Die Zahl der HIV-Neuinfektionen geht in Deutschland kontinuierlich zurück
In Deutschland ist die Zahl der neuen HIV-Infektionen weiter gesunken. Im Jahr 2018 gingen die Neuinfektionen im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent auf 2.400 zurück, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Donnerstag in Berlin in seinem "Epidemiologischen Bulletin" (PDF) mitteilte. Laut einer aktualisierten Schätzung hatten sich im Jahr 2016 noch 2.500 mit HIV angesteckt. Ursprünglich hatte das RKI diese Zahl auf 2.700 geschätzt (queer.de berichtete).
Ende vergangenen Jahres stieg damit die Zahl der HIV-Infizierten insgesamt auf 87.900. Schätzungsweise 10.600 wussten nichts von ihrer Ansteckung.
"Wer von seiner Infektion nichts weiß, kann das Virus unbeabsichtigt weitergeben, außerdem ist bei Spätdiagnosen die Sterblichkeit höher", erklärte RKI-Präsident Lothar Wieler. Etwa jede dritte Neuinfektion werde erst mit einem fortgeschrittenen Immundefekt diagnostiziert. Betroffene mit Spätdiagnosen leiden oft an Aidssymptomen wie zum Beispiel Lungenentzündungen durch Pilze. Zudem können die Infizierten das Virus unwissentlich weitergeben.
Im Jahr 2018 starben schätzungsweise 440 Menschen an HIV. Seit Beginn der Epidemie in den Achtzigerjahren schätzen die RKI-Experten die Zahl der Todesfälle auf 29.200.
MSM stellen zwei Drittel der Neuinfektionen
Bei den meisten Betroffenen handelt es sich den Angaben zufolge nach wie vor um Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Hier gibt es jedoch einen positiven Trend: Die Zahl der geschätzten HIV-Neuinfektionen in dieser Gruppe ging von etwa 2.200 im Jahr 2013 auf 1.600 Neuinfektionen im Jahr 2018 zurück. Noch immer stellen schwule und bisexuelle Männer allerdings zwei Drittel aller Neuinfektionen.
Das RKI führt die positive Entwicklung der letzten Jahre vor allem auf den Ausbau der Testangebote, eine gestiegene Testbereitschaft und die Empfehlung zu einem sofortigen Behandlungsbeginn zurück. Durch eine erfolgreiche Therapie wird die Weitergabe von HIV verhindert.
Der Anteil von HIV-Infizierten, die mit speziellen Medikamenten gegen das Virus behandelt werden, nahm in den vergangenen Jahren stetig zu und liegt inzwischen bei 93 Prozent. In 95 Prozent der Fälle ist die Behandlung erfolgreich, so dass die Betroffenen nicht mehr infektiös sind – und somit selbst bei Sex ohne Kondom den Partner praktisch nicht mehr anstecken können. Forscher und Aktivisten erhoffen sich, dass mit der HIV-Prophylaxe PrEP die Zahl der Neuinfektionen noch weiter gesenkt werden kann. PrEP wurde erst im September in den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen (queer.de berichtete).
DAH: Weitere Präventionslücken schließen
Die Deutsche Aidshilfe wertete den Rückgang bei den Neuinfektionen als Erfolg der Prävention und der HIV-Therapie. Es gelte aber, weitere Präventionslücken zu schließen, forderte Vorstandsmitglied Sylvia Urban unter anderem mit Blick auf die steigenden Neuinfektionen bei Drogenkonsumenten. Vermeidbare HIV-Infektionen entstünden auch, weil es nach wie vor keine Abgabe sauberer Spritzen in Haft gebe und weil Menschen ohne Aufenthaltspapiere faktisch keinen Zugang zur HIV-Therapie hätten.
Weiter erklärte Urban, das die Stigmatisierung von Positiven nach wie vor das größte Hindernis für eine erfolgreiche HIV-Prävention seien: "Mit HIV kann man heute bei rechtzeitiger Diagnose leben wie alle anderen Menschen", sagte das DAH-Vorstandsmitglied. "Dieses Wissen kann dazu beitragen, dass Menschen sich testen und behandeln lassen. Hier gilt: Erzählt es weiter! Diskriminierung hingegen schreckt Menschen vom Test ab – sie muss weiter verringert werden." (AFP/dk)
Das bedeutet, dass Aufklärung, Plakat-Kampagnen, etc. wirken und wirklich Menschenleben schützen.
Das muss damit verbunden sein, diese Maßnahmen noch zu verstärken.