damit begründet, dass man "gerade am Tag der Reichspogromnacht" die Stadt nicht zum Veranstaltungsort "eines solchen Konzertes" machen werde. Der Gemeinderat hatte mehrheitlich für die Absage gestimmt.
Viele homophobe Textstellen
Viele der umstrittenen homophoben Aussagen Kollegahs fallen in den Bereich des "Battle-Rap", stellen also gegenseitige Beleidigungen unter Rappern dar. Kollegah forderte im Album "Jung, brutal, gutaussehend 3", das er gemeinsam mit seinem Kollegen Farid Bang aufgenommen hatte, beispielsweise: "Wohin man auch schaut, man sieht nur Spasten in der Szene (…) Zieh dein Kleid aus, wir sind hier nicht bei der Gayparade, Mo'fucker."
Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hatte sich bereits 2014 besorgt über die Homophobie im Kollegah/Bang-Vorgängeralbum "Jung, Brutal, Gutaussehend 2" geäußert und es auf den Index gestellt. Für die Behörde seien "die extrem homosexuellenfeindlichen Äußerungen (…) sozialethisch nicht mehr vertretbar". Auf diesem Album rappten die Interpreten unter anderem: "Ich schlag dir deine große Schnauze ein / Ich hab gehört du drehst ein Film – Brokeback Mountain 2" oder attestieren Schwulen: "Ihr seid wie Schotten. Männer, die die Hosen nicht anhaben".
In der öffentlichen Debatte sorgen insbesondere antisemitische Textstellen für Kritik – etwa der Satz: "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" aus dem Song "0815". Außerdem sorgten Äußerungen Kollegahs, in denen er Israels Umgang mit Palästinensern mit dem Umgang von Nazi-Deutschland mit Juden gleichstellte, für Empörung.
Kollegah hatte erst vergangenen Monat den Schmähpreis "Sexist Man Alive" von "Emma" erhalten (queer.de berichtete). (dk)
Wieso ist ein Gay eigentlich ein Mo' fucker? Ne Mother ist doch weiblich... (Stirnrunzelnd) Nicht logisch !