In Deutschland dürfen derzeit nur Schwule Blut spenden, die ein Jahr lang auf sexuelle Aktivitäten verzichten – bei Heteros gibt es diese Einschränkung nicht (Bild: flickr / Banc de Sang i Teixits / by 2.0)
Wie am Freitag bekannt wurde, will sich die FDP-Bundestagsfraktion dafür einsetzen, dass die geltenden Beschränkungen bei Blutspenden für Homo- und Transsexuelle aufgehoben werden. Die Liberalen wollen einen entsprechenden Antrag im Bundestag einbringen. In dem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, fordert die FDP das Ende einer "Diskriminierung potenzieller Blutspenderinnen und Blutspender wegen ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität".
Konkret geht es um die sogenannte "Richtlinie zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten", die von der Bundesärztekammer und dem Paul-Ehrlich-Institut erstellt wird. Darin sind Regeln festgelegt, unter welchen Bedingungen welche Personengruppen Blut spenden dürfen.
Personen müssen demnach seit 2017 ein Jahr lang von der Blutspende zurückgestellt werden, wenn ihr "Sexualverhalten ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko" zum Beispiel für HIV berge. Aufgezählt werden anschließend Heterosexuelle mit häufig wechselnden Partnern, Prostituierte, "Männer, die Sexualverkehr mit Männern haben (MSM)" und "transsexuelle Personen mit sexuellem Risikoverhalten" (queer.de berichtete).
FDP: Aktuelle Regelung diskriminierend
Die FDP kritisiert diese Regelung als diskriminierend. "Den Personengruppen als Ganzes wird ein unreflektiertes und risikoreiches Sexualverhalten unterstellt", heißt es. Entscheidend für ein Infektionsrisiko sei nicht die sexuelle oder geschlechtliche Identität eines Menschen, sondern das tatsächliche Risikoverhalten.
Bei Aids- und LGBTI-Aktivisten rennen die Liberalen mit der Forderung offene Türen ein: Sie kritisieren schon seit langem, dass sogar von treuen schwulen Eheleuten verlangt wird, ein Jahr lang kein Sex mit ihrem eigenen Ehemann zu haben, bevor sie als spendenwürdig angesehen werden. Ein Sprecher der Deutschen Aidshilfe bezeichnete die Sex-Karenzzeit bei ihrer Einführung als "Unverschämtheit" (queer.de berichtete). Für den Lesben- und Schwulenverband in Deutschland ist das Teilverbot eine "sachwidrige Diskriminierung von Schwulen" (queer.de berichtete). Vor der Neuregelung 2017 waren Schwule komplett vom Blutspenden ausgeschlossen.
Die Aktivisten fordern, dass Homo- und Heterosexuelle nicht nach ihrer sexuellen Orientierung, sondern nach ihrem Risikoverhalten unterteilt werden. Diese Regelung gibt es bislang nur in sechs der 28 EU-Staaten (Bulgarien, Italien, Lettland, Polen, Portugal und Spanien). (dpa/dk)