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Großbritannien
Rabbi: Lieber tot als LGBTI-Unterricht
Ein ultraorthodoxer jüdischer Ex-Richter ruft seine Glaubensgenossen auf, lieber ihr Leben zu geben als die Erwähnung von Homo- und Transsexualität an Schulen zu akzeptieren.

Dayan Gavriel Krausz will lieber sterben als erlauben, dass ein Lehrer auch über ein Homo-Paar im Unterricht spricht
- 21. November 2019, 16:01h 2 Min.
Der britische Rabbiner Dayan Gavriel Krausz hat Homo- und Transsexualität als "Gräuel" bezeichnet und dazu aufgerufen, LGBTI-Unterricht an Schulen nicht zu akzeptieren. Wie die BBC berichtet, hatte der ehemalige Chef des Beth Din (Rabbinatsgericht) in Manchester kürzlich Flugblätter an jüdische Schulen verschickt, auf denen zu lesen war: "Man ist verpflichtet, sein eigenes Leben aufzugeben statt nachzugeben." Auch wenn es zu staatlichen Repressionen kommen werde, dürfe man keinen Zentimeter nachgeben.

Mit Flugblättern mit diesem Aufdruck machte Krausz Stimmung gegen LGBTI-Unterricht
Hintergrund ist ein neuer Lehrplan für den britischen Landesteil England, der vorsieht, dass in Grund- und weiterführenden Schulen im Aufklärungsunterricht ab September 2020 auch LGBTI-Beziehungen und -Identitäten behandelt werden müssen. LGBTI-Aktivisten hatten jahrelang für die Einbeziehung der Thematik in den Unterricht gekämpft. Bis 2003 hatte das aus der Thatcher-Zeit stammende Gesetz "Section 28" Schulen noch ausdrücklich verboten, das Thema Homosexualität auch nur anzudeuten, geschweige denn darüber zu sprechen (queer.de berichtete).
"Wir müssen bereit sein, unser Leben zu opfern"
"Die vier Buchstaben LGBT sind laut der Tora ein Gräuel", so Krausz gegenüber der BBC. "Das ist nicht nur meine Meinung. Das ist die Meinung der gesamten orthodoxen Gemeinschaft." Wenn die Gesetze der heiligen Tora (die fünf Bücher Mose) gebrochen werden würden, sei er verpflichtet, sein Veto einzulegen. "Wir müssen bereit sein, unser Leben zu opfern", so Krausz martialisch. Er forderte alle Juden auf, sich "standhaft" gegen das "schreckliche Dekret" zu wehren.
Liberale Juden und LGBTI-Aktivisten zeigten sich entsetzt über die Äußerungen von Krausz. Rabbi Charley Baginsky erklärte etwa, dass Krausz nur eine kleine Minderheit von Juden repräsentiere: "Die Kommentare sind schockierend und traurig, aber sind weit entfernt von unserem Judentum", so Baginsky. Auch die LGBT Foundation wies darauf hin, dass diese Ansichten nicht "die große Mehrheit der jüdischen Gemeinschaft" repräsentierten.
In den letzten Jahren hatten es bereits mehrere Proteste gegen die Erwähnung von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten an englischen Schulen gegeben. Eine von christlichen Fundamentalisten initiierte Petition gegen den neuen Lehrplan wurde etwa von mehr als 100.000 Menschen unterzeichnet. In Birmingham protestierten im Frühjahr radikale Muslime gegen die Erwähnung von Homo- und Transsexualität an Schulen (queer.de berichtete). (dk)

Für mnache Leute ist Religion halt eine prima Ausrede, nicht selbst zu denken.