Kollegah in der ZDFneo-Talkshow "Schulz & Böhmermann" im Jahr 2016 (Bild: Screenshot / ZDFneo)
Das Konzert des Deutschrappers Kollegah hat am Dienstagabend wie geplant im Köln-Mülheimer E-Werk stattgefunden, obwohl im Vorfeld Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Kirchen eine Absage gefordert hatten (queer.de berichtete). Mehrere Dutzend Personen demonstrierten vor dem Konzert gegen die antisemitischen, frauenverachtenden, homophoben und gewaltverherrlichenden Texte des 35-jährigen Künstlers. Dazu gehörten auch Kabarettist Jürgen Becker, Vizeoberbürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes (SPD) und der offen schwule Bürgermeister Andreas Wolter (Grüne).
Kollegah äußerte sich auf dem Konzert abwertend über die Gegendemonstranten: "Habt ihr die Emanzen-Demonstranten draußen gesehen? Vielleicht hätte ich denen den ein oder anderen Kochlöffel mitbringen sollen", sagte er nach Angaben der "Bild"-Zeitung.
Organisiert worden war der Protest von der in Köln beheimateten Frauenzeitschrift "Emma", die dem Deutschrapper erst vergangenen Monat den Schmähpreis "Sexist Man Alive" verliehen hatte (queer.de berichtete). Die Aktivistinnen wollten die "Auszeichnung" im Rahmen des Protestes an Kollegah übergeben, bekamen aber keine Gelegenheit dazu.
Konzert nicht ausverkauft
Immerhin: "Emma" merkte an, dass die Reichweite des "Echo"-Preisträgers offenbar begrenzt ist: "Ein großes Rudel scheint das selbsterklärte Alpha-Männchen Kollegah zumindest nicht versammelt zu haben: Maximal 400 – zu 95 Prozent männliche – Konzertbesucher kamen ins E-Werk, das 2.000 Menschen fasst."
"Emma"-Redakteurin Chantal Louis wertete die Aktion gegenüber dem WDR als Erfolg: "Was wir geschafft haben, ist, eine Debatte anzustoßen, dass mal thematisiert wird, was für ein Hass dieser Mann verbreitet."
LGBTI-Aktivisten hatten wiederholt auch die homophoben Texte von Kollegah kritisiert. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hatte sich bereits vor fünf Jahren besorgt über die Homophobie im Album "Jung, Brutal, Gutaussehend 2" von Kollegah und Farid Bang geäußert und es auf den Index gestellt. Für die Behörde seien "die extrem homosexuellenfeindlichen Äußerungen (…) sozialethisch nicht mehr vertretbar", argumentierte die Jugendschutzbehörde damals. (dk)